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Panik auf den Philippinen

Panik auf den Philippinen Die katholische Kirche verbreitet Fake News und Angst über lebenswichtige Aufklärung

ms - 03.02.2025 - 15:00 Uhr
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Thailand ging 2025 bereits große Schritte nach vorne, führte die gleichgeschlechtliche Ehe und eine bessere Gesundheitsversorgung für queere Menschen ein – die Hoffnung ist nach wie vor groß, dass das Land eine Form von Vorbildfunktion in Asien einnimmt. Auf den Philippinen scheint davon allerdings bisher wenig angekommen sein, im Land verbreitet sich derzeit eine Welle der Panik gegenüber der LGBTIQ+-Community.

Fake News gegen Fakten 

Seit 2017 gibt es im Land zwar ein Gesetz zum Schutz der sexuellen Orientierung gegen Diskriminierung, weitreichendere Richtlinien wie eine Homo-Ehe scheiterten bisher aber stets an der Übermacht der katholischen Kirche des Archipels mit über 7.600 Inseln im westlichen Pazifischen Ozean. Einmal mehr wird nun Hetze und Panik verbreitet, um neue Gesetze zu unterbinden. Die römisch-katholische Kirche hat hier nach wie vor eine große Macht inne, rund 80 Prozent der Bevölkerung sind katholisch. 

Konkret geht es dabei um ein Vorhaben, das altersgerechten Sexualkundeunterricht an allen Schulen festschreiben soll – das Ziel dabei ist klar: Ungewollte Schwangerschaften und HIV-Infektionen sollen so bestmöglich bei den Jugendlichen unterbunden werden. Auch Homosexualität soll thematisch im Unterricht sachlich behandelt werden. Die Kirchenvertreter der Inselgruppe indes sehen darin offenbar einmal mehr „Teufelszeug“ und starteten deswegen vor einigen Wochen eine Angstkampagne, gefüttert mit Fake News, die immer mehr um sich greift.

Lügenmärchen über Frühsexualisierung

Der Kreativität der teils hanebüchenen Falschmeldungen ist dabei ganz offenbar keine Grenze gesetzt – Lehrer sollten demnach den Schülern Masturbation und sexuelle Lust nahebringen. Bereits im Kindergarten müssten Kinder ab vier Jahren zusehen, wie erwachsene Männer masturbieren und würden dazu aufgefordert, es ihnen nachzutun und „verschiedene Sexualitäten“ auszuprobieren. Es ist einmal mehr die altbekannte Mär von der pädophilen Frühsexualisierung, die in vielen konservativen und stark religiös-geprägten Ländern gerne als „Argument“ gegen Aufklärung und Gleichberechtigung herangezogen wird. Der Wahrheit entsprechen alle jene Behauptungen auch auf den Philippinen nicht. 

Panik beim Staatspräsidenten

Trotzdem hat sich zuletzt auch Staatspräsident Ferdinand Marcos Jr. von der Panikwelle infizieren lassen und erklärte so gegenüber dem Philippine Daily Inquirer, er werde gegen das Gesetz ein Veto einlegen und es damit final verhindern, wenn es in dieser Form vom Parlament verabschiedet werden würde. 

In diesen Tagen versuchte deswegen nun Senatorin Risa Hontiveros Licht ins Dunkel zu bringen – sie hat den Gesetzentwurf selbst verfasst und klärte zuletzt mehrfach unter großem Medienecho darüber auf, dass weder das Wort Masturbation im Gesetzesvorhaben vorkomme noch würden Schüler dazu animiert, sich sexuell auszuprobieren. 

Einzig sachliche Aufklärung sei das Ziel zur Bekämpfung der zuletzt stark ansteigenden Fälle von Schwangerschaften bei Jugendlichen und HIV-Erkrankungen unter Minderjährigen und jungen Erwachsenen. Die Senatorin erklärte sich zudem bereit, den Gesetzestext gerne noch einmal abzuändern, wenn einzelne Passagen missfallen würden – Staatspräsident Marcos hat daraufhin kleinklaut betont, dass er die „Wichtigkeit des Anliegens“ doch anerkenne. Bleibt zu hoffen, dass die christliche Hetzkampagne alsbald auch in der Bevölkerung ein Ende findet.  

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