Streit um Butler Mitbegründerin der Queer-Theorie sieht sich erneut mit heftigen Antisemitismus-Vorwürfen konfrontiert
Die nicht-binäre amerikanische Gender-Studies-Autorin und Ikone vieler queerer Aktivisten, Judith Butler, sieht sich in diesen Tagen einmal mehr mit dem Vorwurf von Antisemitismus konfrontiert. Jetzt fordert der Verband Jüdischer Studierender Hessen (VJSH), der heute 68-Jährigen den renommierten Theodor-Adorno-Preis wieder abzuerkennen, den sie 2012 verliehen bekommen hatte.
Unterstützt wird der Antrag von weiteren Organisationen wie dem queer-jüdischen Verband Keshet Deutschland oder auch der Women’s International Zionist Organisation. Inzwischen haben sich noch mehr Verbände und Hochschulgruppen der Forderung angeschlossen.
Selektive Menschenrechte?
Hintergrund der Empörung: Butler hatte in einer Diskussionssendung in Paris den Angriff der Hamas Anfang Oktober als einen „Akt des bewaffneten Widerstands“ bezeichnet und erklärt, es handele sich dabei nicht um einen „terroristischen Angriff“ und auch nicht um eine „antisemitische Attacke“. In der Presseerklärung erklärt der VJSH, Butler betreibe eine klassische Täter-Opfer-Umkehr: „Umso entsetzlicher finden wir, dass für Butler die eigenen Werte, Menschen- und Frauenrechte scheinbar selektiv gelten – für alle Frauen, nur nicht für israelische.“
Bei dem Terrorangriff der Hamas am 7. Oktober 2023 wurden in wenigen Tagen 1.139 Menschen ermordet, der größte Massenmord an Juden seit dem Holocaust. Darunter waren auch rund 700 Zivilisten, Frauen und Kinder, die teilweise auf grausamste Weise gefoltert, verstümmelt, lebendig angezündet und ermordet wurden.
Jahrzehnte der Gewalt
Butler selbst erklärte inzwischen in der Wochenzeitung „Der Freitag“, dass sie durchaus die Gräueltaten verurteilen würde. Man dürfe aber nicht ausblenden, dass es zuvor „Jahrzehnte der Gewalt“ gegeben habe, der von der „Besatzungsmacht Israel“ ausgegangen sei. Es ist nicht das erste Mal, dass Butler der Vorwurf des Antisemitismus gemacht wird, bereits bei der Verleihung des Theodor-Adorno-Preises 2012 hatte es massive Proteste gegeben. Mehrfach hatte sie die Jahre zuvor die islamischen Terrororganisationen Hamas und Hisbollah dem „progressiven Teil der globalen Linken“ zugerechnet und Angriffe dieser Gruppen zu einem „politischen Widerstand“ erklärt.
Butler ist Mitbegründerin der Queer-Theorie, Autorin des Buches "Gender Trouble - das Unbehagen der Geschlechter" und stellt die Zweigeschlechtlichkeit von Menschen in Frage. Für sie sind die Geschlechtskategorien „männlich“ und „weiblich“ nicht naturgegeben, sondern nur eine soziokulturelle Konstruktion.