Porno-Verbot in den USA Wie reagieren Gay-Adult-Darsteller auf die Gesetzesinitiative der Republikaner?
Anfang der Woche schockte die Adult-Community in den USA der neuste Vorstoß einiger Republikaner, deren Ziel es ist, Pornografie komplett und weitreichend im ganzen Land zu verbieten – dazu soll künftig alles unter dem Begriff „Obszönität“ zusammengefasst werden. Das neue Gesetz würde nicht nur das Ende der Hardcore-Branche bedeuten, sondern betreffe beispielsweise auch private OnlyFans-Anbieter oder Geschäfte, die Dessous, Sexspielzeug oder Erotik-Artikel verkaufen.
Kampagne gegen Gesetz
Wie realistisch die Gefahr tatsächlich ist, lässt sich in einem Land mit US-Präsident Donald Trump derzeit schwer einschätzen, die Branche selbst spricht von einem „echt großen Problem“, so Alana Evans, Vorsitzende der Hardcorefilm-Gewerkschaft Adult Performance Artists Guild. Nun meldeten sich die ersten schwulen Darsteller zu Wort, die das Gesetzesvorhaben ebenso scharf kritisieren. Gemeinsam hat die Adult-Community eine Kampagne mit dem Titel „Hands Off My Porn“ erneut ins Leben gerufen.

Kontrolle über sexuelle Selbstbestimmung
Jordan Starr ist einer der ganz großen Namen in der schwulen Porno-Branche der USA, ihm folgen auf Instagram und X über 400.000 Fans. Er erklärte jetzt: „Dieser Gesetzentwurf ist für Menschen wie mich, die in der Erotikbranche arbeiten, wirklich gefährlich. Es ist Teil einer größeren Bemühung einiger Politiker, Pornos zu verbieten und die sexuelle Selbstbestimmung zu kontrollieren. Rechtlich gesehen gibt es einen Unterschied zwischen ´Porno´ und ´Obszönität´. Pornos sind durch den ersten Verfassungszusatz geschützt. Obszönität nicht. Seit den 1970er Jahren entscheiden die Gerichte anhand des ´Miller-Tests´, was als obszön gilt. Er ist nicht perfekt, aber er hat dazu beigetragen, dass Inhalte für Erwachsene legal bleiben. Mit diesem Gesetzentwurf wird versucht, diese Regeln zu ändern. Das ist ein hinterhältiger, extremer Schritt, der gegen die Meinungsfreiheit und den künstlerischen Ausdruck verstößt.“
Und weiter: „Das Ganze ist Teil eines größeren Vorstoßes zur Durchsetzung einer christlich-nationalistischen Agenda. Es ist wichtig zu verstehen, dass dieser Gesetzentwurf nicht direkt ein Verbot von Pornografie vorsieht – denn das wäre offensichtlich verfassungswidrig. Aber es wird versucht, zu ändern, was als ´obszön´ gilt. Wenn dieses Gesetz verabschiedet wird, könnte das das Ende meiner Karriere und der Karrieren tausender anderer Darsteller, Produzenten und Arbeiter in der Erotikbranche bedeuten. Die Leute, die das vorantreiben, tun so, als seien Filme für Erwachsene eine große Bedrohung, aber sie ignorieren die Tatsache, dass dies eine echte, legitime Branche ist, in der echte Menschen ihren Lebensunterhalt verdienen. Wir erzählen Geschichten. Wir machen Kunst, auch wenn sie sexuell ist. Der Versuch, uns auf diese Weise zum Schweigen zu bringen, ist ein Witz – aber er ist auch gefährlich.“

Zu viel Macht für die Regierung
Ähnlich bewertet das auch Darsteller-Kollege Dom King: „Es ist ein weit gefasstes und unnötiges Gesetz. ´Obszönität´ ist subjektiv, und wenn man der Regierung die Macht gibt, sie zu definieren, riskiert man, Inhalte zu zensieren, die völlig legal sind. Das ist ein Vorstoß für mehr Kontrolle über die Medien. Inhalte für Erwachsene sind dabei nur der Anfang.“
Und Jkab Ethan Dale betonte zudem gegenüber dem Pride Magazin: „Der Gesetzentwurf ist sehr beängstigend. Dieses neue Gesetz ist eine Möglichkeit für die extreme Rechte, durch vage Formulierungen mehr Macht zu erlangen, und es ist ein weiterer Beweis dafür, dass sie sich nicht um die Verfassung schert. Es ist eine direkte Bedrohung des Ersten Verfassungszusatzes und wird sich stark auf marginalisierte Gemeinschaften auswirken. Mit der derzeitigen Regierung ist alles möglich – also ja, das könnte durchaus zu einem Verbot von Pornografie führen. Die Formulierung, die in dem Gesetzentwurf verwendet wird, um zu bestimmen, was ´obszön´ ist und was nicht, ist so vage, dass sie so ausgelegt werden könnte, dass sie sich gegen LGBTIQ+-Identitäten, sexuelle Aufklärung und mehr richtet. Sie sind nicht einmal subtil – sie nennen es offen ein Anti-Porno-Gesetz. Die Art und Weise, wie sie kämpfen und angreifen, ist trügerisch – und gefährlich für unsere Demokratie. Da die Republikaner sowohl das Repräsentantenhaus als auch den Senat kontrollieren, denke ich, dass dieses Gesetz eine echte Chance hat, verabschiedet zu werden.“