Chemsex-Notlage in London Die Gay-Community in Großbritannien hat ein extremes Problem mit dem Drogenkonsum beim Sex
Bereits vor einem Jahr schlugen die britischen Behörden Alarm und sprachen von einer Chemsex-Welle im Land, die Rede war von rund 1.000 Toten binnen zehn Jahren in diesem Zusammenhang, verstärkt durch ein bis heute massives Vertrauensproblem zwischen Gay-Community und Polizei. Die neusten Daten deuten nun darauf hin, dass sich die Lage weiter verschlechtert hat.
Jeder Tag ein Chemsex-Notfall
Ein Sprecher der Londoner Metropolitan Police erklärte so gegenüber dem Sender ITV, dass 2024 ein neues Rekordhoch erreicht worden sei, genaue Zahlen werden noch gesammelt. Nach ersten Untersuchungen steht fest, dass es inzwischen täglich zu mindestens einem Krankenwageneinsatz aufgrund von Chemsex allein nur in der Hauptstadt London komme – jeden Tag ein Notfall durch Chemsex. Insgesamt würde zudem fast ein Drittel aller drogenbedingten Krankenhauseinweisungen in einem der größten Krankenhäuser des Vereinigten Königreichs auf die Einnahme von illegalen Substanzen beim Sex hinauslaufen. Mindestens drei Menschen pro Monat sterben inzwischen laut der Recherche von ITV News an „chemsexbedingten Problemen“.
Eine stille Krise
Chemsex ist und bleibt dabei in Großbritannien ein Hauptproblem der Gay-Community, zum allergrößten Teil werden GHB/GBL und Crystal Meth von sexpositiven Schwulen und bisexuellen Männern beim Sex konsumiert. Britische Gesundheitsexperten sprachen gegenüber ITV von „alarmierenden Zahlen“ und einer „stillen Krise“. Kritik kommt dabei gegenüber der Regierung und dem britischen Gesundheitsdienst NHS auf, die bisher praktisch keine wirksamen Maßnahmen unternommen hätten, um die Situation zu bekämpfen.
So erklärte unter anderem Dr. Naomi Fitzgerald, Beraterin für sexuelle Gesundheit am King's College Hospital: „Ich würde mir wünschen, dass der NHS die Komplexität des Problems versteht und weiß, wie viele Ressourcen erforderlich sind, um sich um diese Menschen zu kümmern.“ Als erste Reaktion auf die jüngsten Ergebnisse erklärte ein Sprecher der Regierung: „Wir haben die lokalen Behörden durch den Public Health Grant in die Lage versetzt, die Drogen- und Alkoholbehandlung und die Genesungsmaßnahmen zu verbessern. Wir werden auch weiterhin mit den Beauftragten für Substanzmissbrauch zusammenarbeiten, um den Zugang zu Unterstützungsdiensten für diejenigen zu verbessern, die in diesem Zusammenhang Drogen konsumieren.“ Nach einem wirklichen Umdenken klingt das bisher eher nicht.