Kritik an Ellen DeGeneres Warum kämpft die US-Entertainerin nicht für die Community?
Seitdem bekannt wurde, dass die Entertainerin Ellen DeGeneres (66) nach dem Wahlsieg von Donald Trump im November dieses Jahres in ein nobles Bauernhaus nach England geflüchtet ist, nimmt die Kritik an ihr und ihrer Ehefrau Portia de Rossi (51) innerhalb der amerikanischen LGBTI*-Community immer weiter zu. Die Kernfrage dabei: Warum kämpft die einflussreiche Medienmacherin nicht für Homosexuelle und queere Menschen, wenn sie negative Auswirkungen der kommenden Trump-Regierung auf die Community befürchtet?
Lässt DeGeneres ihr Land im Stich?
Zudem empfinden es viele LGBTI*-Menschen online auf Portalen wie X oder Instagram als ein äußerst fatales Zeichen, wenn eine der Ikonen der Community kurzerhand das Land verlässt – als Multimillionärin sei dies kein Problem, doch was für ein Signal sende ihr Vorgehen aus an all jene Menschen, die es sich nicht leisten können, einfach mal so in ein anderes Land umzuziehen?
Der schwule US-Journalist und Autor Dr. Warren J. Blumenfeld schreibt so: „Diese beiden weißen Frauen mit übermäßigem Reichtum können sich entscheiden, ihre Sachen zu packen, wegzufliegen und im Ausland zu leben, wenn es hier in den Vereinigten Staaten schwierig wird. Obwohl viele andere Menschen dem zu erwartenden Ansturm des zweiten Trump-Reiches entkommen wollen, haben die meisten von uns nicht die privilegierten Mittel, dies zu tun. Außerdem haben viele von uns kein Interesse daran, unser Land im Stich zu lassen.“
Angst vor Trump
Bisher hat Trump angekündigt, die Rechte von Trans-Menschen beschränken zu wollen, beispielsweise bei medizinischen Behandlungen von Minderjährigen oder bei der bisherigen Anerkennung von Wunsch-Pronomen an Schulen. Gesetze, die sich gegen Homosexuelle stellen, hat der 78-Jährige bisher nicht erwähnt – im Gegenteil sogar, er will mit Scott Bessent einen offen schwulen Mann 2025 zum Finanzminister machen. Teile der LGBTI*-Community befürchten trotzdem, Trump könne in seiner zweiten Amtszeit als Präsident Errungenschaften und Rechte der Community zurückdrehen wollen.
Zusammenhalt stärken – damals wie heute
Um so wichtiger sei es, dass die US-Community jetzt zusammenhalte und füreinander einstehe, so zahlreiche Stimmen online. DeGeneres Flucht sei dabei genau das Gegenteil von dem, was nun wichtig sei. Blumenfeld verwies in diesem Zusammenhang auf die Präsidentschaft von Ronald Reagan in den 1980er Jahren: „Wir haben uns damals angesichts der enormen Bedrohung durch HIV / Aids und einer unnachgiebigen Regierung, die sich weigerte, wirksame Maßnahmen zu ergreifen, nicht einfach zurückgelehnt. Viele von uns entschieden sich bewusst dafür, nicht einfach nur weiter zuzuschauen. Wir haben uns mobilisiert.“
Daraus entwickelten sich neue Organisationen, Bündnisse mit Frauenverbänden und neue Vereine wie „Act Up“ entstanden. „Queere und heterosexuelle Menschen standen an vorderster Front bei den koordinierten Bemühungen um die Versorgung und Unterstützung von Menschen mit HIV/Aids. Bestehende Frauen- und LGBTI*-Community-Service-Zentren bauten ihre Dienste aus, und neue Zentren wurden gegründet, um die Bedürfnisse von Menschen mit HIV zu erfüllen: Menschen aller Ethnien, sozioökonomischer Schichten, sexueller und geschlechtlicher Identitäten und deren Angehörige.“
„Ihr seid nicht allein!“
Ein solches Bündnis brauche es jetzt wieder, so der US-Autor weiter – die Forderung findet viel Zuspruch in der Community. Die Geschäftsführerin der queeren Lobbyorganisation Human Rights Campaign, Kelly Robinson, betonte dabei: „Wir wissen, vor welchen Herausforderungen wir in unserem Kampf für die vollständige Gleichstellung von LGBTI* jetzt stehen. Macht keinen Fehler: Ihr seid nicht allein! Unsere Vorfahren haben uns gelehrt, dass Resilienz unsere Superkraft ist.“
Und ihre Kollegin, Geschäftsführerin Sarah Kate Ellis von der LGBTI*-Organisation GLAAD, erklärte zudem: „Die LGBTI*-Community war schon einmal an diesem Punkt. Aber wie wir von der Lavender Scare bis zum Stonewall-Aufstand, von der HIV-Epidemie bis zur Niederlage und zum Sieg der Ehe gesehen haben, kann jeder Zusammenbruch zu einem Durchbruch führen. Wir müssen diesen Moment der Krise als einen weiteren Katalysator für Veränderungen sehen. Unsere Gemeinschaft weiß, wie man sich umeinander kümmert und wie man unser Land und die Welt voranbringt.“
Ein User auf X betont in der Debatte mit Blick auf Ellen DeGeneres: „Nur Ratten verlassen das sinkende Schiff immer zuerst.“ Ein anderer Aktivist indes verweist auf die Worte von Benjamin Franklin, Gründungsvater der Vereinigten Staaten von Amerika: „Wir müssen in der Tat alle an einem Strang ziehen, oder wir werden ganz sicher alle einzeln an diesem Strang hängen.“