Mutiger Pride in Seoul Die Gay-Community zeigt Flagge in Südkorea – trotz Verbot seitens der Stadtregierung
Einen Demonstrations-Charakter ganz anderer Art hatte am vergangenen Wochenende der Pride in Südkorea – rund 150.000 Menschen liefen beim Marsch mit, obwohl die Demonstration zum zweiten Mal in Folge von den Behörden verboten worden war.
Kampf um Schwulenrechte
Homosexualität ist von Seiten der Regierung in Südkorea grundsätzlich zwar legal, nach dem davon unabhängigen Militärstrafrecht können Militärangehörige allerdings aufgrund ihrer Homosexualität noch immer mit bis zu zwei Jahren Gefängnis bestraft werden – ein bis heute anhaltender Streit zwischen Regierung und Militär. Im Jahr 2022 entschied das Oberste Gericht erstmals zugunsten zweier schwuler Soldaten und hob einen Schuldspruch des Militärs auf. Anti-Diskriminierungsgesetze oder eine gleichgeschlechtliche Ehe beziehungsweise eine eingetragene Partnerschaft gibt es bis heute nicht, allerdings wurde 2023 ein erster Gesetzentwurf für die Homo-Ehe vorgelegt.
150.000 Menschen trotzen Verbot
Das Erstarken der Gay-Community scheint der Regierung ein Dorn im Auge zu sein, weswegen sie in diesem Jahr erneut nach 2023 die Pride-Parade in Seoul verboten hatte. Der offizielle Grund waren „Terminkonflikte“ mit einer Literaturveranstaltung der Stadt. Zuvor hatte Seouls Bürgermeister Oh Se-hoon einmal mehr bekräftigt, er sei „persönlich nicht mit Homosexualität einverstanden.“
Das hielt am vergangenen Samstag trotzdem 150.000 LGBTI*-Menschen und ihre Unterstützer nicht davon ab, Flagge in der Hauptstadt von Südkorea zu zeigen und das 25-jährige Jubiläum der Pride-Parade ausgiebig und kampfeslustig zu feiern. Die wichtigsten Straßen der Stadt waren voll mit Besuchern in Regenbogenfarben und Fahnen. Das Motto in diesem Jahr war die Farbe „Orange“, die ebenso durch tausende Luftballons omnipräsent war. „Die Farbe liegt zwischen Rot und Gelb. Sie gehört nirgendwo ganz hin, sondern existiert unabhängig dazwischen – das entspricht sehr genau unserer Art, in Südkorea zu leben!“, so das Pride-Organisationsteam. Tatkräftig unterstützt wurde der illegale Pride sowohl von der US-Botschaft und Amnesty International, aber auch von dem schwedischen Unternehmen IKEA.
Wenige Straßen entfernt vom Stadtzentrum demonstrierten derweil die Gegner der schwul-lesbischen Community, sie waren zahlenmäßig allerdings in der deutlichen Minderheit. Auf ihren Schildern war unter anderem zu lesen: „Nein zur gleichgeschlechtlichen Ehe!“ sowie „Das Land, das mit Blut und Schweiß aufgebaut wurde, bricht wegen Homosexualität zusammen!“