Direkt zum Inhalt
Trauer nach Doppelmord
Rubrik

Trauer nach Doppelmord Gedenken an ermordetes schwules Paar in der Slowakei

ms - 17.10.2022 - 09:30 Uhr

Tausende Menschen haben sich am Wochenende in der Slowakei zu einer Mahnwache versammelt, um den beiden jungen schwulen Männern zu gedenken, die vor einer Gay-Bar in der Hauptstadt Bratislava brutal und grausam erschossen worden sind. Nach Angaben der LGBTI*-Organisation Institut Inakosť nahmen insgesamt rund 20.000 Menschen an der Trauerveranstaltung teil, darunter auch die slowakische Präsidentin Zuzana Caputova (im Bild), die zuvor  auch die Regenbogenflagge über ihren Amtssitz hissen hatte lassen. "Es tut mir leid, dass unsere Gesellschaft nicht in der Lage war, Ihre Angehörigen zu schützen. Sie gehören hierher, sie sind wertvoll für unsere Gesellschaft. Wir haben zwei junge LGBTI*-Menschen durch Hass und Intoleranz verloren. Hassverbrechen sind ein Angriff auf die gesamte Gesellschaft", so die Präsidentin sichtlich berührt.

Unter die Trauer mischte sich aber immer wieder auch Kritik an der aktuellen Regierung in der Slowakei, wie die BBC berichtet. Immer wieder ist die Rede von Heuchelei einzelner Politiker, zum Beispiel auch mit Blick auf Premierminister Eduard Heger, der auch an der Mahnwache teilgenommen und sogar eine Regenbogenfahne getragen hatte. Mitglieder seiner Partei hingehen hatten zuletzt erst im Sommer erfolglos gefordert, ein Verbot von Regenbogenflaggen an allen öffentlichen Gebäuden gesetzlich festzuschreiben. Der Vizepräsident des Europäischen Parlaments, Michal Simecka, der ebenfalls an der Veranstaltung teilnahm, sagte, er wolle, dass die europäische Legislative die Morde auf einer Sitzung in der nächsten Woche diskutiert: "Wir wollen unser Mitgefühl ausdrücken, aber auch die slowakischen Behörden auffordern, klare Schritte zu unternehmen, um der Sprache des Hasses gegenüber LGBTI*-Personen ein Ende zu setzen.“ Nach wir herrscht in der Slowakei in weiten Teilen ein sehr homophobes Klima, die gleichgeschlechtliche Ehe ist illegal.

Präsidentin Caputova bei der Mahnwache

Die Kriminalpolizei stuft die Schießerei inzwischen eindeutig als vorsätzlichen Mord ein, dessen Motivation Hass auf Homosexuelle gewesen ist. Das schwule Männerpaar Juraj und Matúš war unvermittelt letzte Woche vor der Schwulenbar Tepláreň nahe dem Stadtzentrum von Bratislava von dem 19-jährigen Juraj Krajcik, dem Sohn eines ehemaligen rechtsextremen Politikers, erschossen worden. Eine weitere Frau wurde verletzt und befindet sich jetzt in stabilem Zustand im Krankenhaus. Nach einer kurzen Fahndung fand die Polizei die Leiche des 19-jährigen Schützen, der offensichtlich Suizid begangen hat. Unmittelbar vor den Morden hatte er auf Twitter ein homophobes und antisemitisches Manifest veröffentlicht, in dem er ankündigte, die Morde auszuführen. Später bekannte er sich auch online zur Tat und erklärt: „Ich fühle keine Reue, ist das nicht witzig?“

Auch Interessant

Digitale Datenbank des Grauens

Russland erstellt Schwulenlisten

Datenbank des Grauens: Die russische Regierung baut ein elektronisches Register zur kompletten Überwachung von Homosexuellen und queeren Menschen auf.
Haftbefehle gegen die Taliban

Bahnbrechende Maßnahme für LGBTIQ+

Der Internationale Strafgerichtshof geht erstmals gegen den LGBTIQ+-Hass in Afghanistan vor und hat Haftbefehle gegen die Taliban erlassen.
Protest gegen Village People

Queer-Verein fordert Konzertabsage

Ärger in Köln: Ein queerer Verein fordert die Konzertabsage der Village People bei einem Musikfestival, weil die Band für Donald Trump auftrat.
Auslaufmodell Ehe?

Sinkende Fallzahlen bei neuen Ehen

Auslaufmodell Ehe? Immer weniger Menschen sagen Ja zu einander, auch unter Homosexuellen und besonders wenige in der queer-affinen Gen-Z.
Panik auf den Philippinen

Hetze gegen Sexualkundeunterricht

Panikwelle auf den Philippinen: Die katholische Kirche verbreitet Fake News und Angst über den geplanten, wichtigen Sexualkundeunterricht an Schulen.
Ende des Pride-Monats

Harte Linie in den USA

Der Trump-Kurs geht weiter: Die neue Regierung hat jetzt alle besonderen Gedenkmonate verboten, darunter auch den Pride-Monat Juni.
Festnahme in den USA

Sexualstraftäter in der Community

Ein besonderer Fall sorgt derzeit in den USA für Schlagzeilen: Ein verurteilter Sexualstraftäter arbeitete jahrelang mit Decknamen für LGBTIQ+-Medien.
Queere Jugend auf dem Land

Projekt für bessere Vernetzung

Ein neues Pilotprojekt in München soll den ländlichen Raum für LGBTIQ+-Jugendliche in Bayern stärken und neue Treffpunkte schaffen.
Dramatische Lage in Myanmar

Schikane gegen die Community

Das Auswärtige Amt hat seine Reisewarnung gegen Myanmar bekräftigt - die Lage für LGBTIQ+-Menschen verschlimmert sich immer weiter.