Verhaftungswelle in Malaysia Erneut kam es zu willkürlichen Masseninhaftierungen von Schwulen
Malaysia machte zuletzt Schlagzeilen aufgrund der Auseinandersetzungen mit der britischen Indie-Rock-Band „The 1975“ und dem Angriff auf einen Schweizer Uhrenhersteller und seiner Uhrenkollektion in Regenbogenfarben. Daneben untergräbt das Land trotz diverser Versuche und möglicher zaghafter erster Schritte auf Besserung bis heute die fundamentalen Menschenrechte der Community. Immer radikaler scheint die Regierung und die Polizei dabei vor allem gegen Homosexuelle vorzugehen. In diesen Tagen nun kam es erneut zu einer Gruppenverhaftung, insgesamt 32 Männer wurden in Handschellen abgeführt.
Kondome als Verhaftungsgrund
In Kota Bharu im Bundestaat Kelantan verhaftete die Polizei nach einer landesweiten Razzia in mehreren Gay-Treffpunkten zwanzig Männer. Kurz darauf wurden laut der Nachrichtenseite Sloboden Pecat weitere zwölf Männer bei einer vermeintlichen Schwulen-Party festgenommen. Der Polizeichef des Bundesstaates Kelantan, Mohd Yusof Mamat, sagte, die Beamten hätten auf der Party zwar keine Beweise für sexuelle Aktivitäten gefunden, sehr wohl aber Kondome und HIV-Medikamente, was darauf hindeute, dass sexuelle Aktivitäten für einen späteren Zeitpunkt geplant gewesen sein könnten. Das reichte bereits aus Verhaftungsgrund aus.
Zudem sollen drei Männer „explizite Erwachsenen-Bilder“ auf ihren Handys gehabt haben. „Während des Verhörs gaben sie zu, dass sie einer homosexuellen Gruppe angehören. Wir sind besorgt über diese Art von Verhalten. Wir werden die Bewegungen homosexueller Gruppen weiterhin streng beobachten“, so Polizeichef Mamat weiter. Malaysia ist bekannt dafür, dass viele Geständnisse durch Folter erzwungen werden.
Dramatische Lage für schwule Männer
Wie vielerorts wurden die Verbotsgesetze gegen Homosexualität auch in Malaysia ursprünglich von den britischen Kolonisatoren eingeführt. In den letzten Jahren nutzen vor allem muslimische Geistliche und konservativ-homophobe Politiker die Richtlinien, um gezielt die schwule Community immer wieder anzugreifen und erfolgreich die allgemeine Stimmung im Land gegen Homosexuelle weiter aufzuheizen.
Mehrfach kam es in den letzten Jahren auch zu willkürlichen Gruppenverhaftungen und Scheinprozessen. Malaysia hat ein zweigleisiges Rechtssystem, in dem das islamische Straf- und Familienrecht für Muslime (Scharia) neben dem Zivilrecht existiert – Homosexualität ist in beiden Systemen illegal und wird mit bis zu zwanzig Jahren Gefängnis und Stockschlägen bestraft.