Ende der Blutspende-Diskriminierung?! FDP und LSVD kritisieren Status quo am Weltblutspendetag
Der queer-politische Sprecher der FDP, Jürgen Lenders, sowie der deutsche Lesben- und Schwulenverband fordern mit scharfen Worten ein Ende der Diskriminierung von Homosexuellen bei der Blutspende in Deutschland sowie eine schnelle Neuregelung der Richtlinien. Zuletzt hatte die Bundesregierung 2021 die Regelungen angepasst und dabei festgehalten, dass schwule und bisexuelle Männer (MSM) nur dann Blut spenden dürfen, wenn sie in den letzten vier Monaten keinen neuen beziehungsweise nicht mehr als einen Sexualpartner hatten.
Zum heutigen Weltblutspendetag erklärte Alfonso Pantisano aus dem Bundesvorstand des LSVD: „Homo- und bisexuelle Männer dürfen bei der Blutspende nicht länger diskriminiert werden. Noch immer wird in der Hämotherapierichtlinie Sex unter Männern als per se riskanter definiert als heterosexueller Sexualverkehr. Das Risiko einer Infektion bemisst sich jedoch nicht nach dem Geschlecht der Sexualpartner, sondern danach, ob das Sexualverhalten riskant ist. HIV-Neuinfektionen bei homo- und bisexuellen Männern gehen seit Jahren deutlich zurück, während die Zahlen bei heterosexuellen Männern kontinuierlich steigen. Wenn man die diskriminierende Logik der gemeinsamen Arbeitsgruppe aus Bundesärztekammer, Robert-Koch-Institut, Paul-Ehrlich-Institut und Bundesgesundheitsministerium konsequent weiterdenkt, müssten eigentlich heterosexuelle Männer als Risikogruppe definiert und von der Blutspende zurückgestellt werden. Unverständlich ist auch, dass die Richtlinie trans-Personen grundlos als eigene Risikogruppe nennt. Wir erwarten von der Ampelregierung, dass sie die im Koalitionsvertrag versprochene Abschaffung der Diskriminierung nun zügig umsetzt.“
Die Änderungen der Richtlinien im letzten Herbst hatten die zwölfmonatige Enthaltsamkeitsregelung für homo- und bisexuelle Männer gestrichen. Die Ungleichbehandlung blieb allerdings bestehen: Während heterosexuelle Männer, die mehrere Sexualpartnerinnen haben, Blut spenden dürfen, gilt für schwule und bisexuelle Männer vier Monate vor der Spende eine Pflicht zur Enthaltsamkeit beziehungsweise zur Monogamie. Pantisano dazu weiter: „Zielführender als eine am Geschlecht der Sexualpartner orientierte Risikogruppenbildung wäre die Beurteilung des individuellen sexuellen Risikoverhaltens. Die hierfür erforderlichen Fragebögen sind längst entwickelt. Ihr Einsatz scheitert jedoch an der Befürchtung, dass Spendenwillige durch zu intime Fragen von der Blutspende abgeschreckt werden könnten. Diese Befürchtung kann jedoch nicht die fortdauernde Diskriminierung und Stigmatisierung schwuler und bisexueller Männer zur Folge haben!“
Auch der queer-politische Sprecher der FDP, Jürgen Lenders, bekräftigte die Forderungen nach einer raschen Änderung der aktuellen Richtlinien und betonte dabei zudem, dass die Sicherstellung der Versorgung mit überlebenswichtigen Blutpräparaten aktuell zu einer immer größeren Herausforderung wird, was die aktuellen Regelungen für Homosexuelle noch unerklärlicher mache: "Es ist absurd, dass für queere Menschen nicht dieselben Regeln gelten wir für alle. Ich kann nicht nachvollziehen, warum zwei Single-Männer, die geschützten Sex haben, ein größeres Risiko darstellen sollen als ein ungeschützter One-Night-Stand zwischen Heterosexuellen. Eine weitere Neuregelung der Blutspende-Richtlinie halte ich für dringend notwendig und appelliere an das Bundesgesundheitsministerium, zeitnah die entsprechenden Impulse zu setzen und das Gespräch mit der Bundesärztekammer zu suchen, um eine gemeinsame Lösung zu finden. Wir müssen vorankommen und die Ungleichheiten bei der Blutspende beenden. Falls bis zum Jahresende keine Bewegung in die Angelegenheit kommt, sehe ich den Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach in der Pflicht, wie im Koalitionsvertrag vereinbart, notfalls auch per Gesetz eine Lösung herbeizuführen.“