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Entgleisung des Papstes
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Verbale Entgleisung Erneut hat Papst Franziskus gezeigt, was er wirklich von Schwulen hält

ms - 28.05.2024 - 09:00 Uhr

Einmal mehr hat Papst Franziskus offenbar gezeigt, dass er von Schwulen nicht allzu viel hält, auch wenn er an anderer Stelle medienwirksam immer wieder beteuert, dass auch Homosexuelle Platz haben in der römisch-katholischen Kirche. Der Zick-Zack-Kurs des Pontifex ist altbekannt, denn kurz nach jeder positiven Aussage folgt eine Erklärung, in der Schwule und Lesben weiterhin als Sünder definiert werden.  

„Schwuchteln“ aus den Seminaren werfen 

Einmal mehr hat der 87-Jährige nun auf einer italienischen Bischofskonferenz gezeigt, wessen Geistes Kind er ist: Auf die Frage, ob es homosexuellen Männern nun erlaubt sein sollte, sich für das Priesteramt ausbilden zu lassen, solange sie zölibatär bleiben, sagte Franziskus, dass dies definitiv nicht der Fall sein sollte. Anschließend soll er auf Italienisch gesagt haben, dass es in der Kirche bereits zu viele „frociaggine“ gebe, ein zutiefst beleidigendes und vulgäres Wort, das sich in etwas mit „Schwuchteln“ übersetzen lässt. 

Zudem soll er erklärt haben, dass alle Homosexuelle aus den Seminaren geworfen werden müssten, unabhängig davon, ob sie ihre sexuellen Neigungen auslebten oder nicht – ob ihm bewusst ist, wie leer die Priesterseminare dann wären?

Das Treffen des Papstes fand zwar hinter verschlossenen Türen statt, seine Aussage drang aber trotzdem offenbar über mehrere Quellen an die italienische Presse. Zuerst berichtete die Investigativ-Website Dagospia darüber, inzwischen bestätigen mehrere italienische Nachrichtenagenturen, dass Franziskus die Beschimpfung verwendet hat und beziehen sich dabei auf weitere und „zahlreiche Quellen“, darunter wohl auch mehrere Bischöfe.

Empörung in der Gesellschaft

Erstaunlicherweise hat die jüngste Entgleisung des Papstes nicht nur in der LGBTI*-Community, sondern auch im christlich geprägten Italien selbst für Empörung gesorgt, auch bei zahlreichen Medien und in der Gesellschaft. Immer mehr offenbart sich dabei auch für den Laien, dass die respektvollen Äußerungen gegenüber Schwulen und Lesben, die Franziskus immer wieder gegenüber den Medien betont, wohl nicht mit seinem tatsächlichen Verständnis übereinstimmt.

Der Vatikan selbst hat sich bisher dazu noch nicht geäußert, einige Bischöfe versuchten wohl allerdings gegenüber der italienischen Presse die Situation herunterzuspielen, denn als spanisch sprechender Argentinier hätte der Papst vielleicht gar nicht gewusst, wie vulgär und beleidigend seine Aussage ist. Heikel an der Erklärung ist allerdings, dass Franziskus in einem italienischsprachigen Haushalt in Argentinien aufgewachsen ist, er spricht seit seiner Kindheit auch Italienisch.

Neue Risse bei der Papstverehrung

Das Bild des Papstes als Reformer der Kirche bekommt so erneut tiefe Risse. Immer wieder hatten einige Medien Franziskus in letzter Zeit als großen Erneuerer gefeiert, zuletzt auch bei dem Eingeständnis, dass Homosexuelle gesegnet werden dürften. Erst bei genauerem Blick zeigte sich, dass auch dieses Zugeständnis erneut im Kern eine Degradierung von Schwulen und Lesben darstellte, denn eine solche Segnung darf keineswegs während eines Gottesdienstes stattfinden, zudem müsse klargestellt werden, dass Homosexuelle weiterhin in Sünde leben. 

Und es dürfe auch keine Verbindung zur Ehe hergestellt werden, denn diese bleibe für Schwule und Lesben tabu. Zudem haben Homosexuelle auch weiterhin kein generelles Anrecht auf eine Segnung, die finale Entscheidung trifft der jeweilige Priester oder Bischof. Trotzdem hatten in der Kirche einige Reformer gehofft, dass damit auch der Grundstein dafür gelegt sein könnte, dass künftig wie von einigen Bischöfen angedacht auch offiziell homosexuelle Männer für das Priesteramt ausgebildet werden können, solange sie wie andere Priester zölibatär bleiben – dieser Idee erteilte Franziskus nun eine klare Absage. Vermutlich wird er sich aber zeitnah erneut zu Wort melden und erklären, dass Homosexuelle in der Kirche willkommen sind. 

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