Peggy Parnass ist tot Die Kämpferin der Gay-Community starb mit 97 Jahren in Hamburg
Die deutsch-schwedische Schauspielerin und Autorin Peggy Parnass ist im Alter von 97 Jahren in ihrer Heimatstadt Hamburg verstorben. Die NS-Zeitzeugin war eine Ikone der Schwulenbewegung und kämpfte zeitlebens für Gerechtigkeit und für die Aufklärung der NS-Verbrechen. In Hamburg galt sie als die „heimliche Königin“ von St. Georg.
Ein Leben für die Gerechtigkeit
Geboren wurde Parnass im Oktober 1927 in Hamburg, ihre jüdischen Eltern wurden von den Nazis im KZ Treblinka ermordet. Parnass und ihr Bruder kamen nach Schweden und lebten dort abwechselnd bei Pflegefamilien und in Waisenhäusern, bevor sie nach Kriegsende zu einem Onkel nach Großbritannien zogen. Parnass ging später zurück nach Schweden und wurde Staatsbürgerin des Landes. Sie arbeitete als Autorin und Schauspielerin, lebte in London, Paris und Stockholm, machte sich einen Namen als Gerichtsreporterin bei den NS-Prozessen sowie als Theaterkritikerin, wurde mehrfach ausgezeichnet und kehrte schlussendlich in ihre Heimatstadt Hamburg zurück. Dort lebte sie nach einem schweren Sturz 2019 in einem Seniorenheim in St. Georg. Aktiv blieb sie trotzdem und war so auch im Sommer letzten Jahres beim Hamburger CSD mit dabei.
Große Lücke für Hamburg
Hamburgs Bürgermeister Peter Tschentscher erklärte zu ihrem Tod: „Ihr unermüdlicher Einsatz für Demokratie, Toleranz und Mitmenschlichkeit sollte uns auch in Zukunft ein Vorbild sein.“ Zweite Bürgermeisterin und Gleichstellungssenatorin Katharina Fegebank betonte überdies Parnass´ „neugierige, warmherzige und meinungsstarke Persönlichkeit, die sich stets für die Belange von Minderheiten einsetzte.“ Und weiter: „Sie hinterlässt eine große Lücke und wird mir und uns allen in dieser Stadt sehr fehlen.“
Die Linke queer erklärte: „Peggy Parnass war eine Ikone der Schwulenbewegung – und wurde es durch ihren Einsatz in den Zeiten der Kriminalisierung und Verfolgung. Ihre Auseinandersetzung mit dem Faschismus, ihre empathischen Gerichtsreportagen, ihr lebenslanger Einsatz für Minderheiten und für Emanzipation sind bewundernswert. Aufklärung im besten Sinne des Wortes hat sie betrieben. Wir sind Peggy Parnass zu großem Dank verpflichtet. Und zu mehr: sie hat mit ihrer Arbeit Maßstäbe gesetzt, an denen wir uns orientieren und die uns Vorbild sind.“
Zu ihrem unermüdlichen Einsatz für die Community erklärte Parnass vor rund fünf Jahren im Interview mit der taz: „Es haben sich Dinge geändert, Dinge, die nicht so schwierig waren, aber nichts Grundsätzliches. Ich habe mich immer für Schwule eingesetzt, und Schwule für mich, Gott sei Dank, ich war ja allein. Die ganzen Jahre, als sie wie Dreck behandelt wurden. Da glaube ich, haben wir schon einiges im Laufe der Zeit bewirkt.“