Sexualisierte Gewalt Besondere Gefahrenlage für queere Jugendliche
Die Bundesregierung hat jetzt neue Initiativen vorgestellt, um stärker auf die Bedrohung durch sexualisierte Gewalt gegen Kinder und Jugendliche hinzuweisen. Besonders in der LGBTIQ+-Community sind queere und homosexuelle Jugendliche häufig von Gewalt betroffen, auch weil sie in vielen Fällen keine sicheren Zufluchtsorte haben. Die neue Kampagne zielt darauf ab, diese Missstände sichtbarer zu machen und Gesellschaft sowie Institutionen zu sensibilisieren.
Besondere Lage für queere Kinder
Bundesfamilienministerin Karin Prien (CDU) erklärte in einer Pressekonferenz, dass sexualisierte Gewalt gegen Kinder und Jugendliche ein Problem sei, das uns alle angehe. Niemand dürfe seine Verantwortung abgeben, um die Opfer zu schützen. Besonders queere Kinder und Jugendliche sind oft von Gewalt betroffen, da sie häufig auch innerhalb ihrer eigenen Familien und Bekanntenkreise keine Akzeptanz erfahren. „Die Täter sind oft Menschen, denen man vertraut: Es sind Nachbarn, Freunde, Verwandte“, so Prien. In der aktuellen Kriminalstatistik von 2024 sind mehr als 18.000 Fälle von sexueller Gewalt gegen Minderjährige binnen eines Jahres verzeichnet.
Auch in der queeren Community sind die Betroffenen besonders verletzlich, da noch immer zu viele homosexuelle und queere Jugendliche von ihrer Familie oder ihrem sozialen Umfeld abgelehnt werden. Dazu kommen massive Fälle von Mobbing und Anfeindungen in der Schule. Dies führt nicht nur zu Isolation, sondern auch zu einer höheren Gefahr, in missbräuchliche Situationen zu geraten.
Forschungslücken und Dunkelfeld
Die Unabhängige Bundesbeauftragte gegen sexuellen Missbrauch von Kindern und Jugendlichen, Beate Claus, betonte die großen Forschungslücken in diesem Bereich – diese sollen jetzt zeitnah angegangen werden, insbesondere dann auch bei sexueller Gewalt gegenüber LGBTIQ+-Jugendlichen. Besonders junge Menschen, die ihre sexuelle Orientierung oder Geschlechtsidentität noch entdecken, sind in einem besonders verletzlichen Alter und haben oft nicht die Unterstützung, die sie brauchen.
Als Teil der neuen Initiativen wird nun die Sensibilisierungskampagne „Schieb deine Verantwortung nicht weg“ fortgeführt. Besonders hervorzuheben ist ein innovativer Kurs über WhatsApp, der es jedem ermöglicht, sich aktiv für den Schutz von Jugendlichen einzusetzen. In diesem Kurs erhalten die Teilnehmer in den kommenden Wochen kurze, prägnante Nachrichten mit konkreten Tipps, wie sie sexualisierte Gewalt erkennen und verhindern können.
Die Kampagne hat in den letzten Jahren bereits Fortschritte erzielt: Der Anteil der Menschen, die sexuelle Gewalt im eigenen Umfeld für möglich halten, ist von 41 auf 53 Prozent gestiegen. Auch die Zahl derer, die Familie und Freunde in die Pflicht nehmen, Kinder und Jugendliche vor sexueller Gewalt zu schützen, hat sich erhöht – von 50 auf 60 Prozent. Ein besonders wichtiges Ziel der neuen Maßnahmen ist es, sicherzustellen, dass auch queere und homosexuelle Jugendliche in diese Schutzstrukturen eingebunden werden.
Der Blick in die Zukunft
Die Maßnahmen werden durch das neue Gesetz zur Stärkung der Strukturen gegen sexuelle Gewalt an Kindern und Jugendlichen unterstützt. Dazu gehört auch die „Safe!“-Studie, die konkrete Daten über die Häufigkeit, Formen und Folgen von sexueller Gewalt an jungen Menschen sammeln soll. Die Ergebnisse dieser Studie, die 2027 veröffentlicht werden sollen, könnten wichtige Erkenntnisse darüber liefern, inwiefern sich Risikoräume verändert haben und welche neuen Phänomene im Bereich sexueller Gewalt aufgetreten sind – gerade auch im Hinblick auf queere Jugendliche, die noch nicht ausreichend in den bisherigen Forschungen berücksichtigt wurden.
Die Initiativen und Studien zeigen eine klare Richtung: Es ist notwendig, den Blick auch für die besonderen Gefährdungen von LGBTIQ+-Jugendlichen zu schärfen und präventive Maßnahmen zu ergreifen. Durch Sensibilisierung, mehr Forschung und die Stärkung von Schutzstrukturen kann es gelingen, die Sicherheit für queere Kinder und Jugendliche zu erhöhen und sie vor sexueller Gewalt zu bewahren.