Direkt zum Inhalt
Engpass bei STI-Medikamenten
Rubrik

Engpass bei STI-Medikamenten Massiver Engpass bei Präparaten gegen Chlamydien, Gonorrhoe und Syphilis

ms - 15.07.2024 - 14:20 Uhr

Ärzte, Apotheker und HIV-Experten waren jetzt abermals vor einem Engpass – in Deutschland werde die Versorgungslage von wichtigen Medikamenten zur Behandlung von sexuell übertragbaren Krankheiten (STI) knapp. Konkret stünden aktuell die Antibiotika Doxycyclin und Azithromycin nicht mehr in ausreichender Menge zur Verfügung, sodass mit Einschränkungen bei der Behandlung von Infektionskrankheiten wie Chlamydien, Gonorrhoe und Syphilis gerechnet werden müsse. 

Restbestände werden knapp

„Wir können bei beiden Wirkstoffen schätzungsweise nur noch 50 Prozent des Bedarfs decken. Wir zehren von Vorräten und kratzen Restbestände zusammen – lange geht das nicht mehr gut“, sagt Vorstand Erik Tenberken von der Vertretung HIV-kompetenter Apotheken (DAHKA). Nahezu alle Apotheken seien von Lieferengpässen betroffen. Beim Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) haben offiziell zwar nur vier Hersteller Lieferengpässe überhaupt angemeldet, doch laut Tenberken liefert kein Hersteller in gewohnten Umfang.

„Die Mangelversorgung birgt große Gefahren. Die Lieferengpässe erschweren die bestmögliche Behandlung, schränken den ärztlichen Spielraum bei der Therapie unzumutbar ein und gefährden damit das Wohl unserer Patienten“, betont auch Dr. Heiko Karcher von der Arbeitsgemeinschaft ambulant tätiger Ärztinnen und Ärzte für Infektionskrankheiten und HIV-Medizin (dagnä). Kracher arbeitet als Arzt in seiner Berliner Schwerpunktpraxis in der Community. 

Erneute Engpässe nach der PrEP

Es ist zum zweiten Mal in diesem Jahr, dass Engpässe bei der Versorgung von wichtigen Medikamenten für die Gay-Community publik werden, zu Beginn des Jahres hatte es bereits einen massiven Mangel bei der PrEP gegeben. Das es nun schon wieder zu einer derartigen Hiobsbotschaft kommt, sei ein Skandal. „Wir gehen davon aus, dass die Ursachen für die aktuellen Lieferschwierigkeiten die gleichen sind wie vor wenigen Monaten bei Emtricitabin/Tenofovirdisoproxil (PrEP)“, so Karcher. 

Die Verbände sowie die HIV-Experten sprechen von systemischen Problemen, dazu gehören fehlende Transparenz ebenso wie mangelhafte Meldeverfahren, um rechtzeitig vor einem Engpass einschreiten zu können. Die Politik müsse endlich handeln, so die gemeinsame Forderung. 

Auch Interessant

Queere Pilgerreise nach Rom?

Eine Farce ohne kirchlichen Segen

Die erste LGBTI*-Pilgerreise nach Rom findet 2025 statt. Ein Grund zum Jubeln? Der Vatikan selbst will davon allerdings gar nichts wissen.
Genitalherpes

WHO warnt vor Ausbreitung

Die WHO warnt jetzt vor der weiteren Ausbreitung von Genitalherpes. Stigmata und Scham befeuern Neu-Infektionen, gerade bei sexpositiven Menschen.
Schwule Suchanfragen

Wonach suchen wir online?

Wonach suchen wir online, wenn uns die Lust überkommt? Pornhub hat jetzt die Jahresstatistik für 2024 veröffentlicht.
Diskriminierung im Jobcenter?

Linke queer erhebt schwere Vorwürfe

Die Linke queer erhebt schwere Vorwürfe gegen die Jobcenter in Deutschland: Queere Menschen würden beim Bürgergeld stellenweise diskriminiert werden.
Bilanz zum queeren Aktionsplan

Lehmann und Paus betonen Erfolge

Der queere Aktionsplan sollte 2025 starten, dank der Neuwahlen wird daraus wohl eher nichts. Das Bundesfamilienministerium betont trotzdem Erfolge.
Streit um eine Weihnachtsfeier

Hetze einer Anti-LGBTI*-Gruppe

Darf eine LGBTI*-Gruppe an der Weihnachts-Parade einer US-Kleinstadt teilnehmen? Darüber wurde jetzt im Bundesstaat Alabama heftig gestritten.
Ende der Menschenrechte

FIFA vergibt WM nach Saudi-Arabien

Ende der Menschenrechte: Die Fußballweltmeisterschaften 2030 und 2034 finden in Saudi-Arabien und Marokko statt - Homosexualität ist dort illegal.
Urteil in Mönchengladbach

Haftstrafen nach Dating-Masche

Urteil in NRW: Mehrjährige Haft- und Bewährungsstrafen für vier junge Täter, die Homosexuelle dateten und brutal ausraubten.
Aktivisten leben gefährlich

Jeder Zehnte erlebt Gewaltandrohungen

Jeder zehnte Aktivist erlebt Gewaltandrohungen, so eine neue Studie. Amnesty International fordert mehr Schutz von Seiten der Behörden.