Welt-Aids-Konferenz Kernthemen sind unter anderem der HIV-Anstieg in Osteuropa sowie die PrEP
Bundeskanzler Olaf Scholz eröffnet heute die 25. Internationale Aids-Konferenz in München. Eine Woche lang werden sich rund 10.000 Wissenschaftler, Mediziner und HIV-Experten aus 175 Ländern austauschen. Nach 31 Jahren findet die weltweit größte Aids-Konferenz damit wieder in Deutschland statt.
Ende der Aids-Pandemie
Ein Kernthema dabei ist in diesem Jahr das große, von UNAIDS ausgerufene Ziel, bis ins Jahr 2030 die Zahl der Neuinfektionen bis auf Null abzusenken und den allergrößten Teil der Menschen mit HIV durch Therapien unter die Nachweisgrenze zu bekommen, sodass diese keine anderen Personen mehr infizieren können. Man wolle, so UNAIDS, bis 2030 die Aids-Pandemie beenden.
In den letzten Monaten bezweifelten immer mehr Fachleute den Zeitplan des Vorhabens an, zum einen, weil die Corona-Pandemie die Bemühungen weltweit ausbremste und den Fokus auf Covid legte, zum anderen aber auch, weil einige große Länder wie die USA zuletzt ihr finanzielles Budget für die Prävention minimiert haben. Dazu kommen wie beispielsweise zu Beginn dieses Jahres in diesem Jahr in Deutschland auch noch Versorgungslücken bei der PrEP. Gerade der verstärkte Einsatz der PrEP international wird ein großes Thema bei der Aids-Konferenz sein.
Sind die Ziele unrealistisch?
Weltweit ist die Versorgungslage dabei noch lange nicht dort, wo sie sein sollte: Etwa ein Viertel der Menschen weltweit, die HIV positiv sind, haben keinen Zugang zu Medikamenten. Noch immer stirbt jede Minute ein Mensch an Aids. Besonders dramatisch zeichnet sich die Lage in jenen Ländern ab, die Homosexualität kriminalisieren und damit oftmals auch eine HIV-Therapie unterbinden.
In Osteuropa und Zentralasien liegt die Therapiequote so derzeit nach wie vor nur bei rund 50 Prozent, zuletzt stiegen hier die Fallzahlen bei den Neu-Infektionen sogar wieder an. Ähnlich dramatisch entwickelt sich die Lage in Ländern wie Uganda oder Ghana, die Schwule erneut kriminalisieren oder sogar mit der Todesstrafe bedrohen. Das Robert Koch-Institut erklärte so Ende 2023, dass aufgrund der restriktiven Verbotsgesetze und dem Fehlen eines hochwirksamen Impfstoffes ein weltweites Ende von HIV bis 2030 völlig unrealistisch“ sei.
Finanzielle Mittel
UNAIDS kritisierte im Vorfeld der Konferenz, dass vor allem bei jenen besonders stark betroffenen Gruppen weltweit noch immer 90 Prozent der benötigten finanziellen Mittel fehlen. In Deutschland ist die Zahl der HIV-Neuinfektionen im Jahr 2023 laut dem Robert Koch-Institut um rund 16 Prozent angestiegen. Demnach kam es im vergangenen Jahr zu 2.200 Neu-Infektionen. In der Bundesrepublik leben aktuell rund 96.700 Menschen mit HIV, etwa 8.200 Menschen wissen nichts von ihrer Erkrankung. Weltweit leben aktuell über 40 Millionen Menschen mit dem Virus.