Direkt zum Inhalt
Porno-Verbot in den USA

Porno-Verbot in den USA Wie reagieren Gay-Adult-Darsteller auf die Gesetzesinitiative der Republikaner?

ms - 16.05.2025 - 14:00 Uhr
Loading audio player...

Anfang der Woche schockte die Adult-Community in den USA der neuste Vorstoß einiger Republikaner, deren Ziel es ist, Pornografie komplett und weitreichend im ganzen Land zu verbieten – dazu soll künftig alles unter dem Begriff „Obszönität“ zusammengefasst werden. Das neue Gesetz würde nicht nur das Ende der Hardcore-Branche bedeuten, sondern betreffe beispielsweise auch private OnlyFans-Anbieter oder Geschäfte, die Dessous, Sexspielzeug oder Erotik-Artikel verkaufen. 

Kampagne gegen Gesetz

Wie realistisch die Gefahr tatsächlich ist, lässt sich in einem Land mit US-Präsident Donald Trump derzeit schwer einschätzen, die Branche selbst spricht von einem „echt großen Problem“, so Alana Evans, Vorsitzende der Hardcorefilm-Gewerkschaft Adult Performance Artists Guild. Nun meldeten sich die ersten schwulen Darsteller zu Wort, die das Gesetzesvorhaben ebenso scharf kritisieren. Gemeinsam hat die Adult-Community eine Kampagne mit dem Titel „Hands Off My Porn“ erneut ins Leben gerufen.   

Kontrolle über sexuelle Selbstbestimmung 

Jordan Starr ist einer der ganz großen Namen in der schwulen Porno-Branche der USA, ihm folgen auf Instagram und X über 400.000 Fans. Er erklärte jetzt: „Dieser Gesetzentwurf ist für Menschen wie mich, die in der Erotikbranche arbeiten, wirklich gefährlich. Es ist Teil einer größeren Bemühung einiger Politiker, Pornos zu verbieten und die sexuelle Selbstbestimmung zu kontrollieren. Rechtlich gesehen gibt es einen Unterschied zwischen ´Porno´ und ´Obszönität´. Pornos sind durch den ersten Verfassungszusatz geschützt. Obszönität nicht. Seit den 1970er Jahren entscheiden die Gerichte anhand des ´Miller-Tests´, was als obszön gilt. Er ist nicht perfekt, aber er hat dazu beigetragen, dass Inhalte für Erwachsene legal bleiben. Mit diesem Gesetzentwurf wird versucht, diese Regeln zu ändern. Das ist ein hinterhältiger, extremer Schritt, der gegen die Meinungsfreiheit und den künstlerischen Ausdruck verstößt.“

Und weiter: „Das Ganze ist Teil eines größeren Vorstoßes zur Durchsetzung einer christlich-nationalistischen Agenda. Es ist wichtig zu verstehen, dass dieser Gesetzentwurf nicht direkt ein Verbot von Pornografie vorsieht – denn das wäre offensichtlich verfassungswidrig. Aber es wird versucht, zu ändern, was als ´obszön´ gilt. Wenn dieses Gesetz verabschiedet wird, könnte das das Ende meiner Karriere und der Karrieren tausender anderer Darsteller, Produzenten und Arbeiter in der Erotikbranche bedeuten. Die Leute, die das vorantreiben, tun so, als seien Filme für Erwachsene eine große Bedrohung, aber sie ignorieren die Tatsache, dass dies eine echte, legitime Branche ist, in der echte Menschen ihren Lebensunterhalt verdienen. Wir erzählen Geschichten. Wir machen Kunst, auch wenn sie sexuell ist. Der Versuch, uns auf diese Weise zum Schweigen zu bringen, ist ein Witz – aber er ist auch gefährlich.“

