Entschädigung von Veteranen 75 Millionen Pfund für 4.000 homosexuelle Veteranen – reicht das Geld aus?
Zu zäh, zu langsam – ist es eine Hinhaltetaktik? Die britische Regierung hat nun endlich festgelegt, dass homosexuelle Veteranen bis zu 70.000 Pfund Entschädigung erhalten für die Misshandlungen und Gräueltaten, die ihnen seitens der Behörden in der Vergangenheit zugefügt worden sind. Ab Januar 2025 sollen die ersten Auszahlungen beginnen, die Gesamtsumme wurde dabei von 50 auf 75 Millionen Pfund angehoben.
Kritik seitens der Veteranen
Betroffen sind davon rund 4.000 noch lebende Veteranen. An dem „noch“ entspinnt sich die erste Kritik an der britischen Regierung, denn seit Jahren wird um eine Entschädigung gerungen, nun endlich ist es zwar soweit, doch manchem Veteran drängte sich der Verdacht auf, die Politiker spielten auf Zeit mit Blick auf das Lebensalter der Betroffenen.
Ein weiterer Kritikpunkt ist die Erklärung, dass Veteranen „bis zu“ 70.000 Pfund bekommen würden – die Wortwahl lässt Raum für Spekulationen über die tatsächliche Höhe der Leistungen. Ab morgen können die Veteranen 50.000 Pfund beantragen, weitere 20.000 Pfund sollen für diejenigen genehmigt werden, die durch das Verbot „besonders negativ“ beeinflusst worden seien, darunter fallen invasive Untersuchungen oder auch Gefängnisaufenthalte.
Die genaue Höhe der Entschädigung wird von einem unabhängigen Gremium festgelegt, alle Zahlungen sind von der Einkommensteuer befreit. Doch selbst wenn die Regierung die genannte Höchstsumme ausschöpft, ist das für viele Veteranen zwar erfreulich, aber nicht ausreichend. Viele wünschen sich anstatt einer Einmalzahlung lieber eine lebenslange Rente, vor der sie in Würde bis zu ihrem Tod leben könnten. Zudem leiden viele von ihnen bis heute unter Gefühlen von Scham oder Depressionen.
Jahrzehntelange Hatz auf Homosexuelle
Die Mehrheit der rund 4.000 ehemaligen Streitkräfte lebt außerdem in Armut oder mit sehr wenig Einkommen, fast allen blieb eine reguläre Karriere verwehrt, nachdem sie zumeist unehrenhaft aufgrund ihrer Homosexualität aus dem Dienst entlassen worden waren. Viele davon waren zudem aufgrund homosexueller Beziehungen als Sexualstraftäter vorbestraft und bekamen zeitlebens keine richtigen Jobs.
Seit den 1960er Jahren gab es im Land die sogenannten Schwulenverbote, die es den Streitkräften und Mitarbeitern des Militärs untersagte, homosexuell zu sein. Die Regelung wurde final erst im Jahr 2000 aufgehoben. Wurde Soldaten oder Angestellte als vermeintlich homosexuell angesehen, kam es in vielen Fällen zu massiven Formen von Mobbing, Erpressung, sexuellen Übergriffen, medizinischer Willkür und erzwungenen Konversionstherapien. Nebst den Entschädigungszahlungen hat das zuständige Ministerium jetzt auch angekündigt, dass die Veteranen die Wiederherstellung ihres Dienstgrades und die Änderung des Entlassungsgrundes beantragen können.