Kampf gegen das Virus Die Diskriminierung von Homosexuellen lässt in 28 Ländern weltweit die HIV-Neu-Infektionen wieder ansteigen
Die Organisation UNAIDS betont jetzt kurz vor dem Weltaidstag am kommenden Sonntag, dass vor allem Menschenrechtsverletzungen den Kampf gegen das Virus behindern. In 28 Ländern weltweit ist im Jahr 2023 die Zahl der Neu-Infektionen wieder angestiegen, darunter auch in Deutschland. In den meisten Ländern sei ein wesentlicher Grund dafür, dass sich Menschen aus Angst vor Stigmatisierung und Kriminalisierung nicht auf HIV testen lassen beziehungsweise auch keine ärztliche Hilfe in Anspruch nehmen wollen. Kernaspekt dabei ist die Kriminalisierung von Homosexuellen.
Kampf den Menschenrechtsverletzungen
Die UNAIDS-Exekutivdirektorin Winnie Byanyima bekräftigt: „Trotz enormer Fortschritte bei der HIV-Bekämpfung hindern Menschenrechtsverletzungen die Welt immer noch daran, Aids zu beenden. Wenn Mädchen Bildung verweigert wird, wenn geschlechtsspezifische Gewalt straffrei bleibt, wenn Menschen wegen ihrer Person oder ihrer Liebe wegen verhaftet werden können, wenn der Besuch von Gesundheitsdiensten für Menschen aufgrund ihrer Zugehörigkeit zu einer bestimmten Gemeinschaft gefährlich ist, dann führt dies dazu, dass Menschen der lebensrettende Zugang zu HIV-Diensten verwehrt wird. Um die Gesundheit aller zu schützen, müssen wir die Rechte aller schützen.“
Kriminalisierung von Schwulen
Im jüngsten Bericht „Take the rights path to end AIDS” betont UNAIDS dabei, dass in mehr als sechzig Ländern auf der Welt homosexuelle Beziehungen bis heute kriminalisiert werden – genau hier sind die HIV-Neuerkrankungen unter schwulen und bisexuellen Männer fünfmal höher als in anderen Ländern ohne Strafgesetze gegen Homosexuelle.
Als weiteres Hindernis im Kampf gegen HIV gilt nach wie zudem der fehlende Zugang vieler Menschen zu einer HIV-Therapie. Rund 9,3 Millionen HIV-positive Personen von insgesamt weltweit fast 40 Millionen Menschen mit HIV bekommen bis heute keine medizinische Behandlung. Als drittes Problem gesellen sich dann immer wieder auch zu hohe Preise oder kurzfristige Schwierigkeiten bei der Verfügbarkeit von Präventionsmedikamenten wie der PrEP hinzu.
1,3 Millionen Neu-Infektionen, 630.000 Aids-Tote
Die Faktenlage insgesamt zeigt so auf, dass sich 2023 weltweit 1,3 Millionen Menschen neu mit dem Virus infiziert haben, praktisch genau so viele wie im Jahr zuvor. Das angestrebte Ziel für 2023 lag indes bei einer Senkung der Neu-Infektionen um rund 60 Prozent. Die einzig gute Nachricht: Immer weniger Menschen sterben an Aids – im letzten Jahr waren es „nur“ 630.000 Personen. Zum Vergleich: Vor zwanzig Jahren starben binnen eines Jahres 2,1 Millionen Menschen an den Folgen von Aids.
Im Bericht meldet sich auch der Popmusiker und jahrelange HIV-Aktivist Elton John zu Wort und gibt abschließend zu bedenken: „Solange HIV als eine Krankheit der ´Anderen´ und nicht der so genannten ´anständigen Menschen´ angesehen wird, wird Aids nicht besiegt werden. Wissenschaft, Medizin und Technologie mögen das ´Was´ bei der Beendigung von Aids sein, aber Integration, Empathie und Mitgefühl sind das ´Wie´.“