Konfrontationskurs Klares Nein zu jedweden Rechten für Homosexuelle in Serbien
Einmal mehr geht Serbiens Präsident Aleksandar Vučić auf direkten Konfrontationskurs mit der Gay-Community des Landes – in einem Interview stellte der 53-Jährige jetzt klar, mit ihm werde es in Serbien keine Anerkennung von homosexuellen Paaren geben – notfalls sei er auch bereit, ein entsprechendes Gesetzesvorhaben mit seinem Vetorecht zu blockieren.
Frustration in der Community
Die jüngsten Statements sorgen in Serbien zwar für viel Frustration in der LGBTI*-Community, dürften aber wenig überraschen; immer wieder hat sich Vučić in den letzten Jahren klar gegen die Rechte von Homosexuellen positioniert, zuletzt im Jahr 2021, als erste konkrete Entwürfe für ein sogenanntes Partnerschaftsgesetz vorgestellt worden waren.
Auch die Einführung eines sogenannten dritten Geschlechts lehnt der Staatspräsident strikt ab. Dabei wies er jetzt auch Premierministerin Ana Brnabić an, ein solches Gesetzesvorhaben ebenso nicht zu unterzeichnen. Brnabić ist selbst lesbisch und hatte sich in der Vergangenheit immer wieder für eine rechtliche Verbesserung der Lebenssituation von Homosexuellen ausgesprochen.
Bevölkerung lehnt Homosexualität ab
Die LGBTI*-Organisation des Belgrad Pride erklärte gegenüber der Presse, dass der Präsident kein Recht dazu habe, seine persönliche Meinung über den Willen der Bevölkerung zu stellen und so diese weiter zu spalten. Zudem trage er dazu bei, dass homosexuelle Menschen in Serbien weiter diskriminiert werden würden. Das Vorgehen erinnere doch sehr an diktatorisch geführte Regime, so die Organisation weiter.
Ob die Mehrheit der Bevölkerung indes tatsächlich hinter der Idee einer Einführung der Homo-Ehe steht, darf bezweifelt werden – mehrere Umfragen seit 2008 zeigten klar auf, dass viele Serben nicht viel von Schwulen und Lesben halten. Die letzte Erhebung aus dem Jahr 2017 im Auftrag des britischen Guardians hatte festgehalten, dass immer noch 65 Prozent der Bevölkerung Homosexualität für eine Krankheit halten, 78 Prozent forderten zudem, dass homosexuelles Verhalten nicht in der Öffentlichkeit gezeigt werden dürfe.
Hass und Gewalt nehmen wieder zu
Dazu passend, betont auch das Team des Belgrad Pride, dass sich die Lage für Homosexuelle und queere Menschen im Land weiter verschlechtert habe, die Nachwirkungen rund um den Euro-Pride im vergangenen Jahr hätten dazu geführt, dass die Gewalt und der Hass gegenüber der Community offenbar in der Bevölkerung sogar wieder zugenommen haben.
Im vergangenen Jahr war seitens der Regierung versucht worden, die erste paneuropäische Pride-Veranstaltung in Südosteuropa im serbischen Belgrad zu verbieten – mit einer stark verkürzten Route hatte die Demonstration mit rund 1.000 Teilnehmern schlussendlich doch stattfinden können, allerdings kam es immer wieder zu gewalttätigen Ausschreitungen mit der Polizei und Gegendemonstranten, angeheizt maßgeblich auch durch die serbisch-orthodoxe Kirche, die indirekt sogar dazu aufgerufen hatte, gegen diese „Schande“ zu den Waffen zu greifen.
Damals noch hatte sich Premierministerin Brnabić trotzdem hoffnungsvoll gezeigt und erklärt, der Euro-Pride in Belgrad werde als „Wendepunkt für die Gleichstellung von LGBTI* in Serbien und der gesamten Westbalkanregion in die Geschichte eingehen.“