Buttersäure-Attacke auf CSD Mutmaßlich Rechtsextreme versuchten CSD in Sachsen-Anhalt zu stören
Rund 380 Menschen feierten in Köthen in Sachsen-Anhalt am vergangenen Wochenende den allerersten CSD in der Kleinstadt zwischen Magdeburg und Leipzig. Überschattet worden war die Veranstaltung von einer Buttersäure-Attacke in der Nacht zuvor. Die Polizei hat die Ermittlungen aufgenommen.
„Parade der Perversen“
Vermutlich Rechtsextreme sollen so auf dem Marktplatz und am Bahnhof die stark stinkende Säure verteilt haben, um die Demonstration zu stören – die rund 380 Teilnehmer ließen sich davon allerdings nicht einschüchtern, die Veranstalter hatten auf rund 1.000 Menschen beim Pride gehofft. Zu körperlichen Angriffen ist es nach Polizeiangaben nicht gekommen, sehr wohl wurden aber CSD-Besucher immer wieder homophob beleidigt.
Zudem waren an mehreren Orten in der Kleinstadt Nazi-Schmierereien wie Hakenkreuze und Statements wie „Kill all Gays“ an Hauswände oder Elektrokästen gesprüht worden, mutmaßlich angebracht von Vertretern der rechtsextremen Gruppierung „Der III. Weg“ – diese hatte im Vorfeld angekündigt, gegen die „Parade der Perversen und Kranken“ vorgehen zu wollen.
Organisator Julian Miethig (SPD) betonte gegenüber dem MDR die gute Zusammenarbeit mit der Polizei: „Die Arbeit mit der Polizei in Köthen gestaltet sich sehr gut. Die Polizei war bei verschiedenen Vorbereitungs-Treffen vor Ort. Wir haben gemeinsam unsere Bedürfnisse abklären können.“
„Wir waren schon immer hier“
Das Motto des CSD in der Stadt mit rund 25.000 Einwohnern: „Queer: Wir waren schon immer hier.“ Finanziert worden war das bunte Programm unter anderem auch mit Demokratieförderungs-Spenden, zu denen der ZDF-Satiriker Jan Böhmermann in seinem Podcast aufgerufen hatte – dadurch war es auch möglich, die Demonstration in eine einwöchige Pride-Woche einzubetten, was ansonsten bei kleinen CSDs eher ungewöhnlich ist.
Bereits im Vorfeld gab es so einen Film-Empfang oder auch mehrere queere Führungen. Am Tag der Pride dann wurde den Besuchern ein abwechslungsreiches Bühnenprogramm sowie Politik-Talks rund um Themen wie LGBTI*, Rechtsruck sowie Gesundheit und eine anschließende große Feier inklusive Live-Musik geboten.
Ein CSD auf dem Land
Miethig bekräftigte bei der Kundgebung, man wolle ein starkes Zeichen für Vielfalt und Toleranz setzen und queeren Menschen in Köthen zeigen, dass sie nicht alleine sind. „Queere Menschen gab es schon immer in Köthen. Gerade in meiner Jugend hätte ich mir gewünscht, dass es CSDs gerade auch im ländlichen Raum gibt“, so Miethig, der zudem betonte, dass es gerade auf dem Land in Ostdeutschland immer noch zu Diskriminierung von queeren Menschen komme, weswegen vielen das Outing hier besonders schwer falle. Ein CSD sei deswegen gerade hier besonders wichtig, so Miethig weiter, der selbst in Köthen aufgewachsen ist.