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Kritik an Münchner Schulrichtlinien

Kritik an Schulrichtlinien Fast 25.000 Menschen fordern Umdenken im Umgang mit queeren Schülern

ms - 21.11.2024 - 15:00 Uhr
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Fast 25.000 Menschen haben in den letzten Tagen eine Petition unterschrieben, die sich gegen die neuen Leitlinien der Landeshauptstadt München im Umgang mit queeren Schülern aussprechen. Der Handlungsleitfaden soll an Schulen und Bildungseinrichtungen ein „offenes und unterstützendes Klima“ für alle Schüler und die „von ihnen gelebte Vielfalt“ schaffen.  

Brief an Oberbürgermeister

Herausgegeben wurde das Schreiben vom Referat für Bildung und Sport in Kooperation mit der Koordinierungsstelle für Gleichstellung von LGBTI*. Die konservativ-christliche Organisation Citizen-Go startete daraufhin eine Petition gegen die Leitlinien und richtet sich in einem öffentlichen Schreiben damit direkt an Münchens Oberbürgermeister Dietmar Reiter (SPD) 

Zunächst verweist die Gruppe dabei auf die jüngsten Entscheidungen der Bundesärztekammer, die sich in diesem Jahr gegen die Vergabe von Pubertätsblockern an Jugendliche ausgesprochen hatte. Der neue Handlungsleitfaden, gerichtet an Lehrer und Schuldirektoren, würde junge Menschen, die mit ihrer Geschlechtsidentität hadern, dabei „noch tiefer in den Trans-Kult treiben“, so der christliche Verein. 

Und weiter: „Mit dem Trans-Leitfaden wird das Geschlecht eines Menschen auf eine willkürliche ´Selbstdefinition´ reduziert, die von niemandem, auch keinem Lehrer, hinterfragt werden darf. Die Lehrer werden zudem dazu angehalten, den Eltern das Outing ihres Kindes zu verschweigen und stattdessen LSBT-Beratungsstellen zu empfehlen. Das sind eklatante Verstöße sowohl gegen das grundgesetzlich gesicherte Erziehungsrecht der Eltern als auch gegen das Indoktrinationsverbot des Beutelsbacher Konsenses.“

Psychische und physische Konsequenzen

Weiter betont die Petition „fatale Konsequenzen für die psychische und physische Gesundheit der Schüler. Schon jetzt verzeichnet Deutschland innerhalb von zehn Jahren einen Anstieg der Transgender-Diagnosen unter den Fünf- bis 24jährigen von mehr als 680 Prozent. Wenn dieser Leitfaden Schule macht, wird sich diese dramatische Entwicklung weiter fortsetzen.“

Der Verein zählt dabei explizit auch weitere Aspekte auf, die er für falsch hält, darunter die Aufforderung, dass Schüler ihre selbstgewählten Namen und Pronomen verwenden sollen dürfen, dass Lehrer in E-Mail-Signaturen ebenso ihre eigenen Pronomen nennen sollten oder auch, dass Schüler nach Selbstdefinition entscheiden sollen, in welche Toilette oder Umkleide sie gehen wollen.  

Die bisher fast 25.000 Unterzeichner fordern, den Leitfaden sofort zurückzunehmen und verweisen ferner auf andere Länder wie Großbritannien, die nach den Ergebnissen des Cass-Reports eine Kehrtwende in der queeren Politik gemacht haben. Unterstützt wird der Verein von der Aktion für Ehe & Familie – Demo Für Alle. Der Verband Queere Vielfalt (LSVD+) stuft den Verein als rechtskonservativ ein. 

Citizen-Go selbst mobilisierte in diesem Jahr bereits tausende Menschen, die sich gegen den Berliner Aktionsplan wie auch gegen das Selbstbestimmungsgesetz aussprachen. Die Organisation will dabei christliche Werte verteidigen und lehnte in der Vergangenheit die gleichgeschlechtliche Ehe ebenso wie das Recht auf Abtreibung ab.  

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