Streit in München Kritik am Verhalten der CSD-Organisatoren wird lauter
Der Streit um den CSD in München eskaliert in diesen Tagen immer mehr – nachdem das zuständige Vereins-Bündnis für den CSD die CSU von der Pride-Parade im Juni ausgeschlossen hat, kommt Kritik an dieser Entscheidung gleich von mehreren Seiten. Die prominenteste Stimme dabei dürfte bisher der Besitzer der „Deutschen Eiche“ Dietmar Holzapfel sein. Holzapfel ist ein Urgestein der schwul-lesbischen Community in Bayern und Vorreiter im Kampf um LGBTI*-Rechte. Gegenüber der BILD erklärte der 66-Jährige Hotel- und Gaysauna-Besitzer trotzdem: „Wenn die CSU ausgeladen bleibt, sind wir heuer beim Zug nicht dabei. Ich kann es nicht ertragen, dass Leute diskriminiert werden, obwohl wir jahrelang gegen Diskriminierung gekämpft haben.“
Ausschluss der CSU „völlig falsch“
Seit 1994 ist die Eiche beim CSD mit dabei, eine Zeit lang gehörte das Eiche-Team auch zu den Organisatoren. Grund für den Ausschluss der CSU sind kritische Äußerungen einiger CSU-Politiker bezüglich einer geplanten Dragqueen-Lesung in einer Münchner Stadtbibliothek für Kinder ab vier Jahren. Die CSU kritisierte dies als unangebracht. Dazu erklärt Holzapfel weiter: „Ich finde, beide Seiten haben falsch reagiert. Die CSU, weil sie die Lesung so kritisiert hat. Eine Lesung für Kinder ist doch keine Show auf der Bühne. Die Drag-Künstler wollen doch nur den Kindern den Spaß am Verkleiden vermitteln. Kinder tun das ja auch gerne. Aber die CSU deshalb auszuschließen, finde ich völlig falsch.“
Herber Rückschlag für Homosexuelle in der CSU
Ähnliche Kritik am Vorgehen kommt jetzt auch von der LSU, dem Lesben- und Schwulenverband der Union: „Die Begründung für diese Entscheidung ist mehr als fadenscheinig. Insbesondere für die LSU Bayern und ihre Mitglieder, die aktiv innerhalb der CSU für die Community Stellung beziehen, ist das ein herber Rückschlag. Es ist der Arbeit dieser Mitglieder zu verdanken, dass innerhalb der CSU große Fortschritte erzielt wurden. Dass zum Beispiel die Ehe für alle selbstverständlicher Bestandteil im neuen Grundsatzprogramm der CSU ist, macht mich stolz und zeigt, dass sich die Partei bewegt. Beim Ausschluss des CSU-Wagens handelt es sich um eine reine Wahlkampfentscheidung“, so Jakob Schneider, Landesvorsitzender des LSU Bayern. Auch Münchens Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) hatte die Lesung zunächst kritisiert und als ungeeignet für Vierjährige definiert, relativierte schlussendlich aber seine Aussagen Tage später. Er wollte, so Reiter, mit seiner Aussage niemanden verletzen.
Gespräch soll Klärung bringen
Das Team des CSD hält aktuell am Ausschluss der CSU fest und erklärte, die Partei habe sich mit ihrem jüngsten Verhalten disqualifiziert, denn es fehle der „glaubhafte und konsequente Einsatz für gleiche Rechte und gesellschaftliche Akzeptanz aller queeren Menschen.“ Morgen soll es zu einem Treffen zwischen CSU und dem Bündnis der CSD-Vereine kommen, dabei soll final festgestellt werden, ob es bei dem Ausschluss der Partei bleibt oder nicht.