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Mordfall Sam Nordquist

Mordfall Sam Nordquist Freundin des queeren Opfers sowie weiteren Angeklagten drohen lebenslange Haft

ms - 12.03.2025 - 14:00 Uhr
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Der 24-jährige trans* Mann Sam Nordquist wurde Anfang des Jahres über einen Monat lang in einem New Yorker Hotelzimmer gefoltert, gequält, ausgehungert und sexuell missbraucht – jetzt hat die Staatsanwaltschaft vor Gericht weitere Details zu den Hintergründen der unvorstellbaren Horrortat bekanntgegeben. Die inzwischen insgesamt sieben Tatverdächtigen plädierten indes in dieser Woche vor Gericht auf nicht schuldig. 

Folterungen mit Kindern 

Die Informationen machen sprachlos und wütend: Über einen Monat lang von 1. Januar bis zum 2. Februar soll die Tätergruppe den jungen Mann in einem Zimmer in der Patty's Lodge in Hopewell, Bundesstaat New York, festgehalten und immer wieder brutal gequält haben. Die Anklageschrift beschreibt in elf Punkten die unvorstellbar grausamen Qualen, zu denen Schläge, Tritte, das brutale Einführen von Gegenständen in den Anus, Hunger sowie der erzwungene Konsum von Fäkalien, Urin und Tabaksaft gehören. Laut der Staatsanwaltschaft wurden auch zwei Kinder gezwungen, sich an den Folterungen zu beteiligen.

Die Brutalität des Mordes und das wochenlange, qualvolle und immerwährende Martyrium haben in den letzten Wochen landesweit zu Fassungslosigkeit geführt, innerhalb wie außerhalb der Community. „Wir werden nie die Antwort auf die Frage nach dem Warum erfahren, denn welcher Mensch könnte das tun, was Sam passiert ist? Wir werden nie einen Sinn in diesem Fall finden“, so Kelly Wolford, die stellvertretende Bezirksstaatsanwältin von Ontario County. Anfang Februar soll Nordquist dann seinen Qualen erlegen sein, die Polizei fand seine Leiche auf einem Feld eines Bauern in Yates County, New York.

Eine Liebesbeziehung mit grausamem Ende 

Das eine ist die pure Gewaltorgie, die bis heute schockt, das andere die perfide Hinterhältigkeit, der Nordquist zum Opfer gefallen ist: Der junge trans* Mann lernte online im August letzten Jahres die 38-jährige Precious Arzuaga kennen, Nordquist verliebte sich und die beiden wurden ein Paar. Kurze Zeit später im September verließ Nordquist dann bereits sein Elternhaus in Oakdale, Minnesota, und reiste nach Canandaigua, New York, um dort mit Arzuaga im Motel Patty's Lodge zu wohnen. Gegenüber NBC News erklärte seine Familie, dass Nordquist sich bei Anrufen und SMS-Nachrichten seltsam verhalten habe und er sich immer seltener gemeldet habe. Nach Neujahr brach der Kontakt dann komplett ab, weswegen die Familie schlussendlich die Polizei alarmierte. Ob Nordquist bereits vor dem Jahreswechsel in der Gewalt seiner Freundin und der Gruppe stand, ist nicht klar, wird aber derzeit angenommen. 

Im Januar dieses Jahres begannen dann die Folterungen, die Gruppe von fünf Erwachsenen und zwei Kindern kannte sich aus der Gegend, einige hatten nach Angaben der Staatsanwaltschaft auch eine Liebesbeziehung miteinander. Nordquists Freundin Arzuaga soll sich nicht nur an den Gräueltaten beteiligt, sondern auch ihren Sohn dazu animiert haben. Zusammen wohnte die Gruppe auf mehrere Zimmer verteilt über Wochen in dem Motel.

Die Staatsanwaltschaft wirft der Gruppe Mord ersten Grades, Mord zweiten Grades, Entführung, Verschwörung, Gefährdung des Wohlergehens eines Kindes und Verbergen einer menschlichen Leiche vor. Bei einer Verurteilung droht den Angeklagten eine lebenslange Haftstrafe ohne Bewährung – Anfang Mai steht die Gruppe erneut vor Gericht. Nordquists Familie hat ihren Sohn letzte Woche in Minnesota zu Grabe getragen. 

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