Direkt zum Inhalt
Verhaftungswelle in Malaysia

Verhaftungswelle in Malaysia Erneut kam es zu willkürlichen Masseninhaftierungen von Schwulen

ms - 18.07.2025 - 13:00 Uhr
Loading audio player...

Malaysia machte zuletzt Schlagzeilen aufgrund der Auseinandersetzungen mit der britischen Indie-Rock-Band „The 1975“ und dem Angriff auf einen Schweizer Uhrenhersteller und seiner Uhrenkollektion in Regenbogenfarben. Daneben untergräbt das Land trotz diverser Versuche und möglicher zaghafter erster Schritte auf Besserung bis heute die fundamentalen Menschenrechte der Community. Immer radikaler scheint die Regierung und die Polizei dabei vor allem gegen Homosexuelle vorzugehen. In diesen Tagen nun kam es erneut zu einer Gruppenverhaftung, insgesamt 32 Männer wurden in Handschellen abgeführt. 

Kondome als Verhaftungsgrund

In Kota Bharu im Bundestaat Kelantan verhaftete die Polizei nach einer landesweiten Razzia in mehreren Gay-Treffpunkten zwanzig Männer. Kurz darauf wurden laut der Nachrichtenseite Sloboden Pecat weitere zwölf Männer bei einer vermeintlichen Schwulen-Party festgenommen. Der Polizeichef des Bundesstaates Kelantan, Mohd Yusof Mamat, sagte, die Beamten hätten auf der Party zwar keine Beweise für sexuelle Aktivitäten gefunden, sehr wohl aber Kondome und HIV-Medikamente, was darauf hindeute, dass sexuelle Aktivitäten für einen späteren Zeitpunkt geplant gewesen sein könnten. Das reichte bereits aus Verhaftungsgrund aus. 

Zudem sollen drei Männer „explizite Erwachsenen-Bilder“ auf ihren Handys gehabt haben.  „Während des Verhörs gaben sie zu, dass sie einer homosexuellen Gruppe angehören. Wir sind besorgt über diese Art von Verhalten. Wir werden die Bewegungen homosexueller Gruppen weiterhin streng beobachten“, so Polizeichef Mamat weiter. Malaysia ist bekannt dafür, dass viele Geständnisse durch Folter erzwungen werden. 

Dramatische Lage für schwule Männer

Wie vielerorts wurden die Verbotsgesetze gegen Homosexualität auch in Malaysia ursprünglich von den britischen Kolonisatoren eingeführt. In den letzten Jahren nutzen vor allem muslimische Geistliche und konservativ-homophobe Politiker die Richtlinien, um gezielt die schwule Community immer wieder anzugreifen und erfolgreich die allgemeine Stimmung im Land gegen Homosexuelle weiter aufzuheizen. 

Mehrfach kam es in den letzten Jahren auch zu willkürlichen Gruppenverhaftungen und Scheinprozessen. Malaysia hat ein zweigleisiges Rechtssystem, in dem das islamische Straf- und Familienrecht für Muslime (Scharia) neben dem Zivilrecht existiert – Homosexualität ist in beiden Systemen illegal und wird mit bis zu zwanzig Jahren Gefängnis und Stockschlägen bestraft. 

Anzeige
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE

Auch Interessant

Queere Jugendliche in Flandern

Suche nach sicheren Räumen

Im ländlichen Belgien ist es für viele queere Jugendliche schwer, Gleichgesinnte zu treffen. Immer mehr Betroffene gründen daher eigene Gruppen.
Queerer Rugbyclub

Besonderes Jubiläum in England

In England feiert ein LGBTIQ+-Rugbyclub zehnjähriges Bestehen und setzt damit ein besonderes Zeichen für mehr queere Sichtbarkeit im „Männersport“.
Gefährliche Jugendzeit

Kindeswohlgefährdungen nehmen zu

Kindeswohlgefährdungen haben in Deutschland erneut stark zugenommen, insbesondere davon betroffen sind LGBTIQ+-Jugendliche.
Mord in Hollywood

Harry und Sally-Regisseur und Frau

Regisseur Rob Reiner und seine Ehefrau Michele Singer wurden ermordet – beide unterstützten tatkräftig Schwule und Lesben. Tatverdächtig ist ihr Sohn.
Aktion „I Am Not Propaganda“

Weltweit Proteste gegen Hass-Gesetz

Am vergangenen Wochenende demonstrierten vor zahlreichen Botschaften aus Kasachstan Menschen gegen das geplante Anti-LGBTIQ+-Gesetz im Land.
Proteste in Budapest

Kritik an Ministerpräsident Orbán

Ein Skandal erschüttert Ungarn: Über 50.000 Menschen forderten am Wochenende den Rücktritt von Ministerpräsident Viktor Orbán.
Nouripour kritisiert FIFA

Debatte um Pride-Spiel 2026

Bundestags-Vizepräsident Nouripour kritisierte die FIFA und sagte zum Pride-Spiel 2026 zwischen Iran und Ägypten: Die „Mullahs“ müssten das aushalten.
Strafe, weil er CSD zuließ?

Anklage gegen Gergely Karácsony

Der Bürgermeister von Budapest sieht sich mit strafrechtlichen Ermittlungen konfrontiert, weil er die Pride-Parade im Juni 2025 ermöglicht hat.
Vorurteile im Kampf gegen HIV

Religiöser Hass in Uganda

Christliche Kirchen verhindern aus Homophobie in Uganda die Unterstützung von Menschen mit HIV, wie die jüngste UNAIDS-Studie belegt.