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Ein besonderes schwules Leben

Ein besonderes schwules Leben Eine Ausstellung, die zu Tränen rührt: Ein englisches Dorf ehrt ein schwules verstorbenes Einwohnerpaar

ms - 21.02.2025 - 15:00 Uhr
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Eine besondere Ausstellung sorgt in diesen Tagen in England für Schlagzeilen und oftmals auch für Tränen der Rührung in der schwulen Community – in der kleinen Grafschaft Dorset im Südwesten des Landes wurde eine bisher einzigartige Ausstellung im örtlichen Museum eröffnet. Darin wird das Leben eine schwulen Paares porträtiert, das 57 Jahre lang im Dorf Corfe Castle mitten in der Grafschaft ihr Zuhause gefunden hatte. 

Ein wichtiges Zeugnis der Geschichte

In einem Steinhaus lebten Norman Notley und David Brynley über ein halbes Jahrhundert dort ein „friedliches Leben“. Das schwule Paar war 1923 ins Dorf gezogen und ging von der ersten Stunde an offen mit ihrer Homosexualität um, obwohl diese damals in England noch illegal war. Die beiden Männer waren erfolgreiche Musiker, die zusammen in Großbritannien und den Vereinigten Staaten von Amerika aufgetreten waren. 

In zahlreichen Fotos und Tagebüchern ist das Leben jener Jahrzehnte festgehalten worden, die nun von den Einheimischen und Interessierten begutachtet werden können. Die Archäologiestudentin Maisie Ball von der Universität Bournemouth digitalisierte die Fotos des Paares und erarbeitete die Transkription ihrer Tagebücher und Briefe. 

„Es ist so wichtig, dass wir ihre Geschichte erzählen können, denn es gibt nicht viele Sammlungen wie diese, die einen Einblick in das Leben von LGBTIQ+-Menschen aus dieser Zeit geben. Die Fotos, die mir am meisten im Gedächtnis geblieben sind, sind die mit ihren vielen Hunden“, so Ball gegenüber der BBC. 

Eine besondere Willkommenskultur 

Die Gemeinde hieß die beiden schwulen Männer trotz aller gesetzlichen Diskriminierungen jener Zeit stets herzlich willkommen und integrierte sie vollends in die Dorfgemeinschaft. Mehr noch, im Jahr 1973 organisierten die Einwohner eigens eine große Veranstaltung für das Paar, um ihr 50-jähriges Leben im Dorf zu feiern.

Museumsdirektorin Claire Dixon betonte dazu gegenüber der BBC: „Sie waren in der Gemeinde liebevoll als 'die Jungs' bekannt. In einer Zeit, in der viele Menschen ihre Homosexualität verbergen oder sich Gedanken über ihr Verhalten im öffentlichen Raum machen mussten, konnten sie offenbar ein recht friedliches Leben im Dorf führen.“ Das Paar sammelte mit Leidenschaft auch Kunstwerke und zahlreiche Gemälde, die sie in ihrem Testament dem Dorset Museum vermachten. Notley starb 1980 im Alter von 90 Jahren, Brynley ein Jahr später im Alter von 81 Jahren.

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