Zu viel Macht für die Regierung

Ähnlich bewertet das auch Darsteller-Kollege Dom King: „Es ist ein weit gefasstes und unnötiges Gesetz. ´Obszönität´ ist subjektiv, und wenn man der Regierung die Macht gibt, sie zu definieren, riskiert man, Inhalte zu zensieren, die völlig legal sind. Das ist ein Vorstoß für mehr Kontrolle über die Medien. Inhalte für Erwachsene sind dabei nur der Anfang.“ 

Und Jkab Ethan Dale betonte zudem gegenüber dem Pride Magazin: „Der Gesetzentwurf ist sehr beängstigend. Dieses neue Gesetz ist eine Möglichkeit für die extreme Rechte, durch vage Formulierungen mehr Macht zu erlangen, und es ist ein weiterer Beweis dafür, dass sie sich nicht um die Verfassung schert. Es ist eine direkte Bedrohung des Ersten Verfassungszusatzes und wird sich stark auf marginalisierte Gemeinschaften auswirken. Mit der derzeitigen Regierung ist alles möglich – also  ja, das könnte durchaus zu einem Verbot von Pornografie führen. Die Formulierung, die in dem Gesetzentwurf verwendet wird, um zu bestimmen, was ´obszön´ ist und was nicht, ist so vage, dass sie so ausgelegt werden könnte, dass sie sich gegen LGBTIQ+-Identitäten, sexuelle Aufklärung und mehr richtet. Sie sind nicht einmal subtil – sie nennen es offen ein Anti-Porno-Gesetz. Die Art und Weise, wie sie kämpfen und angreifen, ist trügerisch – und gefährlich für unsere Demokratie. Da die Republikaner sowohl das Repräsentantenhaus als auch den Senat kontrollieren, denke ich, dass dieses Gesetz eine echte Chance hat, verabschiedet zu werden.“ 

 

ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE

Auch Interessant

Keine queere Jugend mehr?

Anteil junger Menschen nimmt ab

22 Prozent der Gen-Z definiert sich als LGBTIQ+. Gleichzeitig gibt es immer weniger junge deutsche Menschen, sie machen nur 10 % der Bevölkerung aus.
Eklat um Pete Hegseth

Befürwortung des Ehe-Verbots

Eklat um X-Post von US-Verteidigungsminister Pete Hegseth: Darin fordern Pastoren das Verbot von Homosexualität und kein Wahlrecht für Frauen.
Meilenstein in Litauen

Lesbisches Paar siegt vor Gericht

In Litauen hat ein Gericht jetzt erstmals eine lesbische Lebensgemeinschaft als Partnerschaft offiziell anerkannt. Nun muss die Regierung nachziehen.
Essstörungen in der Community

Generation Z besonders betroffen

Essstörungen sind besonders stark unter der jungen Gen-Z ausgeprägt – und dabei doppelt so stark bei jungen LGBTIQ+-Menschen.
Stockschläge in Indonesien

Zwei schwule Studenten verurteilt

Erneut macht Indonesien mit seiner rigiden Anti-Homosexuellen-Politik von sich reden. Jetzt wurden zwei Studenten zu 80 Stockschlägen verurteilt.
Empörung liegt in der Luft

Ein "schwuler" Flughafen-Code?

In Indien diskutiert man derzeit über das Flughafen-Kürzel in Gaya namens GAY. Das sei beleidigend, meinte jetzt ein Politiker und will eine Änderung.
Weitreichendes Gerichtsurteil

Frankreich stärkt queere Rechte

In Frankreich wurde ein Urteil zur Ansprache von queeren Menschen gefällt, das EU-weit Auswirkungen haben dürfte, betonte jetzt die ILGA Europe.
Appell von Russell T. Davies

Kampfesrede an die queere Gen-Z

Das Genie hinter „Queer as Folk“, Russell T. Davies, appelliert an die junge queere Community: Sie müsse kampfbereit sein, denn ein Kampf stehe bevor!
Kampagne im britischen Fußball

Neuer Einsatz gegen Homophobie

Die britische Premier-League wird ab 2026 mit einer eigenen Kampagne gegen Homophobie im Fußball vorgehen. Aus anderen Initiativen steigt die Liga aus