Zwei junge Männer attackiert Homophober Angriff in Neuruppin
In der nordbrandenburgischen Stadt Neuruppin kam es in den frühen Morgenstunden des 3. August zu einem homophoben Angriff: Zwei junge Männer wurden zunächst beleidigt und anschließend von einer Gruppe verfolgt und körperlich attackiert. Durch das Eingreifen couragierter Passanten wurde Schlimmeres verhindert.
Gewalt in der Innenstadt nach Festbesuch
Nach einer öffentlichen Veranstaltung in Alt Ruppin verließen zwei Männer im Alter von 27 und 28 Jahren gegen halb drei Uhr nachts das Festgelände. Auf ihrem Weg durch das Stadtzentrum wurden sie von einer vierköpfigen Gruppe junger Männer zunächst mit homophoben Beschimpfungen konfrontiert. Als die beiden das Areal der Kirche passierten, spitzte sich die Situation plötzlich zu: Zwei Mitglieder der Gruppe stellten den beiden Opfern nach, schlugen und traten auf sie ein. Erst als Dritte zu Hilfe eilten, ließen die Angreifer von ihren Opfern ab. Die Kriminalpolizei hat Ermittlungen wegen Körperverletzung und Volksverhetzung eingeleitet und bittet insbesondere diejenigen Zeugen, die direkt eingegriffen haben, sich zu melden.
Zunahme queerfeindlicher Übergriffe in Brandenburg
Der Vorfall in Neuruppin reiht sich ein in eine Serie queerfeindlicher Übergriffe, die Brandenburg und andere Regionen Deutschlands seit Monaten erschüttern. Bereits in jüngster Vergangenheit berichteten Medien über eine wachsende Zahl von Hassverbrechen gegen LGBTIQ+ -Personen. Laut einer Sonderauswertung des Bundesinnenministeriums hat sich 2023 die Zahl der angezeigten queerfeindlichen Angriffe im bundesweiten Durchschnitt auf ein Rekordhoch gesteigert. In Brandenburg stiegen die polizeilich registrierten Straftaten mit homo- oder transphobem Hintergrund deutlich über das Niveau der Vorjahre.
Die Gewalt richtet sich dabei nicht nur gegen Einzelpersonen, sondern oftmals gegen Menschen, die sich sichtbar für Vielfalt und Toleranz einsetzen, etwa Besucher und Besucherinnen von CSD-Veranstaltungen. Viele Angriffe werden weiterhin aus Gruppen heraus begangen, wobei die Hemmschwelle zur Gewalt sinkt. Fachleute sehen einen Zusammenhang mit gesellschaftlichen Polarisierungen und dem Aufkommen rechtsextremer Umtriebe, gerade im ländlichen Raum Ostdeutschlands.
Polizeiliche Ermittlungen laufen
Ermittlungsbehörden setzen nun auf Hinweise aus der Bevölkerung, um die beiden bislang nicht identifizierten Haupttäter zu fassen. Einer der Gesuchten ist etwa 1,75 Meter groß, zwischen 21 und 23 Jahre alt und hat hellbraune, seitlich rasierte Haare sowie einen auffälligen Vollbart. Der zweite Tatverdächtige wird auf 18 bis 21 Jahre geschätzt, hat helle, lockige Haare ähnliche Körpergröße und ist ebenfalls als mitteleuropäischer Phänotyp beschrieben worden. Die Polizei bittet alle Zeuginnen und Zeugen, sich bei der Dienststelle zu melden.
Neben den unmittelbaren Ermittlungen betonen Menschenrechtsorganisationen und Antidiskriminierungsstellen wiederholt die Notwendigkeit, queere Gewalt gesellschaftlich entschieden entgegenzutreten. Der LSVD+ fordert seit Langem gezielte Sensibilisierungskampagnen und einen umfassenden Rechtsschutz: In mehreren Landtagen wurden in diesem Jahr Anträge eingebracht, die Prävention und Aufklärung straffen sowie Beratungsangebote für Betroffene verbessern sollen.