Eskalation in Hollywood Der Streamingdienst Netflix geht auf Distanz zum Film "Emilia Pérez"
Der Skandal um den einstigen heißen Oscar-Kandidaten „Emilia Pérez“ und Hauptdarstellerin Karla Sofía Gascón zieht in Hollywood immer weitere Kreise – nach Angaben des Hollywood Reporters hat der produzierende Streamingdienst Netflix nun jede Zusammenarbeit mit der trans* Schauspielerin beendet, die in der Kategorie „Beste Schauspielerin“ nominiert ist. Filmkenner und die Buchhalter in der Traumfabrik gehen davon aus, dass der Film trotz 13 Nominierungen nun keine einzige Trophäe mehr gewinnen wird.
Tweets mit fataler Wirkung
Gascón galt bis vor wenigen Tagen als Vorreiterin im Kampf gegen Diskriminierung und für queere Gleichberechtigung, bis eine kanadische Journalistin ältere Twitter-Tweets der Darstellerin veröffentlichte. Vielfach äußerte sich die Spanierin darin offenbar rassistisch und fremdenfeindlich und machte sich über diverse Menschengruppen sowie die katholische Kirche als auch über Schauspielerkolleginnen, mitnominierte Darstellerinnen und Berühmtheiten wie Miley Cyrus oder Adele extrem beleidigend lustig. Sie witzelte wohl auch über George Floyd, das prominente Opfer der US-Polizeigewalt, und verharmloste Adolf Hitler.
Netflix geht auf Distanz
Trotz Entschuldigungen und gleichzeitigen Erklärungen, es handele sich hierbei um eine Hass-Kampagne gegen sie, wurde Gascón in den letzten Tagen offenbar immer mehr zur Persona non grata. Netflix, das „Emilia Pérez“ produziert und finanziert hat, zog jetzt offenbar die Reißleine. Der Streamingdienst löschte alle Verweise zu ihrer Person online auf der eigenen Homepage sowie in den sozialen Medien und strich Gascóns Namen von allen Werbeanzeigen und Medienberichten. In einem nächsten Schritt sollen vor der Oscarshow auch alle Plakatwände mit Gascón durch andere Emilia-Pérez-Darsteller ersetzt werden. Außerdem lud Netflix laut dem Hollywood Reporter Gascón von allen Veranstaltungen rund um die Oscar-Verleihung Anfang März aus.
Ursprünglich hätte die 52-jährige Schauspielerin diese Woche nach Los Angeles fliegen sollen, um bei den AFI Awards, den Critics Choice Awards und den PGA Awards sowie bei weiteren Hollywood-Events für den oscarnominierten Film zu werben. Netflix verzichtet nun gänzlich auf die Teilnahme Gascóns und weigert sich außerdem, jedwede Kosten wie Flug, Hotel oder weitere Dienste diesbezüglich zu bezahlen.
Die Spannungen zwischen Gascón und dem Streamer seien sehr groß, so der Bericht weiter. Einige Veranstaltungen, darunter auch das beliebte Santa Barbara Film Festival, erklärten darüber hinaus, sie zögen es in Erwägung, ihre Veranstaltungen rund um „Emilia Pérez“ ganz abzusagen, falls Gascón persönlich erscheinen wolle.
Kein Rücktritt von der Nominierung
Gascón erklärte inzwischen gegenüber der Variety, sie möchte „die Diskussion über meine vergangenen Social-Media-Posts, die Schmerz verursacht haben, anerkennen.“ Da sie zu einer „marginalisierten Gemeinschaft“ gehöre, kenne sie „dieses Leiden nur zu gut“. Sie entschuldigte sich und betonte: „Mein ganzes Leben lang habe ich für eine bessere Welt gekämpft. Ich glaube, dass das Licht immer über die Dunkelheit triumphieren wird“.
Sie wolle allerdings nicht von ihrer Nominierung für den Oscar zurücktreten, so Gascón gegenüber CNN. Auch diese Aussagen sowie alle weiteren Statements fanden offenbar ebenso ohne Absprache oder Koordination mit Netflix statt, so der Hollywood Reporter. Zur Befriedung habe dieses Verhalten nicht beigetragen.