Direkt zum Inhalt
Haftstrafe für George Santos?

Haftstrafe für George Santos? Der US-Lügenbaron bleibe eine „Gefahr für die Gesellschaft“, betonen die Ankläger

ms - 07.04.2025 - 12:00 Uhr
Loading audio player...

Das könnte ein bitteres Ende für den schwulen, ehemaligen US-Kongressabgeordneten George Santos aus New York nehmen, einstmals als Vorzeige-Republikaner gefeiert, droht ihm jetzt eine mehrjährige Haftstrafe: Die Staatsanwaltschaft forderte nun eine Gefängnisstrafe von sieben Jahren und drei Monaten für den „Lügenbaron“, wie ihn die US-Presse inzwischen gerne immer wieder bezeichnet. Ein Urteil soll Ende dieses Monats fallen. 

Tiefer Fall des einstigen Vorzeige-Republikaners

Santos steht wegen Betrugs, Identitätsdiebstahls, Geldwäsche, Veruntreuung von öffentlichen Geldern und Falschaussagen vor Gericht. Nach und nach war in den letzten Jahren publik geworden, dass der schwule Republikaner nicht nur sein Amt offenbar schamlos aus Eigennutz missbrauchte, sondern auch dreist über seinen eigenen Lebenslauf immer wieder log – von erfundenen, beruflichen Qualifikationen, angeblichen renommierten Arbeitgebern bis hin zu Fantasie-Universitätsabschlüssen. Bereits letztes Jahr war Santos dazu verpflichtet worden, rund 570.000 US-Dollar zurückzuzahlen. Noch vor wenigen Jahren indes galt er als Vorzeige-Politiker der Republikaner, der dem Image einer tendenziell homophoben Partei entgegenstehen sollte.  

Pathologischer Lügner 

Zur Forderung nach einer hohen Haftstrafe betonten die New Yorker Bundesstaatsanwälte, dass Santos „das System, mit dem wir unsere Repräsentanten wählen“, ausgenutzt und Lügen dazu benutzt habe, um „sich zu bereichern und eines der höchsten Ämter in der Regierung der Vereinigten Staaten zu erlangen.“ Santos sei nicht nur ein „pathologischer Lügner und Betrüger“, er habe überdies auch „unser Wahlsystem zum Gespött gemacht“, so die Staatsanwaltschaft weiter. Zudem habe der 36-Jährige „verletzliche Opfer ausgenutzt“ und dabei niemals wirklich Reue gezeigt: „Als andere ihn mit dem Verdacht des Betrugs konfrontierten, hat Santos sich immer wieder herausgewunden, jegliches Fehlverhalten geleugnet und neue Täuschungen erfunden.“ 

Demenzkranke schamlos ausgenutzt 

Insbesondere betonte die Staatsanwaltschaft zwei Geschehnisse: Zum einen habe Santos viele tausend US-Dollar von den Kreditkarten älterer Spender abgebucht, die unter Demenz litten. Zum anderen ergaunerte er sich von seinen Unterstützern rund 100.000 US-Dollar für eine angeblich gemeinnützige Organisation, die Santos frei erfunden hatte. Tatsächlich hatte sich der Republikaner von dem Geld Luxusartikel von Louis Vuitton und Hermès gekauft und einen längeren Aufenthalt im Venetian Hotel in Las Vegas finanziert. 

Die Staatsanwaltschaft bezeichnete Santos abschließend als „erhebliche künftige Gefahr für die Gemeinschaft“ und forderte das Gericht auf, eine Strafe zu verhängen, die „die Breite, den Umfang und den räuberischen Charakter“ seiner Verbrechen widerspiegelt.

Kein Geld für die Opfer 

Santos´ Anwälte indes plädierten auf eine mildere Strafe von maximal zwei Jahren Gefängnis, denn der ehemalige Politiker habe nur aus „einer fehlgeleiteten Verzweiflung im Zusammenhang mit seiner politischen Kampagne“ heraus gehandelt. Bosheit sei dem 36-Jährigen nicht zu unterstellen. Ob diese Argumentation überzeugt, dürfte fraglich sein, denn Santos hat bis heute „keinem der Opfer einen Cent zurückgezahlt“, so die Staatsanwaltschaft. Mehr noch, er habe versucht, von seiner Berühmtheit zu profitieren, indem er einen Podcast ins Leben rief und über 350.000 US-Dollar mit Cameo-Videos als Drag-Queen verdiente.

Anzeige
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE

Auch Interessant

Strafe, weil er CSD zuließ?

Anklage gegen Gergely Karácsony

Der Bürgermeister von Budapest sieht sich mit strafrechtlichen Ermittlungen konfrontiert, weil er die Pride-Parade im Juni 2025 ermöglicht hat.
Vorurteile im Kampf gegen HIV

Religiöser Hass in Uganda

Christliche Kirchen verhindern aus Homophobie in Uganda die Unterstützung von Menschen mit HIV, wie die jüngste UNAIDS-Studie belegt.
Rollback in Arlington

Ende bei Antidiskriminierungsschutz

Die erste Stadt in den USA, Arlington, hat jetzt die LGBTIQ+-Antidiskriminierungsgesetze aufgehoben. Eine Entwicklung mit landesweiter Signalwirkung.
Homosexuelle als Bedrohung

Neue Stigmata in Malaysia

Der größte islamische Jugendverein in Malaysia erklärte homosexuelle Menschen zur Bedrohung und fordert weitere Restriktionen gegen die Community.
Asyl für queere Flüchtlinge

Neues Zentrum in Amsterdam

In Amsterdam soll ein neues Asylzentrum nur für queere Flüchtlinge und alleinstehende Frauen entstehen.
Kontenlöschungen bei Meta

Queere Gruppen und Frauen betroffen

Meta steht massiv in der Kritik, zahlreiche Konten mit queeren Inhalten sowie zu Frauenrechten und Abtreibung gelöscht oder stark zensiert zu haben.
Neue Diskriminierung

Keine HIV-positiven US-Soldaten

Das US-Verteidigungsministerium will HIV-positive Soldaten entlassen. Ob das gelingt, ist derzeit Gegenstand einer juristischen Auseinandersetzung.
Klage gegen Erzbistum Köln

Vorwurf von sexuellem Missbrauch

Ein 70-jähriger Mann hat jetzt das Erzbistum Köln wegen mehrfachem sexuellen Missbrauch in seiner Jugend auf eine Million Euro Schmerzensgeld verklagt
Hassdelikt: Polizei ermittelt

Ein gezielter Tritt gegenLGBTIQ+

Ein Postbote in Belfast wurde entlassen, weil er einen Gartenwichtel in Regenbogenfarben samt Pride-Flagge mutwillig umstieß.