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Cass-Report in England Fachbericht zeigt auf, dass es keine ausreichende Grundlage für die Vergabe von Pubertätsblockern oder Hormonen an Kindern gibt

ms - 10.04.2024 - 09:30 Uhr

Der mit Spannung erwartete, 400-seitige Abschlussbericht der Kinderärztin und ehemaligen Präsidentin des Royal College für Pädiatrie und Kindergesundheit, Dr. Hilary Cass, zur Behandlung von Jugendlichen mit einer vermeintlichen Trans-Diagnose wurde heute veröffentlicht – bereits der Zwischenbericht im Jahr 2022 hatte dazu geführt, dass Großbritannien bei der Versorgung im Bereich Geschlechtsidentität eine 180-Grad-Wende hinlegte und beispielsweise die Vergabe von Pubertätsblockern an Minderjährige bis auf klinische Studien inzwischen untersagte.

Der nun erfolgte finale Bericht dürfte diese Entscheidung weiter zementieren. Im Laufe von vier Jahren wurden dazu fünfzig Studien über Pubertätsblocker sowie dreiundfünfzig Studien über Hormonbehandlungen untersucht. Die Kernaussage dabei: Es bestehe ein „Mangel an qualitativ hochwertiger Forschung.“ 

Jugendliche wurden im Stich gelassen

Die unabhängige Fachärztin legt nach vier Jahren Arbeit in ihrem Bericht so detailliert dar, dass Kinder und Jugendliche, die sich für transsexuell halten, überproportional häufig massive psychische Probleme und Krankheitsbilder aufweisen, die von einer unterdrückten Homosexualität über eine schwierige familiäre Lebenssituation, Depressionen und Nervenerkrankungen bis hin zu häuslichem Missbrauch reichen. Durch einen Mangel an Forschung und die einseitige Vergabe von Pubertätsblockern in der Vergangenheit seien Kinder und Jugendliche „im Stich gelassen worden.“

Keine evidenzbasierte Behandlung

Die Richtlinien für die Behandlung von Kindern mit dem Wunsch eines Geschlechtswechsels seien dabei nicht evidenzbasiert. Laut Dr. Cass ist die gesamte Gender-Medizin junger Menschen „auf einem wackeligen Fundament aufgebaut.“ Es gebe „keine eindeutigen Beweise“, die tatsächlich zu dem Schluss kommen, dass auch nur ein sozialer Personenstandswechsel überhaupt positive Auswirkungen auf die psychische Gesundheit von Kindern habe.

Im Gegenteil sogar, denn die sogenannte soziale Transition stelle ein großes Problem dar, also die Tatsache, dass Kinder selbstbestimmt zum Beispiel ihre Pronomen ändern und Mitschüler, Lehrer und Eltern sie im neuen Wunschgeschlecht ansprechen müssen, wie die Daily Mail berichtet. Jene Kinder gehen mit großer Wahrscheinlichkeit dann offenbar unreflektiert den Weg der medizinischen Transition weiter.  

Hausärzte wurden unter Druck gesetzt

Bei der Vergabe von Pubertätsblockern und Hormonen mahnt Dr. Cass zu „äußerster Vorsicht“. Hausärzten sollte künftig nicht mehr die Möglichkeit gegeben werden, Pubertätsblocker einfach zu verschreiben. In dem Bericht erklärten auch Allgemeinmediziner, dass sie in der Vergangenheit unter Druck gesetzt worden seien, Hormone zu verschreiben, nachdem diese von privaten Anbietern verabreicht bereits verabreicht worden waren, und dass es ihnen an Klarheit über ihre Verantwortlichkeiten in Bezug auf die Überwachung mangelte. Im Bericht wird weiter davor gewarnt, dass Eltern ebenso verstärkt darauf achten müssten, den Geschlechtsausdruck ihres Kindes nicht unbewusst zu beeinflussen.   

Der britische Gesundheitsdienst NHS hat die Vergabe von Pubertätsblockern an Minderjährige bis auf 100 Kinder in einer klinischen Studie bereits gestoppt, allerdings besteht die Möglichkeit, dass Privatkliniken weiterhin Pubertätsblocker und Hormone verabreichen – zumindest solange, bis gesetzliche Regelungen dies möglicherweise ganz unterbinden.  

Ganzheitliche Screenings vor der Diagnose 

In den 32 Empfehlungen des Berichts wird unter anderem gefordert, dass Gender-Dienste nach den gleichen Standards wie andere Gesundheitsdienste für Kinder und Jugendliche arbeiten und eine „ganzheitliche Bewertung“ der überwiesenen Personen vornehmen sollten, sowohl bei Minderjährigen wie auch dann bei jungen Erwachsenen. Ein solcher ganzheitlicher Ansatz würde ein Screening auf neurologische Entwicklungsstörungen wie Autismus und eine Beurteilung der psychischen Gesundheit beinhalten. Die Gesundheitsdienste „müssen nach denselben Standards arbeiten wie andere Dienste, die Kinder und Jugendliche mit komplexen Situationen und/oder zusätzlichen Risikofaktoren betreuen".

