USA und Konversionstherapien Werden die gefährlichen "Homo-Heilungen" landesweit verboten - oder künftig wieder erlaubt?
Die amerikanische LGBTIQ+-Community blickt erneut mit bangen Blicken in Richtung Washington DC: Die neun Richter des Supreme Courts haben in den vergangenen Monaten sowohl positiv wie auch sehr negativ im Sinne der Community beschieden. Nun liegt ein Grundsatzfall zum Thema Konversionstherapien auf dem Tisch – wie wird sich die Richtergilde entscheiden?
„Heilung“ von Homosexualität in den USA
Das Oberste Gericht der USA hat jetzt bestätigt, den Fall „Chiles gegen Salazar“ zu verhandeln – ein Fall, der die staatlichen Verbote von Konversionstherapien für Minderjährige aufheben könnte. Bis heute finden die umgangssprachlichen „Homo-Heilungen“ in den USA viel Zuspruch, vor allem in christlichen Glaubensgemeinschaften. Mittels erzwungenem, stundenlangen Betten, Eisbädern, Elektroschocks, Isolation, Schlägen und „korrigierenden Vergewaltigungen“ sollen Homosexuelle zur Heterosexualität bekehrt werden.
Ein Unterfangen, das die Vereinten Nationen klar als Folter bezeichnet haben. Ebenso erklärten alle führenden medizinischen US-Gesellschaften wie die American Medical Association, wie schädlich die Verfahren sind. Nach Angaben des Williams Instituts leben aktuell rund 700.000 erwachsene Schwule und Lesben in den USA, die bereits Opfer solcher „Therapien“ geworden sind, die Hälfte von ihnen als Jugendliche. Bis heute ist die Lage dramatisch: Jeder dritte LGBTIQ+-Jugendliche in Amerika, der einen Suizid-Versuch unternommen hat, hat zuvor eine Konversionstherapie durchlaufen, so eine Studie des Trevor Projects.
Im Fokus: Meinungsfreiheit
Der Supreme Court hat sich offiziell der Sachlage angenommen – geklagt hat eine Frau namens Kaley Chiles, die durch das Verbot der Konversionstherapie im US-Bundesstaat Colorado ihr Recht auf Meinungsfreiheit eingeschränkt sieht. Durch dieses Verbot könne sie als Beraterin nicht mehr jenen Menschen helfen, die sich an sie wenden, um ihre sexuelle Orientierung „mittels ihren religiösen Überzeugungen“ in Einklang zu bringen. Unterstützt wird Chiles durch die Anti-LGBTIQ+-Gruppe Alliance Defending Freedom.
Colorado ist einer von insgesamt 28 Bundesstaaten in den USA, die Konversionstherapien gesetzlich verboten haben. Zuwiderhandlungen werden mit Geldstrafen oder/und dem Verlust der Berufszulassung geahndet. Würden die Richter am Supreme Court zugunsten von Chiles entscheiden, wären Konversionstherapien von einem Tag auf den anderen in den ganzen Vereinigten Staaten von Amerika wieder legal.
Eine Entscheidung mit weitreichenden Folgen
Die bekannte queere Aktivistin Lauren Everett erklärte dazu: „Gesetze, die Konversionstherapien in den USA verbieten, dienen nicht dazu, religiöse oder persönliche Überzeugungen zum Schweigen zu bringen; sie schützen Kinder vor entarteten und gefährlichen Behandlungen, die sich als legitime Therapie ausgeben. LGBTIQ+ zu sein ist keine Störung. Es ist sicherlich nicht etwas, das ´geheilt´ werden kann oder sollte. Der Oberste Gerichtshof hat die Wahl: eine in Verruf geratene Praxis zu verurteilen oder sie unter verfassungsrechtlichen Schutz zu stellen. Wir haben auch die Wahl: zu schweigen oder Alarm zu schlagen. Ich rufe allen in der Community zu: Seid laut und sichtbar!“