Umdenken in England Neue Trans-Richtlinien werden ab Herbst landesweit umgesetzt!
Die britische Gesundheitsbehörde NHS hat jetzt neue Richtlinien im Umgang mit Pubertätsblockern festgelegt – diese werden mit Ausnahme im Rahmen von klinischer Forschung nicht mehr an Kinder und Jugendliche verschrieben. England vollzieht damit eine 180-Grad-Wende im Vergleich zu den vergangenen Jahren.
Finaler Entschluss zu Hormonbehandlungen
Nach der Auswertung von über 5.000 Antwortschreiben von Organisationen, Fachleuten und weiteren Personen steht der Entschluss des Nationalen Gesundheitsdienstes fest: „Wir haben bereits früher, auch im Entwurf der vorläufigen Leistungsbeschreibung, zu der wir konsultiert wurden, die Absicht deutlich gemacht, dass der NHS pubertätsunterdrückende Hormone nur im Rahmen klinischer Forschung in Auftrag geben wird. Dieser Ansatz folgt den Empfehlungen des unabhängigen Gutachtens von Dr. Hilary Cass, das die erheblichen Unsicherheiten im Zusammenhang mit dem Einsatz von Hormonbehandlungen hervorhebt.“
Komplexe Probleme von Patienten blieben unerkannt
Bereits der erste Zwischenbericht hatte dabei festgestellt, dass es „Lücken in der Evidenz“ bei der Vergabe von Pubertätsblockern an Kinder gebe. Im Gutachten wurde weiter festgehalten, dass ein „signifikanter Anteil“ der jungen Menschen, die im Zusammenhang mit ihrem Geschlecht behandelt worden waren, oftmals andere komplexere Probleme aufwiesen – darunter fielen psychische Erkrankungen, neurologische, familiäre sowie soziale Fehlentwicklungen oder eine unterdrückte Homosexualität. Etwa ein Drittel der damaligen Patienten litt unter Autismus oder anderen Arten von Neurodiversität – bei der Diagnosestellung in der bisherigen Einrichtung für Geschlechtsdysphorie, der Tavistock-Klinik in London, wurde dies laut dem Gutachten offenbar nicht beachtet.
Tavistock-Klinik schließt im März 2024
Die Änderungen werden noch in diesem Jahr landesweit in Kraft treten, sobald die vier neuen Kliniken für Geschlechtsidentität und -entwicklung (GIDS) im Herbst dieses Jahres eröffnet sind – diese ersetzen die bisherige Tavistock-Klinik in London, nachdem offenbar ohne medizinische Abklärung auch tausendfach Hormone und Pubertätsblocker an Kinder vergeben worden sein sollen. Interne Kritik war dabei allem Anschein nach abgeblockt und als „transphob“ gebrandmarkt worden.
Nach Bekanntwerden der Sachlage wurde 2022 beschlossen, die Einrichtung für Geschlechtsdysphorie an der Tavistock-Klinik baldmöglichst zu schließen und vier neue Anlaufstellen landesweit aufzubauen, die Patienten ergebnisoffener über mögliche Behandlungen aufklären sollen. Derzeit wird auch eine Klage von rund 1.000 Betroffenen und Eltern gegen die Tavistock-Klinik vorbereitet. Die geplante Schließung des bisher einzigen britischen Dienstes für transsexuelle Jugendliche wurde auf März 2024 verschoben, nachdem der NHS erklärt hatte, die „Komplexität“ des Projekts erfordere „Überarbeitungen des Zeitplans“.
„Geschlechtsabweichendes Verhalten“ verschwinde in der Pubertät
Der britische Gesundheitsdienst NHS warnt zudem davor, dass Eltern von möglichen Trans-Jugendlichen illegal Hormone aus „unregulierten Quellen“ online beziehen. Zudem arbeite die NHS bereits jetzt im Detail an einer neuen Studie, die die Auswirkungen von Pubertätsblockern bei Kindern und Jugendlichen erforschen soll, erste Ergebnisse werden bereits 2024 erwartet. Aktuell warten rund 7.000 junge Menschen unter 18 Jahren auf ihren ersten Beratungstermin, die Wartezeit beträgt aktuell bis zu dreieinhalb Jahren. Dabei hält das Gutachten sowie die NHS online weiter fest, dass viele Fälle von „geschlechtsabweichendem Verhalten“ wieder verschwinden würden, sobald die Kinder in die Pubertät kommen.
Kritik von LGBTI*-Organisation
Die LGBTI*-Organisation Stonewall kritisierte, dass nur noch jene Jugendlichen Pubertätsblocker bekommen sollen, die auch an der Forschung teilnehmen: „Die Behandlung sollte auf der klinischen Notwendigkeit beruhen, und eine erzwungene Teilnahme an der Forschung ist unethisch.“ Stonewall selbst geriet im vergangenen Jahr mehrfach selbst in die Kritik, sodass mehrere staatliche Behörden schlussendlich ihre Fördergelder zurückzogen.