Direkt zum Inhalt
Verstörende Aussage

Verstörende Aussage Bundeskanzler Merz begründet die Absage zum Hissen der Regenbogenflagge mit dem Satz: „Der Bundestag ist ja nun kein Zirkuszelt.“

ms - 02.07.2025 - 08:30 Uhr
Loading audio player...

Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) hat mit einer Aussage gestern Abend bei der ARD-Talkshow Maischberger für große Empörung gesorgt. Auf die Frage, warum auch er dafür sei, die Regenbogenflagge zum Berliner CSD nicht auf dem Bundestag hissen zu lassen, erklärte er: „Der Bundestag ist ja nun kein Zirkuszelt.“ Zuvor hatte sich Bundestagspräsidentin Julia Klöckner seit Tagen strikt geweigert, die Regenbogenflagge wie erstmals 2022 erneut auf dem Bundestag anbringen zu lassen

Merz verzettelt sich bei Begründung 

Maischberger sagte dazu: „Letztes Jahr ging es doch!“ Merz betonte daraufhin den „Fahnenerlass der Bundesregierung“ und erklärte, die Regenbogenfahne werde zum 17. Mai gehisst – zum IDAHOBIT. „An allen anderen Tagen ist auf dem Deutschen Bundestag die deutsche Fahne und die europäische Fahne gehisst und keine andere. Und diese Entscheidung ist richtig. Jeder kann vor seiner eigenen Haustür Fahnen hissen, was er will. Aber wir reden hier über das deutsche Parlament und im deutschen Parlament werden nicht jeden Tag beliebig irgendwelche Fahnen aufgehängt, sondern die deutsche Nationalfahne und die europäische Flagge." 

Anschließend verzettelte sich Merz inhaltlich und erklärte, am 17. Mai sei der Tag, an dem „der Christopher Street Day stattfindet. An dem auch an diese Gruppen gedacht wird. Da kann man eine andere Fahne aufhängen. Im Rest des Jahres, 364 Tage nicht.“ Tatsächlich handelt es sich bei dem IDAHOBIT um den internationalen Tag gegen Homo-, Bi-, Inter- und Transfeindlichkeit, der in diesem Jahr zum zwanzigsten Mal begangen worden ist. 

Empörung in der Community 

Die Reaktionen sowohl aus der Politik wie auch aus der Community schwanken zwischen großer Empörung und Belustigung über die grobe Unkenntnis des Bundeskanzlers, online wird Merz immer wieder inzwischen als Clown bezeichnet. Die neue Queer-Beauftragte der Bundesregierung, Sophie Koch (SPD), erklärte: „Bitte entscheiden: Sind CSDs jetzt eine politische Demo oder eine Zirkusaufführung? Antwort sollte klar sein. Und dieser Vergleich ist unangemessen.“ Ex-Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) schrieb via X: „Die Regenbogenflagge ist kein Symbol für einen Zirkus. Sie steht für die Rechte von Menschen, die es heute wieder viel schwerer haben als noch vor Jahren. Dem Bundestag hätte diese Geste in Anbetracht der vielen abegordneten Demokratiefeinde gut getan."

Der queerpolitische Sprecher der Linken, Maik Brückner, betonte: „Mitten in der Pride Season treibt der Bundeskanzler die Eskalation gegenüber den queeren Communitys nun weiter auf die Spitze, indem er die Regenbogenfahne als Symbol der queeren Emanzipationsbewegung mit einem Zirkus in Zusammenhang bringt. Weder Merz noch Klöckner verhalten sich ihres Amtes würdig. Es stimmt, dass der Bundestag kein Zirkus ist. Dafür haben wir einen Clown als Kanzler. Die CDU versucht schon wieder auf dem Rücken der Communitys Applaus am rechten Rand abzugreifen und braucht sich nicht zu wundern, wenn ihr neuerlicher Konfrontationskurs auf den kommenden CSDs ein entsprechendes Echo hervorruft.“

Anzeige
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE

Auch Interessant

Boykott beim ESC 2026

Zerbricht der Wettbewerb an Israel?

Israel wird am ESC 2026 in Wien teilnehmen, verkündete jetzt die EBU. Mehrere Länder haben daraufhin ihren Boykott des Musikwettbewerbs erklärt.
Abkehr von Diversitätspolitik

Pete Hegseths toxische Rhetorik

Der US-Verteidigungsminister Pete Hegseth steht erneut im Zentrum einer Debatte um sexistische, queerfeindliche und diskriminierende Aussagen.
Geheime sexuelle Beziehung

Opfer wichtig für LGBTIQ+-Szene

USA: Über drei Jahre nach dem Verschwinden eines queeren 20-jährigen Studenten hat ein damals 25-Jähriger für schuldig bekannt.
40 Jahre Haft in Mississippi

Urteil gegen schwulen Mörder

40 Jahre Gefängnis – so lautet das Urteil gegen einen 25-jährigen Mann aus Mississippi, der seinen Liebhaber tötete, um die Beziehung zu verbergen.
Rettung in Afrika

Zehn Schwule und Lesben befreit

Der afrikanische Rechtsverein „Project Not Alone“ rettete seit 2019 insgesamt 56 Homosexuelle aus der Gefangenschaft, 2025 waren es zehn Menschen.
Umstrittener Schulstoff

Streitfall in Australien

Ein umstrittener Schulstoff über LGBTIQ+ könnte in Australien jetzt zum Ausgangspunkt im Kampf gegen queerfreundlichen Sexualkundeunterricht werden.
Grand Theft Auto VI

Wird das Spiel inklusiver?

Kehrtwende bei Grand Theft Auto? Wird die sechste Auflage des Games 2026 endlich inklusiv und beleidigt nicht mehr LGBTIQ+-Menschen?