Massive Welle der Gewalt Queere Verbände geben Argentiniens Regierung Mitschuld an Attacken
Die Zahl der Hassverbrechen gegen die LGBTIQ+-Community steigt seit einigen Jahren in vielen Ländern weltweit an, auch in Deutschland. In Argentinien erschüttern die neusten Daten nun Schwule, Lesben und queere Personen: Binnen eines halben Jahres stiegen Gewalttaten gegenüber LGBTIQ+ um 70 Prozent an.
17 Menschen sterben
Die Nationale Beobachtungsstelle für LGBTIQ+-Hassverbrechen verzeichnete im ersten Halbjahr 2025 insgesamt 102 offiziell gemeldete Angriffe auf queere Menschen – im Jahr zuvor waren es im gleichen Zeitraum noch 60 Fälle gewesen. Wie auch in anderen Ländern betonte die Organisation dabei, dass auch in Argentinien rund 90 Prozent der Übergriffe gar nicht erst angezeigt werden. In den meisten Fällen sind schwule Männer und trans* Frauen die Opfer, sie sind in mehr als 87 Prozent aller Attacken involviert. Die meisten Opfer waren zwischen 20 und 29 Jahren alt, gefolgt von Menschen in ihren 40er und 30er Jahren. Zumeist handelt es sich dabei um körperliche Gewalt.
Besonders dramatisch: 17 homosexuelle und queere Menschen starben dabei – sowohl durch Morde wie auch durch selbstbeigefügte Suizide aufgrund von massiven Anfeindungen und Mobbing. Die Nationale Beobachtungsstelle spricht von einer „besonders brutalen Ausprägung von Hass“. Brennpunkt der Attacken ist Buenos Aires, hier wurden bis Juni dieses Jahres mehr als die Hälfte (61%) aller Angriffe verzeichnet. Zudem erschütternd: In zwei Drittel aller Fälle waren Polizei und anderweitige staatliche Einrichtungen daran beteiligt, sei es durch unterlassene Hilfeleistung, schlichtes Ignorieren der Taten oder sogar Selbstjustiz. „Statt Schutz zu bieten, ist der Staat einer der zentralen Verursacher von Gewalt gegen sexuelle Vielfalt“, so die Beobachtungsstelle weiter, die Observatorio Nacional de Crímenes de Odio LGBT.
Mitschuld liegt bei der Regierung
Queere Vereine in Argentinien geben Präsident Javier Milei eine Mitschuld an der Situation, der mit seiner homophoben Rhetorik immer wieder Gewalt gegen LGBTIQ+-Menschen direkt wie indirekt legitimiere. Zuletzt erklärte Milei zu Beginn des Jahres, dass Homosexuelle Pädophile seien und die „Gender-Ideologie von LGBTIQ+ schlicht und einfach Kindesmissbrauch“ darstelle.
María Rachid von der Federación Argentina LGBT (FALGBT) erklärte dazu: „Die Zunahme dieser Verbrechen ist eine direkte Folge der Hassreden aus Regierungskreisen, insbesondere vom Präsidenten selbst.“ Ähnlich bewertet das der ehemalige Präsident der FALGBT, Esteban Paulón: „Wenn Hass aus den höchsten politischen Ebenen kommt, folgen konkrete Gewalttaten. Die Polizei fühlt sich im aktuellen Klima bestärkt – das ist gefährlich, weil sie das Gewaltmonopol hat.“ Immer wieder war es in den letzten Monaten aufgrund dessen auch zu großen Protesten und Demonstrationen in Argentinien gekommen. Als erste Gegenmaßnahme ist für morgen ein Treffen von LGBTIQ+-Aktivisten mit der Polizei, den Behörden sowie dem Innenministerium angedacht.