Appell von Russell T. Davies „Seid ihr bereit zu kämpfen? Denn ein Kampf steht bevor!“
Das preisgekrönte Mastermind hinter Kultserien wie „Queer as Folk“ oder „Doctor Who“, Russell T. Davies (62), meldete sich jetzt mit einem eindringlichen Appell an die junge Community zu Wort. Die Rechte von Homosexuellen und queeren Menschen in Großbritannien und weltweit würden sich „rapide und rasend schnell verschlechtern“, LGBTIQ+-Menschen müssten jetzt reagieren.
Der lange Schatten Amerikas
Schuld an der Entwicklung sei vor allem US-Präsident Donald Trump, so Davies gegenüber dem Magazin The Big Issue: „Was in Amerika passiert, passiert immer auch hier, und angesichts der Aussicht auf eine Reform-Regierung sollten wir, die Schwulen-Gemeinschaft, die Queer-Gemeinschaft, mit Entsetzen, Angst und Wut revoltieren und handeln!“ Derzeit strebt die Partei „Reform UK“ an die Macht – die rechtspopulistische Partei war als „Brexit Party“ unter Nigel Farage bekannt geworden und hat sich während der Corona-Pandemie umbenannt. Erste Erfolge konnte die Partei bereits erneut bei Kommunalwahlen erringen. Zuletzt hatte die Partei erklärt, die „Transgender-Ideologie“ an allen Schulen verbieten, das Gleichstellungsgesetz ganz ersetzen und Vorschriften zu Vielfalt, Gleichstellung und Inklusion komplett abschaffen zu wollen.
Alles wunderbar in der Zukunft?
Lange Zeit habe er dabei nicht für möglich gehalten, dass es zu einem Rollback der Rechte und in puncto gesellschaftlicher Akzeptanz kommen würde: „Als Queer As Folk 1999 herauskam, hätten wir auf die Frage: ‚Wie wird es um die Rechte von Homosexuellen im Jahr 2025 stehen?‘ geantwortet: ‚Oh, es wird alles wunderbar sein – es wird Sonnenschein geben und wir werden Hand in Hand die Straße entlang hüpfen – Schwule, Queers, Lesben, alle. Und schaut euch an, wo wir jetzt stehen! Die Dinge sind besser geworden, aber jetzt verschlechtern sie sich rapide und in rasender Geschwindigkeit wieder.“
Davies betonte weiter, Trump sei „buchstäblich darauf aus, uns zu vernichten“ und „wäre glücklicher, wenn wir unsichtbar und verschwunden wären, ohne finanzielle Mittel, völlig unsichtbar, wenn nicht sogar biologisch verändert.“ Zuvor hatte er mit Blick auf Trump bereits erklärt, der Wahlsieg Ende letzten Jahres sei für die Gay Community die größte Gefahr, die er jemals gesehen habe: „Ich bin kein Panikmacher. Ich bin 62 Jahre alt. Ich kenne die schwule Gesellschaft sehr, sehr gut. Als schwuler Mann habe ich das Gefühl, dass eine Welle der Wut, Gewalt und Ressentiments in großem Umfang auf uns zukommt. Ich habe seit der Wahl im November 2024 buchstäblich einen Unterschied in der Art und Weise festgestellt, wie man mit mir als schwulen Mann spricht, und das sind nur ein paar Monate, in denen Hassreden als Waffe eingesetzt werden und sich in die reale Welt einschleichen.“
Kampf der Gen-Z
Gerade die junge Generation von LGBTIQ+-Menschen müsste sich deswegen jetzt organisieren und sich gegen die Rhetorik und Politik wehren, die auch in der extremen Rechten der britischen Politik aufgekommen sei: „Ich hoffe, dass sie bereit sind zu kämpfen, diese jüngere Generation, die keine Ahnung hat, wie sie dorthin gekommen ist. Und das müssen sie auch nicht; sie sind damit beschäftigt, ihr Leben zu leben. Ich habe meine Jugend auch nicht damit verbracht, auf den Zweiten Weltkrieg zurückzublicken. Aber ich denke jetzt: ‚Seid ihr bereit zu kämpfen? Denn ein Kampf steht bevor!‘“
Davies´ neue Serie „Tip Toe“ befasst sich mit jenem Kulturkampf, der einige Menschen zu Homophobie, Transphobie und Vorurteilen radikalisiert hat. Der TV-Sender Channel 4 hat angekündigt, dass die Serie „die zerstörerischsten Kräfte, denen die LGBTIQ+-Community heute ausgesetzt ist, beleuchten und die Gefahr untersuchen wird, die entsteht, wenn Vorurteile wieder in unser Leben zurückkehren.“ Und Davies selbst erklärte dazu: „Es ist radikal, es ist brutal und es ist urkomisch. Es ist das Stärkste, was ich je geschrieben habe. Ich glaube, dass Queer As Folk, Cucumber, It’s A Sin und Tip Toe die Werke sind, die auf meinem Grabstein stehen werden.“