Cruising im Nobelviertel Der berühmte Cruising-Hotspot Hampstead Heath sorgt für hitzige Debatten in England
Cruising in London hat eine lange Tradition unter schwulen Männern, insbesondere im Park Hampstead Heath – bis heute ranken sich nicht nur zahlreiche Mythen und Abenteuergeschichten um das lustvolle Leben in den Abendstunden vor Ort, sondern bis heute wird der Park auch gerne nach wie vor von Schwulen frequentiert. Vor kurzem tauchten nun aber im ganzen Park Plakate auf – darauf wurden Homosexuelle aufgefordert, eine Dating-App für sexuelle Kontakte zu nutzen und sich doch bitte einfach „ein Zimmer zu suchen.“
Streit durch neue Anwohner?
Wer genau hinter der anonymen Aktion steckt, ist unklar – die britische Times geht davon aus, dass vor allem einige Anwohner des Nobelviertels das schwule Treiben nachts nicht hinnehmen wollen, allen voran wohl auch Hundebesitzer, die ihre Vierbeiner abends ausführen. „Cruising für Sex? Homosexualität ist legal. Benutzt eine Dating-App wie Grindr oder Sniffies und nehmt euch ein Zimmer“, so der genaue Wortlaut der Nachricht.
Gesetzlich dagegen vorgehen lässt sich nicht, denn 2003 legte die britische Regierung im sogenannten „Sexual Offence Act“ fest, dass Sex in der Öffentlichkeit nicht strafbar ist, solange davon auszugehen ist, dass „die Öffentlichkeit“ nicht direkt Zeuge davon wird.
Die alteingesessene Anwohnergemeinschaft scheint sich auf Rückfrage allerdings einig darin zu sein, dass die Schilder von Menschen aufgestellt worden seien, die neu in die Gegend gezogen sind, ansonsten herrsche hier eine „Leben und leben lassen“-Mentalität. Einer der früheren Bewohner von Hampstead war Sänger George Michael – anders gesagt: Die Anwohner sind Cruising gewohnt. Michael schwärmte sogar bereits früher des Öfteren gegenüber der Presse über das Cruising im Park.
Cruising als Traditionspflege
Auch wenn die Plakate binnen eines Tages wieder verschwunden sind, ist die Aufregung in Teilen der Gay-Community noch immer groß, immerhin ist Hampstead Heath seit dem 19. Jahrhundert als Cruising-Gebiet bekannt, das Treiben hat also britische Tradition und bekanntlich hängen die Briten an ihren althergebrachten Sitten und Traditionen, auch die schwulen Jungs offenbar.
Ein älterer schwuler Mann betonte zudem gegenüber der Times, seine Generation ziehe es weiterhin vor, Dating-Apps nicht zu benutzen. Er endete mit den kämpferischen Worten: „Wir waren zuerst hier.“ Für die zumeist finanzstarken neuen Anwohner im idyllischen Norden Londons, die sich beim Spaziergang mit ihrem Hündchen gestört fühlen, bleibt also am Ende wenig Spielraum – außer natürlich, sie erweitern ihr Interesse am Doggy-Play in spezieller Weise.