Verbot von LGBTI* an Schulen In Florida gilt bald das Verbot: Don´t talk about Gays!
Amerika ist spätestens seit der Erstürmung des Kapitols vor einem Jahr vollends ein gespaltenes Land und die Gräben werden von Monat zu Monat tiefer – das lässt für die Zukunft und die Wahlen in den kommenden Jahren Schlimmes erahnen. Während Präsident Joe Biden innerhalb der letzten zwölf Monate erstaunlich viel für die LGBTI*-Community geleistet hat (SCHWULISSIMO berichtete), sind die lokalen Gegenströmungen von Seiten der Republikaner auch immer gravierender geworden. Die Konservativen, die bis heute mehrheitlich Trump hörig sind, lassen nichts unversucht, LGBTI*-Menschen das Leben schwerer oder sie gänzlich unsichtbar zu machen.
Der jüngste Fall passierte in diesen Tagen im Sunshine-Staat Florida mit seiner queeren Hochburg Miami: Ein neuer Gesetzentwurf des Repräsentantenhauses (HB 1557), der offiziell als "Parental Rights in Education" (Elternrechte in der Bildung) firmiert, soll künftig allen Schulen im Bundesstaat verbieten, Informationen oder Diskussionen über LGBTI* im Unterricht in "primären Klassenstufen oder in einer Art und Weise zu fördern, die nicht alters- oder entwicklungsgemäß für Schüler ist". Faktisch kommt das einem Verbot von LGBTI* an Schulen gleich – nicht grundlos wird der Gesetzentwurf von den Befürwortern auch liebevoll als "Don't Say Gay"-Gesetzentwurf bezeichnet. Sollten sich Lehrer über das geplante Gesetz hinwegsetzen, haben Eltern die Möglichkeit, rechtliche Schritte gegen die Schule und den Lehrer einzuleiten. Es wäre nicht Amerika, könnte man nicht dagegen klagen.
Nachdem der Gesetzentwurf Ende letzter Woche im Bildungs- und Beschäftigungsausschuss des Repräsentantenhauses parteiübergreifend verabschiedet wurde, liegt er nun dem Repräsentantenhaus zur finalen Abstimmung vor. Die Debatten um das Gesetz klingen altvertraut. Während LGBTI*-Menschen zu Recht von einer „Auslöschung“ queerer Lebenswelten sprechen, berufen sich Republikaner wie stets auf die Werte und den Schutz der Familie.

Chasten Buttigieg, der schwule Ehemann des US-Verkehrsministers Pete Buttigieg und selbst Lehrer und Autor, fand auf Twitter sehr eindringliche Worte für den Gouverneur von Florida, Ron DeSantis: „Das wird Kinder töten, Ron DeSantis! Sie machen ihren Staat absichtlich zu einem härteren Ort für LGBTQ-Kinder, um dort zu überleben. In einer nationalen Umfrage (@TrevorProject) haben 42% der LGBTQ-Jugendlichen im letzten Jahr ernsthaft einen Selbstmordversuch in Erwägung gezogen. Jetzt können sie nicht einmal mehr mit ihren Lehrern sprechen?“
Wie sinnvoll es wäre, gerade auch in Schulen sachlich über LGBTI* zu informieren, zeigt auch die angesprochene Studie von Trevor Project: Bei LGBTI*-Jugendlichen, die in der Schule etwas über queere Themen erfahren dürfen, sinkt die Suizid-Gefahr um 23 Prozent. Zudem zeigt die Umfrage unter 35.000 queeren Jugendlichen auch, dass ihre Gesundheit sehr stark in Verbindung mit der LGBTI*-Politik des Landes steht. Negative politische Entscheidungen wirken sich für 94 Prozent direkt auch negativ auf ihre Gesundheit aus. Sam Ames von Trevor Project fasst das ganz klar zusammen: „Dieser Gesetzentwurf wird junge LGBTI*-Studenten in ganz Florida vernichten und viele zurück in die Isolation treiben, indem ihre Identität unterdrückt wird und wichtige Diskussionen über die Probleme, mit denen sie konfrontiert sind, zum Schweigen gebracht werden!“
Auch Brandon Wolf, Pressesprecher von Equality Florida und Überlebender der Schießerei im Orlando Pulse Club, ist fassungslos. Dieses Gesetz ziele darauf ab, LGBTI*-Menschen unsichtbar zu machen und sie gleichzeitig zu kontrollieren. Er mahnte die Gesellschaft an: "Machen Sie keinen Fehler. LGBTI*-Menschen sind ihre Nachbarn, Familienmitglieder und Freunde. Wir sind ein normaler, gesunder Teil der Gesellschaft und wir lassen uns nicht auslöschen."