Der NHS sollte außerdem ein „umfassendes Forschungsprogramm“ einrichten, das die Merkmale, Interventionen und Ergebnisse jedes jungen Menschen untersucht, der sich an die NHS-Gender-Dienste wendet. Neben einer Studie über Pubertätsblocker sollten auch die Verwendung der Hormone Testosteron und Östrogen genauer erforscht werden. Es müsse stehts eine „klare klinische Begründung für die Verabreichung von Hormonen“ bei Jugendlichen geben, so Dr. Cass weiter. 

Spektrum an Fachleuten 

Zu einem vernichtenden Urteil kommt die Kinderärztin auch mit Blick auf den Skandal um die inzwischen geschlossene Tavistock-Klinik, in der hunderte Kinder offenbar vorschnell als trans diagnostiziert und mit der Vergabe von Medikamenten begonnen worden war. 

Deswegen fordert Dr. Cass gerade im medizinischen Betrieb selbst ein breites Spektrum an Fachleuten, darunter Kinderärzte, Psychiater, Fachkrankenschwestern, Sozialarbeiter, Spezialisten für Neurodiversität, Sprachtherapeuten, Fachärzte für Arbeitsmedizin sowie auch Endokrinologen und Fruchtbarkeitsspezialisten. 

Es bedürfe eines „angemessenen Qualifikationsmixes, um sowohl Personen zu unterstützen, die eine medizinische Intervention benötigen, als auch solche, bei denen dies nicht der Fall ist.“ Für Menschen, die ihre Transition in späteren Jahren bereuen oder rückgängig machen wollen, müsste es überdies dann andere Ansprechpartner geben als jene, die die Transition ermöglichten – anderenfalls würden De-Transionierer höchstwahrscheinlich davor zurückschrecken, überhaupt noch einmal medizinische Hilfe in Anspruch zu nehmen.  

Regierung will Cass-Bericht genau prüfen

Der britische Gesundheitsdienst NHS erklärte in einer ersten Stellungnahme, man sei Dr. Cass und ihrem Team für ihre „umfassende Arbeit an dieser wichtigen Untersuchung sehr dankbar“ und werde „nach sorgfältiger Prüfung des Abschlussberichts und seiner Empfehlungen einen vollständigen Umsetzungsplan aufstellen.“ 

Premierminister Rishi Sunak begrüßte die „Sorgfalt und das Mitgefühl“ der Überprüfung und sagte: „Das Wohlergehen und die Gesundheit der Kinder müssen an erster Stelle stehen.“ Ein Sprecher des Premierministers ergänzte zudem, dass bereits die „soziale Transition kein neutraler Akt ist und niemand gezwungen werden sollte, bevorzugte Pronomen zu verwenden oder umstrittene Überzeugungen als Tatsache zu akzeptieren.“ 

Fachärzte begrüßen den Cass-Report

Auch mehrere andere medizinische Experten begrüßten in einer ersten Stellungnahme den Cass-Bericht und lobten die „streng unabhängige Untersuchung“. Professor Ashley Grossman, ein Experte für Endokrinologie an der Universität Oxford, sagte, der neue Bericht werfe ein „dringend benötigtes Licht“ auf die Verwendung von Pubertätsblockern in der Geschlechtsbehandlung: „Diese sehr detaillierten Analysen legen nun nahe, dass es nicht genügend gute Daten gibt, die die langfristigen Auswirkungen bei Kindern mit Geschlechtsdysphorie zeigen. Es sind sorgfältigere klinische Studien erforderlich, damit wir verstehen können, wie und wann der Einsatz solcher Mittel gerechtfertigt und von Nutzen ist.“

Giftigkeit in der Debatte

Abschließend betonte Dr. Cass, dass die „Giftigkeit in der Debatte“ inzwischen dazu geführt habe, dass viele Menschen Angst hätten, überhaupt noch offen über Trans-Themen zu sprechen. Dabei seien immer wieder auch erfahrene Mediziner „abgewiesen und entwertet“ worden, während junge Menschen „in der Mitte eines stürmischen gesellschaftlichen Diskurses" gefangen gewesen seien. 

„Es gibt nur wenige andere Bereiche des Gesundheitswesens, in denen Fachleute so viel Angst haben, ihre Ansichten offen zu diskutieren, in denen Menschen in den sozialen Medien verunglimpft werden und in denen Beschimpfungen das schlimmste Mobbingverhalten widerspiegeln. Das muss aufhören!“, so Dr. Cass. Es dürfe kein „Abwürgen der Debatte“ mehr geben, gerade mit Hinblick auf die Tatsache, dass die bisherige Praxis eine so „bemerkenswert schwache Evidenz“ aufgewiesen habe. 

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