Direkt zum Inhalt
Habemus Papam

Habemus Papam Der 69-jährige Kardinal Robert Prevost wird der erste Pontifex aus den USA

ms - 08.05.2025 - 19:25 Uhr
Loading audio player...

Große Überraschung in Rom: Der 69-jährige Robert Francis Prevost wurde heute Nachmittag im vierten Wahlgang im Konklave zum neuen Papst der römisch-katholischen Kirche gewählt. Das neue Oberhaupt der Christen wählte den Namen Leo XIV. – er ist der erste US-Amerikaner, der jemals zum Pontifex gewählt wurde. Er ist der 267. Papst der Kirche.  

Ein Papst auch für die Community?

Doch was bedeutet die Wahl des Amerikaners für die LGBTIQ+-Community? Bekannt ist, dass Prevost dem verstorbenen Papst Franziskus nahestand. Jahrelang arbeitete er auch als Missionar in Peru – hier kam auch Kritik an Prevost auf, drei Nonnen erklärten, er habe Fälle von sexuellem Missbrauch nicht nachhaltig aufgeklärt. Definitiv bestätigt ist dies nicht, Prevost selbst bestritt diese Darstellung. Der in Chicago geborene Pontifex hat die amerikanische sowie die peruanische Staatsbürgerschaft, er gilt als Zentrist und Reformer, ein Mittelsmann zwischen Moderne und Tradition, und hat sich bisher in der Öffentlichkeit wenig zu LGBTIQ+-Themen geäußert. 

Im Jahr 2012 soll Prevost nach Angaben der New York Times Unterhaltungsmedien kritisiert haben, die „Sympathien für Überzeugungen und Praktiken hegen, die im Widerspruch zum Evangelium stehen“. Dabei übte der heute 69-Jährige auch Kritik am „homosexuellen Lebensstil“ und an „alternativen Familien, die aus gleichgeschlechtlichen Partnern und deren adoptierten Kindern bestehen“. Ähnlich kritisch betrachtete er auch die Schulaufklärung in Peru: „Die Förderung der Gender-Ideologie ist verwirrend, weil sie versucht, Geschlechter zu schaffen, die es nicht gibt“, so Prevost gegenüber lokalen Medien. Die Weihung von Frauen in kirchliche Ämter lehnte er damals ebenso ab. Ob der neue Papst über ein Jahrzehnt später allerdings immer noch diese Auffassungen vertritt, ist unklar.

Wie geht es mit dem neuen Papst weiter?

Mit Spannung wird erwartet, ob Leo XIV. der internen Spaltung und den Streitigkeiten innerhalb der Kirche entgegenwirken kann – auf der einen Seite die Bewahrer der Tradition, auf der anderen Seite die Reformer, die eine neue Sexualmoral und mehr Rechte für Frauen in der Kirche einfordern. Immer wieder war dabei auch die Rede Eheschließungen für gleichgeschlechtliche Menschen. Bisher gibt es durch den verstorbenen Papst Franziskus nur unter gewissen Umständen die Möglichkeit von Segnungen. In der Community galt Franziskus als wankelmütig, tat verbal mehrfach einen Schritt auf Homosexuelle und queere Menschen zu, um sie im nächsten Atemzug wieder als Sünder zu definieren.

Nach seiner Wahl wandte sich Robert Prevost als neuer Papst heute Abend an die Menschenmenge auf dem Petersplatz in Rom und erklärte: „Ich möchte, dass dieser Friedensgruß all eure Herzen und Familien erreicht... und die Menschen auf der ganzen Welt. Möge der Friede mit euch sein.“ Ob Leo XIV. damit auch LGBTIQ+-Katholiken eingeschlossen hat, wird eine der spannenden Fragen der nächsten Monate sein. 

ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE

Auch Interessant

Hass und Gewalt im Fußball

Übergriffe sind auf Allzeithoch

Diskriminierung, homophober Hass und Gewalt sind im britischen Fußball weiter präsent: In der aktuellen Spielzeit gab es bereits 1.400 Fälle.
Homophober Mord in der Schule

Hetzjagd an Nigerias Schulen

In Nigeria starben zwei Schüler, totgeschlagen durch ihre Mitschüler, weil sie sie für schwul hielten. Auch anderweitig eskaliert die Gewalt im Land.
Papst trifft LGBTIQ+-Gruppe

Gespräch mit Pontifex Ende Oktober

Papst Leo XIV. wird sich Ende Oktober zum Jubeljahr 2025 mit Vertretern von „We Are Church International“ treffen, die sich für LGBTIQ+ einsetzen.
Brisante Neuanstellung

Diversity-Kritiker bei Meta

Eine Personalentscheidung mit politischem Sprengstoff: Das Mastermind der Anti-Diversity-Kampagnen in den USA, Robby Starbuck, wird Berater bei Meta.
Kritik an türkischer Willkür

Empörung im Fall Hocaoğulları

Die Kritik am Vorgehen der Türkei wächst, die im August den Jugenddelegierten des Europarats Hocaoğulları nach kritischen Äußerungen festgenommen hat.
Gesetz gegen Diskriminierung

Besserer Schutz für LGBTIQ+

2022 führte die Ukraine ein Anti-Diskriminierungsgesetz ein, nun sollen die Strafen für Intoleranz deutlich verschärft werden zum Schutz von LGBTIQ+.
Neuregelung bei Vaterschaften

Kritik an erstem Gesetzentwurf

Das BMJV hat einen Gesetzentwurf zur Neuregelung der Rechte leiblicher Väter vorgelegt. Der LSVD+ sieht darin ein „großes Risiko für queere Familien“.
Trauriger Jahrestag

Vier Jahre Taliban-Herrschaft

Seit vier Jahren herrscht die Taliban in Afghanistan - das Leben für LGBTIQ+-Menschen wurde in dieser Zeit immer mehr zur Hölle.
Widerstand in Uganda

Mütter im Einsatz gegen Homophobie

Seit zwei Jahren macht das Anti-Homosexuellen-Gesetz in Uganda das Leben für LGBTIQ+-Menschen zur Hölle. Nun begehren immer mehr Eltern dagegen auf.