Kriminalstatistik 2024 Dramatischer Anstieg bei Gewalttaten mit jugendlichen Tätern
Bundesinnenministerin Nancy Faeser sowie der Präsident des Bundeskriminalamts, Holger Münch, haben heute Vormittag die jüngsten Daten der Kriminalstatistik für 2024 vorgestellt. Die Gewaltkriminalität stieg im vergangenen Jahr erneut um 1,5 Prozent auf rund 217.000 Fälle an, darunter auch Hasskriminalität gegenüber Schwule, Lesben, Bisexuelle und queere Menschen. Ein neuer Rekord seit über einem Jahrzehnt. Dazu kam es im letzten Jahr zu fast 16.000 Messerangriffen, das entspricht 7,2 Prozent aller dokumentierten Fälle von Gewaltkriminalität. Rund 58 Prozent aller Fälle konnten von der Polizei aufgeklärt werden.
600 Gewaltdelikte jeden Tag
Insgesamt wurden rund 5,84 Millionen Straftaten erfasst, der leichte Rückgang von 1,7 Prozent im Vergleich zu 2023 ist allerdings hauptsächlich auf die Teillegalisierung von Cannabis zurückzuführen. Bundesinnenministerin Nancy Faeser erklärte zu den neusten Daten: „Jeden Tag verzeichnet die Polizei rund 600 Gewaltdelikte in Deutschland. Wir gehen insbesondere gegen Gewalt mit Messern viel stärker vor als in der Vergangenheit (…) Gegen Gewalttäter muss der Rechtsstaat hart vorgehen. Sie müssen die Konsequenzen ihres Handelns schnell und deutlich spüren.“
Besonders besorgniserregend sei dabei laut Faeser die Zunahme bei Vergewaltigungen, sexueller Nötigung und bei sexuellen Übergriffen. Holger Münch, Präsident des Bundeskriminalamtes, ergänzte: „Besorgniserregend ist jedoch die anhaltende Zunahme der Gewaltkriminalität, die erneut einen Höchststand erreicht hat. Besonders auffällig ist der starke Zuwachs bei Kindern und Jugendlichen.“ Im Bereich der Gewaltkriminalität war bei Kindern im Jahr 2024 ein Anstieg um 11,3 Prozent und bei Jugendlichen ein Anstieg von 3,8 Prozent zu verzeichnen.
Täter und Hassverbrechen
Die starke Zunahme bei Gewaltdelikten führt das Bundeskriminalamt auf zwei Aspekte zurück: Es gibt mehr nicht-deutsche Tatverdächtige (plus 7,5 Prozent) und mehr minderjährige Tatverdächtige. Mit Blick auf die potenziellen Täter zeigt die aktuelle Kriminalstatistik so: Von den rund 2,1 Millionen Tatverdächtigen sind etwa 1,2 Millionen deutsche Staatsbürger und rund 900.000 nicht-deutsche Personen, darunter rund 380.000 Zuwanderer. Im Bereich „Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung“ wurden im letzten Jahr rund 128.000 Fälle registriert.
Weitere Besonderheiten: Die jüngsten Daten zeigen einen Kriminalitätsschwerpunkt in jüngeren Altersgruppen. Und: Rund 75 Prozent aller Tatverdächtigen sind männlich. Sowohl die Polizei wie auch Experten weisen in diesem Zusammenhang auf das hohe Dunkelfeld hin, die Kriminalstatistik bilde so im Wesentlichen „nur“ die Arbeit der Polizei ab. Gerade in puncto Hassverbrechen gegen LGBTIQ+ werden laut der Europäischen Grundwerteagentur aber 90 Prozent aller Fälle in Deutschland gar nicht erst angezeigt. Nach Angaben von Jochen Kopelke, Bundesvorsitzender der Gewerkschaft der Polizei (GdP), bestehe „akuter Handlungsbedarf“. Es fehle an Polizisten sowie an verfügbarer und nicht veralteter Technik. „Deutschlands Polizei geht die Luft aus“, so Kopelke gegenüber der Deutschen Presse-Agentur.