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Österreich gewinnt den ESC 2025
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Österreich gewinnt den ESC Der 24-jährige Countertenor JJ begeisterte das Publikum mit seinem Operatic Pop

ms - 18.05.2025 - 01:40 Uhr
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Der Eurovision Song Contest hat einen neuen Gewinner: In diesem Jahr ging die Trophäe des internationalen Musikwettbewerbs Samstagnacht an JJ aus Österreich. Mit insgesamt 436 Punkten überzeugte der 24-Jährige mit seinem Song „Wasted Love“ sowohl Publikum wie Jury. Deutschland landete mit dem Duo Abor & Tynna auf Platz 15. 

Fulminante Show 

Für Aufsehen und große Freude hatte im Vorfeld die Ankündigung gesorgt, dass die schwer kranke Popsängerin Celine Dion auftreten wolle, bis zuletzt hofften die Fans, am Ende blieb der Popstar allerdings fern. Dion hatte 1988 den Musikwettbewerb für die Schweiz gewonnen. Trotzdem war der ESC in diesem Jahr eine fulminante Show mit 26 sehr unterschiedlichen Acts – von tiefsinniger Ballade bis zur sexpositiven Popnummer reichte das Spektrum in der St. Jakobshalle in Basel, eingerahmt in teils spektakuläre Bühnenshows. In einem Fußballstadion feierten weitere 36.000 ESC-Fans in Basel. 

Einzigartige Pop-Oper-Mischung

Die Punktevergabe von Jury und Televoting war bis zuletzt spannend, bis kurz vor Ende war Israel auf dem ersten Platz, wurde dann aber von Österreich noch verdrängt. Countertenor JJ begeisterte das Publikum mit seinem Operatic Pop, eine wilde Mischung aus Pop und klassischer Musik. Mit bürgerlichem Namen heißt JJ  Johannes Pietsch, geboren in Wien, aufgewachsen in Dubai als Sohn eines österreichischen IT-Fachmanns und einer philippinischen Köchin. Schon von Kinderbeinen an hatte JJ ein Faible für die Musik und schaute begeistert YouTube-Videos großer Operndiven wie Maria Callas und Monserrat Caballé an. 

Der Weg führte ihn schlussendlich an die Opernschule der Wiener Staatsoper, 2021 schaffte er es ins Finale der Casting-Show „Starmania“. Aktuell studiert der 24-Jährige Sologesang an der Musik und Kunst Privatuniversität der Stadt Wien (MUK) und tritt als Sänger an der Wiener Staatsoper auf. „Mein Herz schlägt für die große Show – und da gibt es nichts Größeres als den Eurovision Song Contest. Ich freue mich sehr über das Vertrauen, das in mich gesetzt wird“, so JJ vorab. Direkt nach seinem Sieg fiel er seiner Mutter mit Freudentränen im Gesicht in die Arme, bevor er vollkommen glücklich dem europäischen Publikum dankte.

Deutschland im Mittelfeld

Deutschland kam mit dem Duo Abor & Tynna und ihrem Song „Baller“ auf den 15. Platz und erreichte 151 Punkte – Mastermind Stefan Raab hatte nach den aufwendigen Shows im Vorfeld in Deutschland eigentlich auf einen Sieg gehofft. Die Geschwister Tünde und Attila Bornemisza aus Wien zeigten sich trotzdem dankbar, an diesem weltgrößten Musikwettbewerb teilgenommen zu haben.  

Deutschland gehört zu den Gründungsländern des Eurovision Song Contest und konnte bisher zweimal siegen: 1982 mit Nicole und „Ein bisschen Frieden“ sowie 2010 mit Lena und ihrem Song „Satellite“. Bisher schaffte es Deutschland 35 Mal unter die Top 10. 

Ein friedlicher ESC – ohne Buh-Rufe

Die Verantwortlichen der Stadt Basel blicken ebenso mit viel Freude auf das Ende des ESC 2025 – rund 1.300 Polizeibeamte waren in dieser Woche im Einsatz, damit der Gesangswettbewerb friedlich bleibt. Die Schweiz fuhr dazu ein „einzigartiges Sicherheitskonzept“ samt „mobiler Sensibilisierungsteams“ auf. Dazu gab es eine 24-Stunden-Not-Hotline und sichere Rückzugsorte für Opfer von Gewalt – ein eigenes Rainbow Village für die queere Community scheiterte allerdings an der Finanzierung. Ebenso Ärger gab es wegen dem Verbot der Pride-Flagge für die Künstler und bezüglich der Debatte rund um die Teilnahme von Israel, befeuert auch durch den Vorjahresgewinner Nemo. 

Während der Halbfinal-Shows unter der Woche buhten pro-palästinensische Demonstranten die Newcomerin Yuval Raphael (24) mit ihrem Song "New Day Will Rise" aus. Sie ist eine der Überlebenden des Terroranschlags der Hamas am 7. Oktober 2023 auf das Nova-Musikfestival. Raphael überlebte, in dem sie sich mehrere Stunden unter Leichen in einem Bunker versteckt hielt. „Ich möchte ihnen die Geschichte des Landes erzählen, was ich durchgemacht habe, was andere durchgemacht haben. Ich möchte die Geschichte erzählen, aber nicht, um Mitleid zu bekommen. Ich möchte, dass ich angesichts dessen und angesichts der Buh-Rufe, die mit hundertprozentiger Sicherheit aus dem Publikum kommen werden, stark bleibe“, so Raphael vor dem Finale – glücklicherweise kam es während der Live-Show am Samstag nicht erneut zu Ausschreitungen. Das deutsche Publikum hatte Israel mit 12 Punkten die Höchstwertung vergeben.  

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