PrEP für alle Im Kampf gegen HIV-Neuinfektionen will Großbritannien die HIV-Schutztablette allen einfacher zur Verfügung stellen
Nach sieben Jahren aktualisierte Großbritannien jetzt seine Leitlinien im Umgang mit der PrEP mit dem klar definierten Ziel, die HIV-Prä-Expositions-Prophylaxe für mehr Menschen zugänglich zu machen, insbesondere aber nicht nur in der schwulen und bisexuellen Community.
Vorteile für alle sichtbar machen
Bereits seit Beginn des Jahres versucht das Vereinigte Königreich, verstärkt mit diversen Maßnahmen gegen HIV-Neuinfektionen auf der Insel vorzugehen. Aktuell leben rund 107.000 Menschen mit HIV im Land, etwa 4.700 Personen kennen ihren Status nicht. Die neuen Richtlinien wurden jetzt nach der Auswertung von über 230 Studien der letzten Jahre ausgearbeitet. Nebst dem einfacheren Zugang besteht ein weiteres Kernziel nun darin, die PrEP nicht nur der sexpositiven Gay-Community allumfassend anzubieten, sondern auch heterosexuellen und queeren Personen die Vorteile im breiteren Rahmen zu vermitteln.
Ähnlich wie aktuell noch immer in Deutschland gab es auch in Großbritannien die Kernregel, dass die PrEP in erster Linie an jene Menschen vergeben wird, die ein „substanziell höheres HIV-Risiko“ haben. Dazu gehören wie in der Bundesrepublik schwule Männer aber auch beispielsweise Sexarbeiter oder Drogenkonsumenten. Diese Voraussetzung für die PrEP-Einnahme soll nun in Großbritannien entfallen – jeder der will, soll die Behandlung auch bekommen.
Lockere Vorschriften, einfache Handhabung
Auch die Vorschriften für die Einnahme wurden gelockert, sinnvoll für einen hohen Schutz wäre die Einnahme von mindestens vier Tabletten pro Woche – bisher galt eine tägliche Verabreichung als zentral. Auch die sogenannte „anlassbasierte“ Kurz-PrEP wird jetzt ohne weitere Einschränkungen zur Verfügung stehen – so können Menschen, die nur ab und an verstärkt sexuelle Risikokontakte haben, die Einnahme auf einige Tage reduzieren; auch der Start der Behandlung mit einer Doppeldosis ist jetzt möglich.
Ein wichtiger zusätzlicher Punkt bleibt außerdem die Verbreitung von Informationen über die PrEP – nur wer die Fakten kennt, kann richtig reagieren. So soll gezielt auch das klischeehafte Stigma der „Tablette für Schwule“ angegangen werden. Die PrEP kann alle Menschen gleichermaßen vor einer HIV-Infektion schützen. Dabei soll auch auf die neuste Forschung eingegangen werden, um so bestmöglich zu vermitteln, wie die Schutzwirkung potenziert werden kann.