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Klatsche für den Papst

Klatsche für den Papst Die „Schwuchteln“ beim Rom-Pride machen sich lautstark über den Papst und Regierungschefin Meloni lustig

ms - 17.06.2024 - 13:00 Uhr
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„Frociaggine“ – dieses Wort fand sich am vergangenen Wochenende beim Pride in Rom auf sehr vielen Plakaten und Transparenten als direkte selbstbestimmte Antwort auf die jüngsten verbalen Entgleisungen von Papst Franziskus. Dieser hat vor kurzem das extrem beleidigende italienische Schimpfwort benutzt, um homosexuelle Männer frei übersetzt als „Schwuchteln“ zu diffamieren. 

„Achtung, ab hier jede Menge Schwuchteln“

Kurz darauf ruderte sein Beraterstab einmal mehr zurück, bis Franziskus danach erklärte, dass schwule Männer therapiert werden sollten. Die römische Gay-Community scheint vom unglaubwürdigen Zick-Zack-Kurs des geistlichen Oberhaupts der römisch-katholischen Kirche eindeutig genug zu haben.

Selbstbewusst traten die „Schwuchteln“ auf und machten sich über den Papst lustig.  Auf den Transparenten waren Sprüche zu lesen wie: „Man kann nie zu viel Schwuchtel sein!“ oder auch „Francy, du bist in unserer Gemeinde herzlich willkommen!“ Eine lesbische Frau auf einem großen Motorrad weit vorne in der Parade hielt „warnend“ ein regenbogenfarbenes Schild hoch, auf dem zu lesen war: „Achtung, ab hier gibt es jede Menge Schwuchteln zu sehen!“ 

Kritik an Regierungschefin Meloni

Das zweite Ziel von Spot und Kritik war dann Italiens Regierungschefin Georgia Meloni, die keinen Hehl daraus macht, Homosexuelle für Menschen zu halten, die offensichtlich nicht die gleichen Rechte wie Heterosexuelle verdienen. Seit ihrem Amtsantritt 2023 hat sie dabei die Rechte von Regenbogenfamilien massiv beschnitten und die Lebenssituation für schwule und lesbische Paare mit Kindern dadurch massiv erschwert. Auch Meloni bekam auf den Transparenten ihr Fett weg, beispielsweise erklärte ein schwuler Demonstrant via Plakat: „Lieber eine Schwuchtel als bei ihr zu liegen!“ 

Bürgermeister bekräftigt Kampf für Gleichberechtigung

Nach zwei Jahren Pandemie-Pause kehrte der Pride damit fulminant in die ewige Stadt zurück: „Wir kehren  zurück, um uns Gehör zu verschaffen, indem wir die Straßen und Plätze mit unseren Körpern und unserer Stimme füllen“, so Mario Colamarino, Sprecher von Roma Pride und Präsident des Homosexuellen-Verbands „Mario Mieli“.

Insgesamt waren beim 30. Jubiläum des Roma Pride über eine Million Menschen dabei – und dass bei Temperaturen weit über 30 Grad. Darunter auch Roms Bürgermeister Roberto Gaultieri, der betonte: „Es ist wichtig, hier zu sein. Dies ist ein besonderes Jahr! Wir feiern den 30. Jahrestag, aber es ist auch deswegen wichtig, weil wir immer noch kämpfen müssen, weil wir noch nicht alle Rechte haben und noch nicht die Schritte unternommen haben, um alle rechtlichen, kulturellen oder sozialen Diskriminierungen zu beseitigen. Der Pride ist daher wie immer ein Fest, aber auch ein Moment des Kampfes!“

Katholiken sprechen von "vulgärem" Pride

Wenig verwunderlich kritisierte der Vatikan auch in diesem Jahr den Pride. Die katholische Organisation „Militia Christi“ verurteilte dabei insbesondere die römische Stadtregierung dafür, dass sie die „ideologische Demonstration“ erlauben würde, die doch „die Religion und den Glauben von Milliarden von Menschen auf vulgäre Weise verhöhnt.“ 

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