Verhaftungen in Indonesien 75 Homosexuelle wurden bei Privatfeier festgenommen – es drohen 15 Jahre Haft
In Indonesien wurden Anfang dieser Woche 75 Personen bei einer Schwulenparty verhaftet. Die Polizeirazzia fand in dem Dorf Puncak in Bogor City knapp 60 Kilometer südlich von Jakarta statt. Die 74 Männer sowie die eine Frau wurden nach Angaben der Polizei wegen „schwulen Aktivitäten“ inhaftiert.
Haftstrafen von bis zu 15 Jahren
Dabei stellten die Beamten offenbar Sexspielzeug, vier Kondome und ein Schwert für eine Tanzvorführung sicher. Alle festgenommenen Gäste wurden auf dem Revier befragt und mussten überdies verpflichtend einen HIV-Test machen, ihre Namen wurden bisher wie sonst oftmals üblich als Schikane-Maßnahme noch nicht bekannt gegeben. Den Inhaftierten drohen Haftstrafen von bis zu 15 Jahren, Grundlage dafür ist das sogenannte Pornografie-Gesetz, das Homosexualität zwar nicht explizit unter Strafe stellt, aber Handlungen verurteilt, die sich gegen die Moral der Gesellschaft richten.
Ab Januar 2026 wird Homosexualität dann allerdings landesweit ganz offiziell strafbar: Ein neues Gesetz tritt zum Jahreswechsel in Kraft, welches vorehelichen Sex für alle unter Strafe stellt. Da Schwule und Lesben im Land nicht heiraten dürfen, bedeutet dies für sie ein generelles Sex-Verbot, auch homosexuelle Touristen sind davon künftig nicht ausgenommen. Für Einheimische wie auch für Ausländer drohen daher ab 2026 einjährige Haftstrafen.
Rabiates Vorgehen des Staatsapparates
In den letzten Monaten war es immer wieder zu Razzien und Festnahmen von Schwulen gekommen, zuletzt wurden im Februar dieses Jahres 56 schwule Männer bei einer Party in der Hauptstadt Jakarta inhaftiert. Kurz darauf sorgte ein grausames Urteil für Schlagzeilen: Zwei junge, verliebte Studenten, die beim Sex überrascht worden waren, verurteilte das Gericht zu 85 Peitschenhieben. Die Polizei geht dabei auf Geheiß der Regierung immer brutaler gegen Schwule vor, bei weiteren Razzien in Schwulen-Saunen kam es zu hunderten willkürlichen Verhaftungen.
Amnesty fordert Freilassung
Wirya Adiwena, die stellvertretende Direktorin von Amnesty International Indonesien, sagte zu den jüngsten Verhaftungen: „Diese diskriminierende Razzia in einer privat gemieteten Villa ist eine eklatante Verletzung der Menschenrechte und der Privatsphäre, die beispielhaft für das feindliche Umfeld für LGBTIQ+-Personen in Indonesien ist. Diese Versammlung verstieß gegen kein Gesetz und stellte keine Bedrohung dar. Die indonesischen Behörden müssen diese hasserfüllten und demütigenden Razzien endlich beenden. Niemand sollte wegen seiner tatsächlichen oder vermeintlichen sexuellen Orientierung verhaftet, eingeschüchtert oder öffentlich beschämt werden.“
Zudem forderte Adiwena, dass die Polizei alle Verhafteten unverzüglich freilassen müsse. „Die indonesische Regierung muss außerdem dringend Maßnahmen ergreifen, um sicherzustellen, dass die Polizei für die von ihr begangenen Menschenrechtsverletzungen zur Rechenschaft gezogen wird, und darauf hinarbeiten, ein Umfeld zu schaffen, in dem LGBTIQ+-Personen und ihre Verbündeten frei von Angst und Schikanen leben können.“