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Streit um die US-Kultur
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Streit um die US-Kultur Der Hollywood-Schauspieler Harvey Fierstein erhebt schwere Vorwürfe gegen US-Präsident Donald Trump – doch sind diese wirklich wahr?

ms - 24.03.2025 - 10:00 Uhr

Harvey Fierstein ist in der amerikanischen Community kein Unbekannter und auch in Deutschland ein Gesicht mit Widererkennungswert: Der inzwischen 72-jährige Schauspieler spielte sich mit seiner besonderen, rauen Stimme in oftmals queeren und schwulen Charakteren in die Herzen vieler Menschen. Besonders in Erinnerung dürfte er mit seinen Rollen in „Mrs. Doubtfire“, „Independence Day“ oder auch „Bros“ geblieben sein. Daneben engagiert er sich seit Jahren für LGBTIQ*-Rechte, schreibt Bücher und Theaterstücke und wurde 2016 mit dem Hollywood Walk of Fame ausgezeichnet. 

Kampf dem „woken“ Kulturvirus?

Alles bestens also? Nicht ganz, denn inzwischen wird eifrig darüber diskutiert, ob Fierstein jüngst die Wahrheit gesagt hat oder die aufgeheizte Stimmung unter der neuen Trump-Administration in den USA politisch für seine eigenen Zwecke ausgenutzt hat. Was war geschehen? Der mehrfach preisgekrönte Schauspieler hatte behauptet, er und seine Theaterstücke seien nach der Übernahme des altehrwürdigen John F. Kennedy Centers for the Performing Arts in Washington DC  durch Donald Trump aus dem Programm geworfen worden, mehr noch, man habe ihm Hausverbot erteilt. 

„Ich bin aus dem Kennedy Center verbannt worden. Ein paar Leute haben mir geschrieben und mich gefragt, wie ich über Trumps Übernahme des Kennedy Centers denke. Was denken Sie, wie ich mich fühle?“ Das Kulturzentrum hat in den ganzen USA einen großen Namen und sorgte zuletzt für Schlagzeilen, weil der schwule Männerchor Gay Men's Chorus ausgeladen worden war – über die tatsächlichen Gründe wird auch hier bis heute gestritten. Hat es damit zu tun, dass Trump als neuer Gremium-Chef den „woken Virus“ bekämpfen möchte?

Appell an die US-Bürger 

Nun also der Rauswurf eines berühmten schwulen Künstlers? „Ich habe mehr als 50 Jahre lang für unsere Bürgerrechte gekämpft und muss nun mit ansehen, wie sie von einem Mann weggenommen werden, dem das eigentlich völlig egal ist. Er macht so etwas nur, um die religiöse Rechte zu beschwichtigen, damit sie wegsehen, während er unser politisches System zu seiner eigenen Verherrlichung ausbeutet. Trump greift die Redefreiheit an und seine einzige Loyalität gilt sich selbst. Meine amerikanischen Mitbürger, ich warne Sie – so fängt es NICHT an. So endet die Freiheit! Trump mag das 'Woke' in Amerika für tot erklärt haben. Wir müssen ihm das Gegenteil beweisen. Wacht verdammt nochmal auf!“, so Fierstein. 

Wahrheit oder Lüge?

Flammende Worte – doch sind die Vorwürfe auch wahr? Der Republikaner Richard Grenell, der im Februar dieses Jahres zum geschäftsführenden Direktor des Zentrums ernannt wurde, erklärte ebenso online, Fierstein sei auch weiterhin herzlich willkommen: „Das ist eine totale Lüge. Wer auch immer Ihnen das gesagt hat – denn Sie haben offensichtlich nicht selbst recherchiert – sollte aus Ihrem Team gefeuert werden, weil er Sie absichtlich dumm aussehen lässt. Auch ich kämpfe seit Jahrzehnten für die Gleichstellung. Sie sind nicht verbannt. Sie können sogar Hairspray oder La Cage hier im Kennedy Center aufführen. Dies ist Ihre persönliche Einladung. Lassen Sie uns gerne treffen. Allerdings nur, wenn Sie mit unterschiedlichen Meinungen umgehen können und alle einbeziehen wollen.“ Wer nun schlussendlich recht hat? Darüber wird derzeit heftig gestritten. 

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