Haftstrafe für George Santos? Der US-Lügenbaron bleibe eine „Gefahr für die Gesellschaft“, betonen die Ankläger
Das könnte ein bitteres Ende für den schwulen, ehemaligen US-Kongressabgeordneten George Santos aus New York nehmen, einstmals als Vorzeige-Republikaner gefeiert, droht ihm jetzt eine mehrjährige Haftstrafe: Die Staatsanwaltschaft forderte nun eine Gefängnisstrafe von sieben Jahren und drei Monaten für den „Lügenbaron“, wie ihn die US-Presse inzwischen gerne immer wieder bezeichnet. Ein Urteil soll Ende dieses Monats fallen.
Tiefer Fall des einstigen Vorzeige-Republikaners
Santos steht wegen Betrugs, Identitätsdiebstahls, Geldwäsche, Veruntreuung von öffentlichen Geldern und Falschaussagen vor Gericht. Nach und nach war in den letzten Jahren publik geworden, dass der schwule Republikaner nicht nur sein Amt offenbar schamlos aus Eigennutz missbrauchte, sondern auch dreist über seinen eigenen Lebenslauf immer wieder log – von erfundenen, beruflichen Qualifikationen, angeblichen renommierten Arbeitgebern bis hin zu Fantasie-Universitätsabschlüssen. Bereits letztes Jahr war Santos dazu verpflichtet worden, rund 570.000 US-Dollar zurückzuzahlen. Noch vor wenigen Jahren indes galt er als Vorzeige-Politiker der Republikaner, der dem Image einer tendenziell homophoben Partei entgegenstehen sollte.
Pathologischer Lügner
Zur Forderung nach einer hohen Haftstrafe betonten die New Yorker Bundesstaatsanwälte, dass Santos „das System, mit dem wir unsere Repräsentanten wählen“, ausgenutzt und Lügen dazu benutzt habe, um „sich zu bereichern und eines der höchsten Ämter in der Regierung der Vereinigten Staaten zu erlangen.“ Santos sei nicht nur ein „pathologischer Lügner und Betrüger“, er habe überdies auch „unser Wahlsystem zum Gespött gemacht“, so die Staatsanwaltschaft weiter. Zudem habe der 36-Jährige „verletzliche Opfer ausgenutzt“ und dabei niemals wirklich Reue gezeigt: „Als andere ihn mit dem Verdacht des Betrugs konfrontierten, hat Santos sich immer wieder herausgewunden, jegliches Fehlverhalten geleugnet und neue Täuschungen erfunden.“
Demenzkranke schamlos ausgenutzt
Insbesondere betonte die Staatsanwaltschaft zwei Geschehnisse: Zum einen habe Santos viele tausend US-Dollar von den Kreditkarten älterer Spender abgebucht, die unter Demenz litten. Zum anderen ergaunerte er sich von seinen Unterstützern rund 100.000 US-Dollar für eine angeblich gemeinnützige Organisation, die Santos frei erfunden hatte. Tatsächlich hatte sich der Republikaner von dem Geld Luxusartikel von Louis Vuitton und Hermès gekauft und einen längeren Aufenthalt im Venetian Hotel in Las Vegas finanziert.
Die Staatsanwaltschaft bezeichnete Santos abschließend als „erhebliche künftige Gefahr für die Gemeinschaft“ und forderte das Gericht auf, eine Strafe zu verhängen, die „die Breite, den Umfang und den räuberischen Charakter“ seiner Verbrechen widerspiegelt.
Kein Geld für die Opfer
Santos´ Anwälte indes plädierten auf eine mildere Strafe von maximal zwei Jahren Gefängnis, denn der ehemalige Politiker habe nur aus „einer fehlgeleiteten Verzweiflung im Zusammenhang mit seiner politischen Kampagne“ heraus gehandelt. Bosheit sei dem 36-Jährigen nicht zu unterstellen. Ob diese Argumentation überzeugt, dürfte fraglich sein, denn Santos hat bis heute „keinem der Opfer einen Cent zurückgezahlt“, so die Staatsanwaltschaft. Mehr noch, er habe versucht, von seiner Berühmtheit zu profitieren, indem er einen Podcast ins Leben rief und über 350.000 US-Dollar mit Cameo-Videos als Drag-Queen verdiente.