Direkt zum Inhalt
Unerwünschte Organisation

Unerwünschte Organisation Russland definiert die Menschenrechtsorganisation Amnesty neu – mit schwerwiegenden Folgen

ms - 21.05.2025 - 15:00 Uhr
Loading audio player...

Die weltweit größte Menschenrechtsorganisation wurde jetzt offiziell als „unerwünschte Organisation“ in Russland eingestuft. Eine entsprechende Erklärung gab die russische Generalstaatsanwaltschaft bekannt. Amnesty prangert seit Jahren immer wieder die menschenrechtswidrigen Lebensumstände der LGBTIQ+-Community im Land an, die sich in den letzten Jahren weiter verschärft haben. Dazu übte der Verein auch immer wieder Kritik am Ukraine-Krieg. 

Kampf gegen Menschenrechte

Durch die Kombination des Anti-Homosexuellen-Gesetzes von 2013 und den Extremismus-Richtlinien von 2024, die die LGBTIQ+-Bewegung insgesamt als terroristische Organisation einstufen, kann die russische Regierung seitdem komplett willkürlich gegen Schwule, Lesben, Bisexuelle und queere Menschen vorgehen. Seit letztem Jahr nahmen auch die Razzien in Schwulenclubs rapide zu, Dutzende Menschen wurden festgenommen und viele von ihnen in unseriösen Eilprozessen zu hohen Geld- oder/und Haftstrafen verurteilt

Die jetzt erfolgte Einstufung von Amnesty stellt da nun den nächsten Schritt im Kampf gegen die allgemeinen Menschenrechte im Land dar, möglich geworden durch die Gesetzgebung von 2015, die es Behörden seitdem erlaubt, jede ausländische Organisation zu verbieten und ihre Aktivitäten im Land zu kriminalisieren. Bei Zuwiderhandlungen drohen erneut hohe Geld- und Haftstrafen. Bereits seit drei Jahren geht Russland gegen die Menschenrechtsorganisation vor, blockierte deren Webseiten und schloss eigenmächtig das Büro von Amnesty in Moskau.  

Erfundene Anklage-Punkte 

„In der Ankündigung wurde Amnesty International vorgeworfen, ´russophobe Projekte´ zu fördern. Es wurde außerdem darauf hingewiesen, dass die Organisation sich für die Meinungs- und Vereinigungsfreiheit in Russland einsetze und Verbrechen gegen das Völkerrecht, die von den russischen Streitkräften in der Ukraine begangen wurden, dokumentiere und aufzeige. Im Beschluss, der nicht den Tatsachen entspricht, werden Amnesty International Aktivitäten vorgeworfen, die die Organisation nach ihren satzungsgemäßen Dokumenten und Richtlinien nicht ausüben darf“, so Amnesty in ihrer Presseerklärung. 

Die Einstufung als „unerwünschte Organisation“ hat dabei nicht nur direkt für Amnesty und deren Mitarbeiter ernste Konsequenzen, sondern setzt dabei auch „zahlreiche Personen der Gefahr aus, in Russland strafrechtlich verfolgt zu werden“, so Amnesty weiter. Dazu gehören alle Unterstützer, Partnerorganisationen sowie auch alle Journalisten ebenso wie generell alle Personen, die mit Amnesty zusammengearbeitet haben. Ihnen allen kann künftig ebenso eine Verurteilung drohen.  

ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE

Auch Interessant

Neue Richtlinien beim Dating

Großbritannien verschärft Regeln

Wer ab heute in Großbritannien eine schwule Dating-App öffnen will, braucht eine Altersverifikation - auch als Tourist. Ein Vorbild für Deutschland?
Ende der Antidiskriminierung

Queere Petition als letzte Rettung?

Die EU hat das geplante Antidiskriminierungsgesetz ad acta gelegt, Kritiker befürchten massive Einschnitte, queere Vereine fordern nun ein Umdenken.
Ermittlung gegen Bürgermeister

Vorgehen nach Budapest Pride

Ungarn macht ernst: Budapests Bürgermeister Gergely Karacsony muss kommende Woche zum Polizeiverhör erscheinen, weil er den CSD möglich machte.
Regenbogen über dem Bundesrat

Pride-Flagge wird zum CSD gehisst

Der Streit geht weiter: Der Bundesrat wird zum Berliner CSD die Regenbogenfahne hissen - anders als am Bundestag.
Freiheit für Hernández Romero

125 Tage im Foltergefängnis

Der schwule Maskenbildner Andry Hernández Romero ist frei! Die USA hatte ihn zuvor ohne Prozess in ein Foltergefängnis nach El Salvador abgeschoben.
Peter Schmidt ist tot

Hamburger Designer von Weltruf

Das lila Design von Milka oder ikonische Parfümflakons: In seiner Wahlheimat Hamburg verstarb der schwule Star-Designer Peter Schmidt mit 87 Jahren.
Besserer Schutz im Club

Awareness-Konzept in Wien

40 % der Wiener fühlen sich unsicher beim Clubbing, gerade auch queere Menschen. Ab 2026 wird ein Awareness-Konzept bei Events deswegen zur Pflicht.
Urteil mit großer Bedeutung

Präzedenzfall für US-Queers?

Ein Gericht in Kanada setzte vorerst die Ausweisung eines queeren US-Bürgers aus. Begründung: In den USA könnte es nicht mehr sicher für LGBTIQ* sein.
Hass-Kampagne in der Türkei

Perfide Umfrage in der Bevölkerung

Die Türkei geht mit immer extremeren Mitteln gegen die Community vor, jetzt soll eine perfide Befragung der Bevölkerung den Hass auf LGBTIQ+ befeuern.