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Jugend in der Krise
Rubrik

Jugend in der Krise Die größte Datenlage über US-Jugendliche zeigt: 89 Prozent der jungen LGBTI*-Amerikaner sind unglücklich

ms - 12.12.2024 - 15:00 Uhr

Eine neue landesweite Datenbank, der Youth Mental Health Tracker, wurde in dieser Woche in den USA erstmals vorgestellt. Darin gebündelt werden Millionen von Daten, die sich mit der psychischen Gesundheit von Jugendlichen im Land befassen – es ist die umfassendste Datenbank in diesem Bereich in den USA. Eines ist dabei bereits jetzt klar: Die LGBTI*-Jugend ist nach wie vor in der Krise, eine Besserung scheint nicht in Sichtweite. 

Härtere Lebenserfahrungen 

Das Projekt ist eine Kooperation der Gesundheitsorganisation Surgo Health mit dem Melinda Gates Netzwerk Pivotal sowie von Showtime/MTV Entertainment. Hannah Kemp, Vizepräsidentin von Surgo Health, betonte dabei: „LGBTI*-Jugendliche haben wirklich mehr zu kämpfen als Nicht-LGBTI*, wenn man alle Messgrößen betrachtet. Wir stellen fest, dass sie viel härtere Lebenserfahrungen machen, verbunden mit Diskriminierungen und Eltern, die sie nicht unterstützen.“

Die Datensätze erlauben vielfältige Untersuchungen im Bereich LGBTI*, deren Ziel es ist, mit gezielten Lösungsansätzen die Lebenssituation von homosexuellen und queeren Amerikanern zu verbessern – dabei soll die Datenbank selbst stetig erweitert werden. 

89 Prozent der LGBTI*-Jugend ist unglücklich

Die bisher gesammelten Daten deuten darauf hin, dass es vielen jungen Amerikanern eigentlich gut geht: 47 Prozent der 10 bis 24-Jährigen gaben an, in den letzten zwei Jahren keine nennenswerten Probleme mit ihrer psychischen Gesundheit gehabt zu haben; die Mehrheit berichtete von Lebenszufriedenheit und allgemeinem Glück. Diejenigen, die psychische Probleme haben, glauben mehrheitlich sogar, dass sich ihre Lebenssituation in der Zukunft verbessern wird. 

Ganz anders hingegen sieht die Lage bei LGBTI*-Jugendlichen aus: Nur elf Prozent von ihnen gaben an, in diesem Zeitraum keine größeren psychischen Probleme gehabt zu haben und mit ihrem Leben zufrieden und insgesamt glücklich zu sein. Bedeutet im Umkehrschluss: 89 Prozent der jungen LGBTI*-Menschen sind unglücklich. Auch der Blick in die Zukunft fällt bei homosexuellen und queeren Jugendlichen weniger erfreulich aus: Nur 32 Prozent der Befragten mit psychischen Problemen blicken noch optimistisch nach vorne oder halten ihr Leben für sinnvoll. 

76 Prozent der jungen Homosexuellen erleben Diskriminierung

In den letzten Jahren gab es bereits mehrere Studien, die die Krise in der jungen LGBTI*-Community Amerikas aufzeigten, die jüngste Untersuchung untermauert die Sachlage aber mit einer bis dato einmal großen Menge an Daten. „Die Ergebnisse in Bezug auf psychische Gesundheit und Wohlbefinden sind für LGBTI*-Jugendliche noch viel beunruhigender als angenommen“, erklärt so Angela Kimball, Chief Advocacy Officer bei Inseparable, einer Organisation, die sich für eine bessere psychische Gesundheitsversorgung in den USA einsetzt.

Die Gründe für die Krise sind mannigfaltig und offenkundig: LGBTI*-Jugendliche haben viel mehr negative Lebenserfahrungen gemacht als gleichaltrige heterosexuelle Menschen. 76 Prozent der homosexuellen US-Jugend haben Diskriminierung aufgrund ihrer sexuellen Orientierung erlebt. Das Risiko, von den eigenen Eltern herabgesetzt, erniedrigt und im Stich gelassen zu werden, ist für schwule und lesbische junge Amerikaner fast drei Mal höher als bei heterosexuellen Gleichaltrigen.  

Dabei zeigt die Befragung überdies auf, dass die sozialen Medien für LGBTI*-Jugendliche eine besonders wichtige Rolle einnehmen, sie knüpfen darüber Kontakte zu anderen Gleichgesinnten, finden Hilfe und Ratschläge und informieren sich über andere queere und homosexuelle Menschen. 

Neue Wege jenseits politischer Interventionen 

Es muss etwas geschehen, so das eindringliche Fazit nach den ersten Ergebnissen. Dazu gehören Projekte wie das Training von Lebenskompetenzen für Schüler, beispielsweise also Empathie, der Aufbau gesunder Beziehungen, Bewältigungsfähigkeiten und Selbstmanagement, verantwortungsvolle Entscheidungsfindung und Selbsterkenntnis; mehr Offenheit im Umgang mit psychischen Problemen, Hilfe bei der Suche nach sicheren und seriösen Online-Ressourcen oder auch finanzielle Unterstützung für finanzschwache Familien mit LGBTI*-Jugendlichen.

Ideen gibt es genug, allerdings, so Kimball weiter: „Das sind nicht die Art von medizinisch orientierten Interventionen, auf die sich die öffentliche Politik normalerweise konzentriert. Wir müssen die Art und Weise, wie wir Jugendliche unterstützen und ihr Wohlergehen fördern, erweitern. Was wir tun können, ist, Schulen, Gemeinden und Familien dabei zu unterstützen, sich um die Jugendlichen zu kümmern und ihnen zu helfen, sich unterstützt, verstanden und geschätzt zu fühlen. Eine der größten Herausforderungen besteht darin, dass sich einige der besten Möglichkeiten zur Unterstützung von Jugendlichen nur schwer gesetzlich regeln lassen, aber wir wissen, was schädlich und was hilfreich ist. Und wir müssen uns auf Maßnahmen konzentrieren, die die Menschen zusammenbringen.“

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