Mutmacher Ian McKellen Der Schauspieler verrät, warum sich Kollegen outen sollten - und wie Sex im Alter möglich sein kann
Der britische Schauspieler Sir Ian McKellen (85), Ikone und Liebling der Gay-Community zugleich, hat sich jetzt mit eindringlichen Worten an junge Schauspielkollegen gewandt und sie dazu aufgefordert, mutig voranzuschreiten und sich zu outen. Weiterhin „im Schrank zu bleiben“, wie es im Englischen umgangssprach heißt (Beeing in the Closet), sei albern. „Es gibt keinen Grund dafür. Hört nicht auf eure Berater, hört auf euer Herz!“
„Hört auf eure schwulen Freunde“
Gegenüber der Times erklärte der Brite weiter: „Ich habe noch nie jemanden getroffen, der sich geoutet hat und es bereut hat. Mir tut jede berühmte Person leid, die das Gefühl hat, dass sie sich nicht outen kann.“ McKellen outete sich bereits 1988 aus Protest gegen den damaligen Paragrafen 28 in Großbritannien, der die „Förderung von Homosexualität“ verbot. Er ist auch Mitbegründer der einstigen Schwulen-Organisation Stonewall. Erneut betonte er dabei, dass junge schwule Männer auf ihr Herz hören sollten und ergänzte: „Hört auf eure schwulen Freunde, die es besser wissen. Bekennt euch! Geht in den Sonnenschein.“
Neuer Kinofilm mit McKellen
McKellen arbeitet bis heute als herausragender Theaterschauspieler, im letzten Jahr stürzte er von der Theaterbühne und verletzte sich dabei. International ist McKellen vor allem durch seine Rolle als Zauberer Gandalf in der „Herr der Ringe“-Blockbuster-Reihe sowie als Magneto in den „X-Men“-Filmen sehr bekannt geworden. Gerade dem Zauberer habe er dabei zwei seiner persönlichen Eigenschaften mitgegeben: Die Würde einer enormen Lebenserfahrung und diebischen Witz. Jetzt kommt der 85-Jährige als schwuler, mordender Theaterkritiker in „The Critic“ in die Kinos. Im London der 1930er Jahre wird dieser aufgrund seiner Homosexualität verhaftet und entlassen – und rächt sich an seinen Peinigern.
Die Community wird herumgetreten
Befragt nach den aktuellen Gesetzen in Russland, die ähnlich wie damals in England die „Werbung“ für Homosexualität verbieten, erklärte McKellen jetzt im Interview mit der Kölner Rundschau: „Wenn es um Schwule geht, ist Putin ein zynischer Opportunist, genauso wie Trump. Wir sind wie ein Fußball, den man beliebig rumtreten kann. In Ihrem Land und in meinem ist das nicht mehr so. Aber wenn man sich in der Welt umsieht, kommt man zu der deprimierenden Einsicht, wie leicht diese Stimmung wieder Oberhand gewinnt.“
Sex im Alter
Und auch auf das Thema Alter blickt der 85-Jährige eher kritisch: „Ich glaube nicht, dass das Leben besser wird. Aber ich kann Ihnen raten, auf Ihre Gesundheit zu achten. Keine Zigaretten. Kein Alkohol. Essen Sie vernünftig. Machen Sie Sport. Halten Sie Ihren Körper in Schuss, so dass er funktioniert, wenn Sie ihn brauchen, ob das nun fürs Bergsteigen ist oder für Sex. Mit 85 Jahren gehen Sie dann vielleicht keiner dieser beiden Aktivitäten mehr nach. Sie kommen aber immer noch aus dem Haus und können so wie in meinem Fall auch noch arbeiten. Gehen Sie nicht davon aus, überhaupt 85 zu werden. Sie müssen sich an den Gedanken gewöhnen, dass Menschen sterben. Für Sie ist es wahrscheinlich noch eine Überraschung oder ein Schock oder ein größeres Ereignis, wenn jemand stirbt. Was mich angeht: Nächste Woche bin ich auf drei Beerdigungen.“ Mit dieser Aussage wollte McKellen die Leser abschließend aber nicht gehen lassen und so betonte er zuletzt: „Freuen Sie sich auf morgen. Genießen Sie den heutigen Tag. Darauf kommts an.“