Diskriminierung in den USA Ablehnung, Mobbing, Hass - Alltag für jeden dritten LGBTIQ+-Amerikaner
Das Center for American Progress hat jetzt neuste Zahlen zur Diskriminierung von LGBTIQ+-Menschen in den USA vorgelegt und hält im Abschlussbericht fest: „Zu den wichtigsten Ergebnissen gehört, dass mehr als ein Drittel – 36 Prozent – der LGBTIQ+-Erwachsenen in den Vereinigten Staaten im vergangenen Jahr in irgendeiner Form diskriminiert wurden. Die Situation ist besorgniserregend deutlich.“
Diskriminierung im Alltag
Zum dritten Mal wurde die Studie nach 2020 und 2022 durchgeführt, befragt wurden dazu landesweit in einer repräsentativen Stichprobe insgesamt 3.360 Amerikaner über 18 Jahren, sowohl heterosexuelle wie auch homo- und bisexuelle als auch queere Personen.
„Die Ergebnisse der Umfrage von 2024 machen auf beunruhigende Weise deutlich, dass LGBTIQ+-Gemeinschaften in vielen Lebensbereichen mit Diskriminierung und Schwierigkeiten zu kämpfen haben. Diese neuen Daten können wichtige Erkenntnisse für eine evidenzbasierte Politikgestaltung, für die Versorgung von LGBTIQ+-Patienten und vieles mehr liefern“, betonen die Studienleiter. Vielfältige Formen der Diskriminierung gebe es so neben dem Gesundheitsbereich auch im Berufsleben sowie im Sektor Bildung.
Diskriminierung ist dabei für viele LGBTIQ+-Amerikaner auch im Alltag oftmals präsent, 23 Prozent von ihnen erlebt Mobbing am Arbeitsplatz. Jeder vierte Intersexuelle musste für eine medizinische Versorgung in einen anderen Bundesstaat reisen, da es in seiner Heimat gesetzliche Einschränkungen gab. Rund die Hälfte aller befragten trans* Personen wurde in Geschäften, Restaurants, öffentlichen Verkehrsmitteln und Toiletten verbal angegriffen. Jeder fünfte LGBTIQ+-Mensch wird bei der Wohnungssuche offen diskriminiert – nur einige der mannigfaltigen alltäglichen Erlebnisse.
Dramatische Langzeit-Folgen
Die Folgen jener erlebten Diskriminierungen sowie die Angst vor weiteren Attacken dieser Art sind dramatisch: Immer mehr LGBTIQ+-Menschen verheimlichen Beziehungen, bewerben sich nicht mehr auf Jobangebote oder vermeiden wichtige medizinische Untersuchungen. Rund 33 Prozent der LGBTIQ+-Amerikaner haben Behandlungen deswegen bereits komplett abgesagt – doppelt so viele wie in der Gesamtgesellschaft.
„Diskriminierung beeinträchtigt das psychische Wohlbefinden von 52 Prozent der LGBTIQ+-Erwachsenen erheblich oder noch stärker“, so die Studienleiter weiter. Die Lage wird dadurch noch verstärkt, dass Menschen aus der Community auch beim Zugang zur psychischen Gesundheitsversorgung massive Schwierigkeiten haben: Rund 35 Prozent konnten keinen Therapeuten oder eine psychiatrische Fachkraft finden beziehungsweise sich diese nicht leisten.
Probleme im Bereich Finanzen
„Neben dem geistigen und körperlichen Wohlbefinden beeinträchtigte Diskriminierung auch das finanzielle Wohlbefinden von LGBTIQ+-Menschen, wobei fast ein Drittel der LGBTIQ+-Erwachsenen (31 Prozent) angab, dass dies 'erheblich oder stärker' der Fall war“, so die Studienleiter zum Thema Finanzen. Homo- und bisexuelle sowie queere Menschen berichteten so über Schwierigkeiten, eine finanzielle Absicherung zu erlangen, viele verdienen überdies weniger als heterosexuelle Kollegen. Das durchschnittliche Haushaltseinkommen für LGBTIQ+-Erwachsene betrug im letzten Jahr 69.670 US-Dollar, mehr als 12.000 US-Dollar weniger als das durchschnittliche Haushaltseinkommen von heterosexuellen Erwachsenen.
Jeder vierte queere Amerikaner (26%) verdiente binnen eines Jahres weniger als 30.000 US-Dollar. „Dies alles deutet darauf hin, dass LGBTIQ+-Menschen trotz ihrer Ausbildung in schlechter bezahlten Jobs arbeiten als vergleichbare Nicht-LGBTIQ+-Erwachsene. Teil der Geschichte sind jedoch auch die hohen Raten von Diskriminierung am Arbeitsplatz, die von LGBTIQ+-Menschen berichtet werden“, so das Fazit im Bericht.
Als Gegenmaßnahmen empfiehlt das Center for American Progress ein neues Gleichstellungsgesetz, das die Diskriminierung aufgrund der sexuellen Ausrichtung und der Geschlechtsidentität in vielen Lebensbereichen verbieten sollte. Als realistisch wird das Vorhaben angesichts der Mehrheit der Republikaner in beiden Kammern des US-Kongresses unter einem Präsidenten Donald Trump allerdings nicht eingeschätzt.