Direkt zum Inhalt
Bilanz des CSD Bautzen

Bilanz des CSD Bautzen 700 Polizisten sorgten für Sicherheit

ms - 11.08.2025 - 09:00 Uhr
Loading audio player...

Die Polizei zog gestern Abend nach dem CSD in Bautzen eine positive Bilanz und spricht trotz einer Gegen-Demonstration von Rechtsextremisten von einem insgesamt „friedlichen Verlauf“. Im vergangenen Jahr war es beim Pride in Sachsen zu einem Aufmarsch von rund 700 Neonazis gekommen, sodass die CSD-Feierlichkeiten nicht alle wie geplant stattfinden hatten können – der Fall hatte bundesweit für Schlagzeilen gesorgt. 

Gänsehaut wegen tausender Pride-Teilnehmer

Dementsprechend lag der Fokus in diesem Jahr verstärkt auf dem CSD Bautzen, die BILD-Zeitung sprach gar vom „gefährlichen CSD in Deutschland“. Bei den Pride-Teilnehmern war laut Veranstalterangaben mit 4.300 Teilnehmern ein absoluter Besucherrekord verzeichnet worden, die Polizei spricht von 3.400 Personen. Dem gegenüber standen rund 450 Rechtsextremisten mit ihrer Demonstration „gegen den Gender-Wahn“. Dazu kamen außerdem rund 400 Antifa-Anhänger. 

Die dritte Pride-Parade in der Kreisstadt wurde ausgelassen mit Techno-Bässen gefeiert, mehrere Prominente aus der Community und der Politik waren vor Ort, allen voran die Queer-Beauftragte der Bundesregierung, Sophie Koch (SPD). „Mehrere Tausende Menschen demonstrieren beim CSD Bautzen. Ich hatte Gänsehaut und musste durchatmen bei dem Anblick. Danke, Danke, Danke!“, fasst Koch ihr Erlebnis am gestrigen Sonntag zusammen. Die Chemnitzer Band „Kraftklub“ trat zu einem kostenlosen Spontan-Konzert auf dem Kornmarkt auf. 

Rund 700 Polizisten waren gestern beim CSD Bautzen im Einsatz @ IMAGO / EHL Media

Großaufgebot der Polizei 

Die Polizei war mit einem Großaufgebot von rund 700 Beamten vor Ort – deutlich mehr als das Jahr zuvor. Außerdem hatte das Landratsamt gewisse Demonstrationsbeschränkungen erlassen, um die Sicherheit vor Ort zu erhöhen. Die Polizei erklärte gestern Abend, dass es gelungen sei, die gegnerischen Lager zu trennen, abgesehen von kleineren verbalen Auseinandersetzungen habe es keine größeren Störungen gegeben. „Jeder konnte seine Meinung äußern“, so Polizeisprecher Kai Siebenäuger gegenüber dem MDR. 

Insgesamt seien zwanzig Ermittlungsverfahren eingeleitet worden, größtenteils aufgrund verfassungswidriger Kennzeichen. Vereinzelt habe es Beleidigungen und leichte Körperverletzungen gegeben. Die Neonazis waren mit Abstand hinter der Pride-Parade hergelaufen und hatten immer wieder versucht mit Rufen wie „Ohne Polizeischutz wärt ihr gar nicht hier“ zu provozieren. 

Ohne Polizei wäre es „rabiat“ geworden

Bautzens Oberbürgermeister Karsten Vogt (CDU) erklärte: „Es war eine wunderbare Atmosphäre. 4.000 Menschen sind in unsere Stadt gekommen beziehungsweise aus unserer Stadt selber, um friedlich für ihren Lebensentwurf einzutreten. Es fühlt sich sehr gut an, wie ein kleines Fest.“ Im letzten Jahr hatte Vogt nicht am CSD teilgenommen, weil er im Urlaub war. Zum Gegenprotest erklärte der Politiker weiter: „Das ist Teil unserer demokratischen Kultur. An dieser Stelle gibt es nur einen Weg: Alles muss friedlich bleiben.“ Eine Journalistin aus München betonte gegenüber dem MDR: „In Leipzig oder Dresden sind die CSDs schon so groß, dass das viel Sicherheit vermittelt. In Bautzen ist der rechte Mob dem CSD hingegen 2024 sehr nahe bekommen. Ohne die Anwesenheit der Polizei wäre es sicherlich rabiat und gewalttätig geworden.“ 

ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE

Auch Interessant

Nach Hakenkreuz-Skandal

AfD scheitert erneut

Der parteilose Daniel Born durfte nach dem Hakenkreuz-Eklat vor vier Monaten erneut über die Wahl von AfD-Vertreterinnen und -Vertretern abstimmen.
Rückschritt für Paare

Bruch mit Gleichbehandlungsregel

Der Gesetzesentwurf von Claudio Borghi, die Hinterbliebenenrente in zivilen Lebensgemeinschaften abzuschaffen, sorgt in Italien für große Debatten.
Kostenabwägung in der Medizin

Debatte zu Versorgungsethik

Die Frage, ob sehr alte Menschen weiterhin kostspielige Medikamente erhalten sollten, führte zu breitem Protest aus Kreisen des Patientenschutzes.
Trotz Fahndung unauffindbar

Debatte um Selbstbestimmungsgesetz

Nach zweieinhalb Monaten Fahndung bleibt Marla Svenja Liebich, die zuvor als Sven Liebich wegen Volksverhetzung verurteilt worden war, verschwunden.
Menschenrechtslage in Malawi

UN überprüft Schwulen-Verbot

Malawi in Ostafrika muss sich vor den Vereinten Nationen jetzt für die Schwulen-Verbote verantworten, die bis heute Haftstrafen von 14 Jahren vorsehen
Homo-Ehe in den USA

Der Kampf ist nicht vorbei

Der US-Supreme Court stärkte die Homo-Ehe in dieser Woche, doch christliche Hardliner betonten jetzt: Der Kampf ist noch lange nicht vorbei.
Flucht nach Argentinien

Genug von Putins Hass auf LGBTIQ+

Mehrere tausend homosexuelle und queere Russen sind 2025 nach Argentinien emigriert – ein Leben in ihrer Heimat scheint immer mehr unmöglich zu sein.