Schwulen Rückenansichten Die US-Presse fragt sich, ob in Caspar David Friedrichs Bildern eine homoerotische Komponente mitschwingt
Im New Yorker Metropolitan Museum of Art ist aktuell erstmals eine Ausstellung über den deutschen Maler Caspar David Friedrich (1774-1840) zu sehen, einer der bedeutendsten Künstler der Romantik. Historisch bekannt war bereits, dass die Ehe von Friedrich für ihn ein eher sachliches Verhältnis war, nun will die US-Presse in seinen Werken aber auch homoerotische Züge entdeckt haben. Die Kulturwelt ist in Aufruhr.
Enge Beziehung zwischen den Künstlern
Immer wieder hat Friedrich in seinen Arbeiten zwei Männer von hinten porträtiert, eng beieinander stehend, sich manchmal eng freundschaftlich umarmend. Mal blicken sie melancholisch dem Sonnenuntergang entgegen, ein anderes Mal dem Mond – passend zu seinem sonstigen Motivkanon, in dem er gerne auch Themen wie Einsamkeit, Vergänglichkeit und Tod thematisierte.
Wer genauer hinsieht, mag dabei Szenen einer Schüler-Mentor-Beziehung entdecken. Ähnliche Motive gibt es auch von Malerkollege Johan Christian Dahl, auch hier gab es mehrfach Debatten um eine mögliche, heimliche, homoerotische Komponente. Dahl und Friedrich waren befreundet und lebten eine Zeitlang als Nachbarn im gleichen Mietshaus – verewigt sind beide auch im Werk „Zwei Männer vor einem Wasserfall bei Sonnenuntergang“ aus dem Jahr 1823. Die Kuratoren der Met betonten dazu: „Ihr Erscheinen Seite an Seite in dieser Szene spiegelt die engere Beziehung zwischen den beiden Künstlern wider.“

Im Reich der Fantasie
Fürwahr, es ist ein Wandern tief hinein in die Welt der Spekulation, doch zuletzt stellten sich mehrere Redakteure in den USA die Frage: „Was wäre, wenn?“. Die Herangehensweise, schwule Liebende eng beieinander in der Rückenansicht zu zeigen, hat sich zumindest durch die Jahrhunderte erhalten und findet sich heute noch bei modernen Künstlern aus der Gay-Community. Friedrichs wahre Hintergedanken bei der Erstellung seiner Werke bleiben derweil im Strudel der Zeit verborgen – es ist jedoch erlaubt, beim Anblick seiner Meisterwerke die Gedanken und die eigene Fantasie schweifen zu lassen.