Direkt zum Inhalt
Zeichen der Hoffnung

Zeichen der Hoffnung Ein junger schwuler Kellner wird homophob ausgelacht und wehrt sich – mit ungeahnten Folgen

ms - 01.08.2024 - 15:00 Uhr
Loading audio player...

Es ist eine eigentlich alltägliche Situation, die viele schwule Männer weltweit immer wieder erleben – homophobe Sprüche und verbale Attacken. Ein junger Kellner in Kansas und seine Freunde wehrten sich nun aber auf besondere Weise und waren vom Ergebnis am Ende mehr als überrascht. 

Auslachen und böse Blicke

Der Vorfall ereignete sich vor wenigen Tagen im Lokal Bubba's 33 in Wichita; der 19-jährige schwule Kellner Noah Bierig bediente eine Gruppe von jungen Männern im Restaurant. „Das erste Mal, als ich an den Tisch ging, warfen sie mir ein paar böse Blicke zu. Und jedes Mal, wenn ich wegging, fingen sie an, ein bisschen zu lachen“, so Bierig gegenüber KAKE News. Immer wieder starrten die Männer ihn auch feinselig an – Auslöser dafür war unter anderem auch sein Pride-Armband, das ihm seine Mutter nach dem Coming-Out geschenkt hatte. 

Nachdem die Gruppe gegangen war, stellte Bierig fest, dass die Quittung kein Trinkgeld enthielt, sondern an der Stelle dafür auf dem Papier nur das Wort „Schwuchtel“ geschrieben stand. „Ich bin so eine unverhohlene Homophobie bisher nicht gewohnt gewesen. Das hat mich sehr verletzt. Ich bin nicht der Typ, der bei der Arbeit oder generell sofort losheult, aber ich muss sagen, das war definitiv das erste Mal, und es hat mich sehr getroffen“, so Bierig weiter.  

Kein Schweigen bei Homophobie

Für viele Homosexuelle gerade in Zeiten steigender Hasskriminalität sowohl in den USA wie aber auch in Deutschland eine beinahe alltägliche Situation, die zumeist stillschweigend hingenommen wird – ein wesentlicher Grund, warum 90 Prozent solcher Vergehen gar nicht erst angezeigt werden

Bierig erzählte den Vorfall indes seinen Freunden und die wollten die Sache nicht so einfach auf sich beruhen lassen und stellten die besagte Quittung bei Facebook online – darauf zu sehen ist auch der Name des homophoben Restaurantkunden, der die Rechnung beglichen hatte. 

Entschuldigung des Täters

Mit der darauf folgenden Reaktion hatte allerdings weder der 19-Jährige noch seine Freunde gerechnet: Tausende Kommentare überschwemmten den Account des homophoben Kunden und kritisierten seine verletzende und feige Aktion. Überraschenderweise sah der Mann sein Fehlverhalten offensichtlich auch ein und entschuldigte sich bei Bierig: „Ich weiß, dass es falsch von mir war, das zu schreiben, und das tut mir sehr leid. Das gesamte Essenserlebnis war nicht so toll aufgrund meiner anderen Freunde und ich hätte nicht so damit umgehen sollen, indem ich tat, was ich getan habe.“ Der 19-jährige Kellner zeigte sich davon überwältigt: „Es ist absolut wahnsinnig. Ich hätte nie gedacht, dass so etwas passieren würde.“

Hilfe für junge Mobbing-Opfer

Es gibt sogar ein zweites Happy-End: Bierigs Freunde haben daraufhin über die LGBTI*-Handelskammer der Stadt, Proud of Wichita, einen Online-Fond eingerichtet – mehrere tausend US-Dollar sind an Spenden für den verachteten jungen Kellner so bereits nach wenigen Tagen zusammengekommen. „Was immer dabei herauskommt, wird gespendet. Es gibt eine Organisation namens GLSEN. Das ist im Wesentlichen eine Anti-Mobbing-Organisation. Sie hilft vor allem LGBT-Kindern, die in der Schule gemobbt werden“, so Bierig. 

Sein Arbeitgeber, das Bubba's 33, erklärte inzwischen, man werde die Endsumme der Spende an GLSEN verdoppeln, als Zeichen dafür, dass aus einer „hässlichen Situation etwas Gutes“ entstehen kann. Zudem wolle man damit allen jungen homosexuellen Menschen auch zeigen, dass „sie nie allein sind.“ Bierig betonte abschließend: „Liebe ist immer das Wichtigste. Ich habe gelernt, dass man, egal was passiert, immer Unterstützung finden kann, auch wenn man denkt, dass es keine mehr auf der Welt gibt.“

Anzeige
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE

Auch Interessant

Strafe, weil er CSD zuließ?

Anklage gegen Gergely Karácsony

Der Bürgermeister von Budapest sieht sich mit strafrechtlichen Ermittlungen konfrontiert, weil er die Pride-Parade im Juni 2025 ermöglicht hat.
Vorurteile im Kampf gegen HIV

Religiöser Hass in Uganda

Christliche Kirchen verhindern aus Homophobie in Uganda die Unterstützung von Menschen mit HIV, wie die jüngste UNAIDS-Studie belegt.
Rollback in Arlington

Ende bei Antidiskriminierungsschutz

Die erste Stadt in den USA, Arlington, hat jetzt die LGBTIQ+-Antidiskriminierungsgesetze aufgehoben. Eine Entwicklung mit landesweiter Signalwirkung.
Homosexuelle als Bedrohung

Neue Stigmata in Malaysia

Der größte islamische Jugendverein in Malaysia erklärte homosexuelle Menschen zur Bedrohung und fordert weitere Restriktionen gegen die Community.
Asyl für queere Flüchtlinge

Neues Zentrum in Amsterdam

In Amsterdam soll ein neues Asylzentrum nur für queere Flüchtlinge und alleinstehende Frauen entstehen.
Kontenlöschungen bei Meta

Queere Gruppen und Frauen betroffen

Meta steht massiv in der Kritik, zahlreiche Konten mit queeren Inhalten sowie zu Frauenrechten und Abtreibung gelöscht oder stark zensiert zu haben.
Neue Diskriminierung

Keine HIV-positiven US-Soldaten

Das US-Verteidigungsministerium will HIV-positive Soldaten entlassen. Ob das gelingt, ist derzeit Gegenstand einer juristischen Auseinandersetzung.
Klage gegen Erzbistum Köln

Vorwurf von sexuellem Missbrauch

Ein 70-jähriger Mann hat jetzt das Erzbistum Köln wegen mehrfachem sexuellen Missbrauch in seiner Jugend auf eine Million Euro Schmerzensgeld verklagt
Hassdelikt: Polizei ermittelt

Ein gezielter Tritt gegenLGBTIQ+

Ein Postbote in Belfast wurde entlassen, weil er einen Gartenwichtel in Regenbogenfarben samt Pride-Flagge mutwillig umstieß.