Tatort Schule Im Fokus der Angriffe sind oft auch homosexuelle Schüler
Die Schule ist für viele homosexuelle Jugendliche bis heute ein Ort voll von Mobbing, Hass und Ablehnung – die berüchtigte „schwule Sau“ ist dabei noch immer verbal allgegenwärtig auf den Schulhöfen. Die neue Statistik der Berliner Polizei zeigt nun anhand erster Zahlen auf, dass es auch im Jahr 2023 zu immer mehr Gewalttaten an Grund- und Oberschulen gekommen ist – die grundsätzliche Entwicklung gilt als exemplarisch für viele Schulen in ganz Deutschland.
Brennpunkt Schule
Binnen eines Jahres hat sich bereits im Jahr 2022 die Zahl der Straftaten an Berliner Schulen nahezu verdoppelt, von rund 3.800 Fälle auf mehr als 6.100. In jedem sechsten Fall musste die Polizei zur Schule ausrücken, das macht rund 1.000 Fälle. Im letzten Jahr nun sind die Straftaten wohl erneut angestiegen, insgesamt kam es zu 1.076 Einsätzen.
Konkrete Gesamtzahlen für 2023 gibt es noch nicht, gegenüber der Berliner Zeitung erklärte aber Polizeisprecherin Anja Dierschke: „Für 2023 ist eine erneute deutliche Steigerung mit der Tatörtlichkeit Schule zu verzeichnen.“ Vor allem sogenannte Rohheitsdelikte, also Körperverletzungen, Bedrohungen und Raub, hätten sich binnen eines Jahres verdoppelt auf fast 2.350 Fälle. Dabei belegen die erfassten Delikte zudem, dass die gewalttätigen Übergriffe immer radikaler werden und auch vor Lehrern, die beispielsweise bei einem Streit auf dem Schulhof schlichten wollen, nicht Halt machen.
Besonders betroffen sind oft auch weibliche Lehrkräfte, wie eine Umfrage des Philologenverbandes NRW bestätigt. Jede zweite Lehrerin an Gesamtschulen sowie Gymnasien in Nordrhein-Westfalen war demnach in den letzten drei Jahren persönlich von Gewalt betroffen. Konkret erklärten dies 47 Prozent der weiblichen Lehrkräfte an Gymnasien und 76 Prozent der Lehrerinnen an Gesamtschulen.
Warum wirken Interventions-Projekte bisher nicht?
Die Fälle zeigen auch auf, wie aus vermeintlichen Bagatellen oder kulturellen Unterschieden sehr schnell physische Gewalt werden kann – eine der bekannten Opfergruppen sind dabei immer wieder auch junge homosexuelle Schüler. Die Zunahme von Gewalt gegen die Community deckt sich auch mit Zahlen des Berliner Anti-Gewalt-Projektes Maneo.
Bis jetzt scheinen die Interventions-Projekte der Berliner Regierung nicht zu wirken, auch wenn es seit 2023 an jeder Schule Sozialarbeiter gibt und Psychologen für Notfälle bereitstehen. Gerade arbeitet der Senat auch an der dritten Auflage der offiziellen Notfallpläne gegen Gewalt und Krisen an Schulen, so die Berliner Zeitung. Auch im Lehrplan ist die Gewaltprävention inzwischen ein fächerübergreifendes Thema.
Lehrerverband warnt vor steigender Homophobie
Ob das tatsächlich ausreicht, darf zumindest angezweifelt werden. Der Deutsche Lehrerverband schlug zuletzt Anfang des Jahres Alarm und erklärte, dass Homophobie an Schulen immer mehr zunehme und immer mehr Schüler die gesellschaftlichen Grundwerte in Deutschland schlicht ablehnen würden.
Häufig handele es sich dabei um Schüler mit einem muslimischen Hintergrund, so Verbandspräsident Stefan Düll. Manche Schüler bewegten sich dabei laut Düll in einer „Parallel-Wirklichkeit“. Die Regierung sei zu lange mit „politisch korrekten Scheuklappen“ unterwegs gewesen, sodass man das Problem nicht habe ansprechen können, ohne sich dem Verdacht von Fremden- oder Islamfeindlichkeit ausgesetzt zu sehen.