Direkt zum Inhalt
Kritik an Baerbock und Faeser
Rubrik

Kritik an Baerbock und Faeser Linke.queer wirft den Grünen und der SPD Untätigkeit bei der Rettung von LGBTI*-Afghanen vor

ms - 18.10.2023 - 10:00 Uhr

Die Linke.queer wirft der Ampel-Koalition Untätigkeit vor und erklärt das Bundesaufnahmeprogramm für besonders gefährdete Afghanen für gescheitert – vor einem guten Jahr hatte das Auswärtige Amt sowie Außenministerin Annalena Baerbock erklärt, künftig monatlich 1.000 Menschen aus Afghanistan aufzunehmen, die von Verfolgung und Tod durch die Taliban bedroht werden – explizit wurden dabei auch Homosexuelle und queere Personen benannt. Die Taliban führt seit der Machtergreifung im August 2021 in den Dörfern Säuberungsaktionen durch und inhaftiert, foltert und ermordet aufgefundene schwule Männer.

Vollmundige Versprechen der Bundesregierung

Die Bilanz in puncto Bundesaufnahmeprogramm ist indes bitter, ein Jahr lang geschah durch massive bürokratische Hürden seitens der Bundesregierung und einem zwischenzeitlichen Programmstopp durch das fehlerhafte Arbeiten einzelner NGOs nichts. Im September dieses Jahres dann konnten die ersten zwei schwulen Männer aus Afghanistan in Bremen untergebracht werden.

Daniel Bache und Luca Renner, Bundessprecher von Linke.queer, erklärten dazu jetzt: „Heute vor einem Jahr verkündete der Queer-Beauftragte der Bundesregierung, Sven Lehmann, dass queere Geflüchtete als vulnerable Gruppe explizit im Bundesaufnahmeprogramm von Nancy Faeser und Annalena Baerbock berücksichtigt werden sollen. Ein Jahr später kann das Programm als vorläufig gescheitert angesehen werden. Seit Monaten kritisieren NGOs, dass es keine Fortschritte beim Schutz verfolgter und gefährdeter Afghan*innen gibt. Laut medico international konnten seit der Bekanntgabe gerade einmal 13 Personen aus Afghanistan nach Deutschland ausreisen - statt geplanter 12.000. Diese Zahl ist skandalös und ein Hohn für diejenigen, denen man vollmundige Versprechen gemacht hat.“

Kritik an rot-grüner Politik

Die queere Organisation der Partei Die Linke macht dabei direkt die Ampel-Koalition verantwortlich, insbesondere die Resorts unter Leitung der Grünen und der SPD: „Diese humanitäre Pflichtverletzung reiht sich ein in eine lange Geschichte katastrophalen Versagens nicht nur in der Afghanistan-Politik der Bundesregierung, sondern auch zunehmender Verschärfung des Asylrechts und der Abschottung Deutschlands und der EU. Humanitäre Visa für queere Menschen werden auch mit Blick auf zum Beispiel Russland oder Uganda kaum vergeben. Es ist unsäglich, dass ausgerechnet die rot-grünen geführten Ressorts des Inneren und Äußeren den Rechtsruck in der Asyl- und Migrationspolitik exekutieren.“ Die Forderungen von Linke.queer indes sind ein vereinfachtes Asyl für LGBTI*-Flüchtlinge, legale Fluchtrouten und eine zentrale Anlaufstelle im Ausland.

Kommen 100 LGBTI*-Afghanen jetzt monatlich?

Anders indes interpretiert Jörg Hutter vom Bremer Verein Rat und Tat das Bundesaufnahmeprogramm – der Verein betreut aktuell rund 500 homosexuelle und queere Menschen in Afghanistan. Hutter hofft, dass künftig bis zu einhundert vom Tode bedrohte LGBTI*-Afghanen jeden Monat nach Deutschland kommen können – Ziel seien insgesamt bis zu 2.000 homosexuelle und queere Menschen. „Das Bundesaufnahmeprogramm zählt zu den Erfolgen der derzeitigen Bundesregierung. Es kann weltweit als Vorbild für eine ebenso humanitäre wie geordnete Migrationspolitik dienen, die die Würde des Menschen in den Mittelpunkt stellt.“

Auch Interessant

Millionenstrafe für Grindr

Weitergabe von sensiblen Daten

Das Urteil bleibt bestehen: 5,8 Millionen Euro Bußgeld, weil Grindr in Norwegen offenbar sensible Daten von Nutzern weitergegeben hat.
Kritik an der Ampel

Wo bleiben die Reformen für Familien?

Werden Regenbogenfamilien im Stich gelassen? Bis jetzt gibt es noch immer keinen Gesetzentwurf zur Reform des Abstammungsrechts, kritisieren Verbände.
Verbotene Bücher

Kampf gegen die US-Zensur

Kreativer Kampf gegen die US-Zensur: Eine Buchhandlung in San Francisco verschickt LGBTI*-Bücher in homophob regierte US-Bundesstaaten.
Homosexualität bleibt illegal

Unerbittliche Richter in Malawi

Die Richter des Obersten Gerichts in Malawi zeigen sich unerbittlich: Schwulen drohrn auch weiterhin 14 Jahre Haft.
Angst vor Kürzungen

Offener Brief an Bundeskanzler Scholz

180 Organisationen warnen in einem offenen Brief an Bundeskanzler Scholz vor Kürzungen im Haushaltsplan 2025, darunter auch mehrere LGBTI*-Vereine.
Rechtsstreit mit Folgen

Gefahr für suizidale LGBTI*-Menschen?

Darf ein homophober Sozialarbeiter in einer Beratungsstelle arbeiten, bei der sich psyisch kranke LGBTI*-Menschen melden? Darüber streiten die Briten.